Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

50 Franz schüttelte ruhig Der Leifelder mir nit bang, Wink¬ den Kopf. „Machst mir sonst paßt, d'Ba¬ lehnerin! Wenn s' cherbäurin, warum sollts kein gut thun Wenn s’ mir nit g'fallt, wird eh' nix draus und wenn s’ mir g'fallt, warum sollt' ich allweil erst um a Andre um suchen? Daß noch ein paar Wochen ver¬ geh'n thäten, eh' ich wüßt, was und wie! Und weißt, i hab' nit gar viel Zeit, der Hansl hat 's Haus übernom¬ men und will auch heiraten; da will ich nit lang im Weg stehen. „Ja, was Du nit für Neuigkeiten sagst! Der Hansl hat 's Haus übernom¬ men! Na ja, Zeit wird eh' g’wesen seir dazus hab' vorig's Jahr einmal g’hört daß Dein Vater gern trinken thut und daß 's mit der Wirthschaft stark abwärts geht, seit daß Du und Dei Bruder bei der Militari seid! „Ja, mit 'm Vatern ist nit viel zu machen mehr, seit d' Muatter nimmer lebt. Und der Hansl wird fleißig dazu schauen müssen, wenn er den Hof wieder i Aber jetzt muß — aufbringen will. doch schauen, daß i weiter komm' und den Hamtinger nit umsonst lang warten laß! B’hüt' Dich Gott, Winklehnerin, und schau, daß Du Deine Gäng' gut ver¬ richt'st!“ „Ja, ja, wird sich nix fehlen! B’hüt Dich auch Gott und ich wünsch' Dir viel Glück zu dem Vorhaben!“ Kopfschüttelnd schaute die Alte dem davonschreitenden Burschen nach und brummte mißvergnügt vor sich hin: „Thut mir gar nit g'fallen, daß a so ein saub’rer Bursch' die Bacherbäurin heira ten will. Sie könnt' ja seine Muatter sein! So jung und so alt, das ist kein Z'samm'stand! Aber na, was harb*) ich mich, was nutzt's? Ein jeder Mensch will sein' Willen haben. In Gott's Nam, mir kann's recht sein!“ Und so eilig wie möglich stapfte das Weiblein dahin, um die durch das Plaudern verlorene Zeit wieder einzubringen. *) Aergere. Der Leifelder Franz schritt rüstig seinen Weg dahin; man sah seiner Hal¬ tung und seinem Gange noch das Sol¬ datische an, seine Gewandung aber war ganz nach bäuerlichem Schnitt. Und zu diesem bäuerlichen Gewand paßte sein hübsches Gesicht mit der gesunden Fär¬ bung recht gut. In tiefe Gedanken versunken ging Franz dahin, unbekümmert darum, daß eine Schritte den dicken Staub, der auf der Straße lag, hin und wieder stark aufwirbelten, so daß sich mit der Zeit um die hohen Stulpstiefel eine dicke Staubschicht lagerte, die nirgends mehr ein Fleckchen von dem glänzenden schwarzen Leder durchscheinen ließ. Unbeachtet von Franz kam da auf einem Seitenweg ein kleiner, stämmiger Bauersmann daher, der den Dahinschrei tenden lachend anrief: „Na, na, Franz, willst mich denn nit mitgeh'n lassen, daß Du gar nit ein bißl umschaust um mich?! Und netta in der ärgsten Muld'n*) wat'st daher; wirst ein'n schön' Aufzug machen a so bei der Brautschau! Betroffen musterte erst Franz seine Stiefel, dann meinte er: „Ah, wird wohl in der Näh' vom Bacherbauerngut a Wirthshaus geben, daß man sich ein bißl reinigen kann, denk' i. denn so hieß — Alois Hamtinger, der Bauer — blinzelte den Franz von der Seite an. „Aha, willst Dich ein wenig stärken mit ein' Glasl Wein, eh Du den heikligen Gang machst? Geht Dich doch wohl ein bißl schiach (bange, furchtsam) an? Aber der Hamtinger, der täuschte sich; Franz lächelte überlegen. „Na, na, nix davon! Netta neugierig bin ich a bißl, wie 'ausschaut, d'Bacherbäurin!“ meinte er. Der Andere schupfte die Achseln und schaute ernster drein. Bedächtig sagte er! „Ja, ja, von wegen der Neugierd', das nimmt mich nit Wunder! Ein jung's, lebfrisch's Dirndl kannst Dir freilich nit erwarten, aber a kernig's Weib, das nach * Staubschichte.

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