Feld gemacht. Da roch es auch so schön und sie freute sich, daß sie Bäuerin werden sollte und nicht Tag für Tag den Biergeruch einziehen mußte. Das Alles ist jetzt weit hinter ihr und scheint sie gar nichts mehr anzu¬ gehen. Das Heu liegt schon theilweise in Schobern aufgehäuft da und Anne=Marei geht von Haufen zu Haufen, um zu ist. prüfen, ob es innen schön trocken „Die Ahne hat recht,“ denkt sie, „mir bleibt nur die Arbeit, und die ist auch ein Segen — und wer weiß —endlich einmal muß der Nazi doch zur Vernunft 7 * * kommen Inzwischen ladet man das Heu auf den Wagen, der mit seiner hochaufge thürmten Last langsam dem beinahe ein Stunde entfernten Wendelhofe zuschwankt „Der Wagen muß nochmal zurück¬ fahren,“ entscheidet die Bäuerin, „denn über Nacht darf das Heu nicht liegen bleiben, sonst kommt es nicht trocken heim.“ Esbehagt Anne=Marei im Freien; sie bleibt draußen auf der Wiese, bis der Wagen wieder kommt und hilft eifrig beim Zusammenrechen, so daß die Magd sich über die Rührigkeit der Frau wundert. Der Abend ist schon angebrochen ehe die letzte Ladung vom Steinbühl abgeht. Die Leute finden, man mache spät Feierabend und die Bäuerin ent¬ chließt sich, vorauszugehen, um für das Nachtessen zu sorgen. Auf dem Heimwege überlegt sie sich Allerlei. Morgen schon ist sie entschlossen, eingehend mit Nazi zu sprechen. Er muß gezwungen werden, ihr endlich genauen Bescheid zu sagen, wie sie stehen, und darnach soll die Zukunft eingerichtet werden. Wenns nicht anders geht,so will sie ihn zwingen, zu verkaufen. Das wird einen Kampf kosten; aber wenn ihr auch kein Glück mehr blühr auf der Welt, so will sie doch wenigstens in geordneten Verhältnissen leben. Mit der Lotterwirthschaft hier muß es ein Ende nehmen. 43 Der Weg ist ihr kurz geworden, über lauter Hin= und Herdenken; der Wendel¬ hof liegt vor ihr, ehe sie es erwartet. Wie sie in die Höhe schaut, steigt dicker Rauch vor ihr auf. Sie reibt sich die Augen, denn sie vermeint nicht recht zu sehen. Hat vielleicht eines von ihren Leuten Feuer gemacht für's Nachtessen, wie sie mit dem ersten Wagen hier waren? Das verwirft sie im nächsten Augenblick; der Rauch entsteigt auch nicht dem Schornstein; er kommt aus dem Holzschuppen. Allmächtiger Gott! es ist kein Zweifel, es brennt auf dem Hofe. Sie ist ganz allein an dem abgelegenen Ort und lange, ehe der Heuwagen in Sicht ist, schlagen schon die Flammen heraus. Der Sommer¬ wind, welcher die Wolken vor sich her jagt, die keinen Regen gebracht, facht die Flammen an, daß sie prasselnd weiter züngeln. Anne=Marei stößt einen verzweifelten Schrei aus, fliegt ihren Leuten entgegen und schickt um Hilfe ins Dorf, wo als¬ bald die Sturmglocke geläutet wird während inzwischen daheim die wenigen verfügbaren Hände ungeschickte Versuche anstellen, Herr über das Feuer zu wer¬ den. Wie die Anne=Marei die Unzuläng¬ lichkeit ihres Löschsystems erkennt, heißt sie dieselben einstellen und beginnt damit, Alles was ihr werthvoll dünkt, aus dem Hause schaffen zu lassen. Unten drinnen im Gemeindehaus steht in einer Ecke eine alte, mit Staub bedeckte Feuerspritze, die nach einiger Ueberlegung herausgeschafft wird, nach¬ dem die Sturmglocke die von der Tages¬ arbeit müde gewordenen Dörfler einiger¬ maßen zur Energie aufgestachelt hat Bis sie aber am Ziel ihrer Bestimmung anlangt, ist wenig Hoffnung mehr vor¬ handen, daß die Gebäude des Wendelhofes noch zu retten sind. Der Sonnenwirth findet sich auch bemüssigt, hinauszukommen, einmal aus Neugierde und dann, weil er schon gerade genug spitze Bemerkungen über seine Theilnahmslosigkeit beim Begräbniß des
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