Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

20 wurde. Und das war Mosner's Herzenswünsche best entgegenkommend! Die Zukunft war auch der Freude und Mühe werth, daß man sie besprach! Schon nach vierundzwanzig Stunden verließ der Heimgekehrte das Dorf als Civilist in seinen Baucrnkleidern. Der Herr Major hatte ein Gut im Banate und dort sollte Mosner Wirth- schastsverwalter sein. Das Frühjahr brauchte schon einen Mann in Feld und Wald und Hof. Es war bereits ein sehr verständiges Weibsbild vorausgegangen, um das häusliche Anwesen zu ordnen, und das besaß aus einem Erbschaftserlös von Haus und Gründen so viel, um Alles recht lieblich und bequem herzurichten. Sie war eine Witwe und hieß — Anne Marie! Rückwärts des Dorfes gingen Hans und der Major zum bereitstehenden Wagen, um | alles Aufsehen zu vermeiden; aber Bursche hatten Wind bekommen — und es jauchzte dem Reiseuden ein Abschied nach, daß ihm das Herz vor Lust und Leid aufging! „Nun?" sagte der Major, als er Hans Mosner auf die Schulter klopfte, indem derselbe in den Wagen stieg. Dieser griff mit einer Hand nach einer alten Zither, die an der Seite des Wagensitzes stand, fuhr leise, einen Accord anklingend, mit den Fingern darüber hin und flüsterte, indem sich ihm die Augen näßten: D'Heimat und d'Herzen Reißt nix von cinand — Im Himmel möcht i sein Und dahoam in mein Land! In Wbezahl's Eisrevier. Humoreske von Walter Schonnu. Ein Bergungen eig'ner Art Ist 'ne Hörnerschlittcnfahrt! o dachten auch die Mitglieder eines Scatkränzchens, welches allwöchentlich einmal abwechselnd bei einer der drei dazugehörigen Familien abgehalten wurde und bestimmten den stattlichen Inhalt ihrer Scatcasse zu einer Winterfahrt ins Riesengebirge. Es waren drei junge Ehepaare, denen der Himmel noch voller Geigen hing und die Scatabende standen infolge dessen stets im Zeichen ausgelassenster Heiterkeit und ihre Dauer währte nicht selten bis 2 Uhr Nachts. Die Damen spielten auch •— wenn auch nicht Seat — so doch ein ebenfalls sehr amüsantes Kartenspiel, welches den etwas mystischen Namen „Schnipp, schnapp, schnurr, pastolorum" führte und an die Aufmerksamkeit der Mitspielerinnen keine kleinen Anfordernngcn stellte. Wehe der Unaufmerksamen, welche einen Stich verpaßte oder mit einer falschen Karle anfing — glänzend blieb sie dann zum Schluß mit der ganzen Hand voll Karten sitzen, deren jede einzelne sie mit fünf Pfennigen bezahlen mußte, den Spott und das Gelächter der Anderen noch mit in Kauf nehmen müssend. War es da ein Wunder, wenn die Aermste durch ein wenig „Mogeln" noch ein paar Karten loszuwerdeu versuchte? — Wurde dies aber bemerkt, so gab es eincu Mordsspectakel und weil derartige Mogeleien gar zu oft vorkamcn, so wurden die Damen bald aus dem Spielzimmer der Männer verbannt und. mußten im Nebenzimmer ihre Kämpfe ausfechten, bis die Mitternachtstunde dem Spiele ein Ziel setzte und beide Parteien noch zu einem gemüthlichen Plauderstündchen vereinte.

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