Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

168 Scheinwerfer vorn Thurme der Huber'schen Billa die brillante Beleuchtung noch vervollständigte. Vor Eintritt der Dämmerung wurden in einer eigenen Arena auf dem großen freien Platze hinter der Ausstellungshalle verschiedene Volksbelustigungen arran- girt, woran sich die Jugend zum Gaudium der Zuschauer lebhaft betheiligte. Auf diesem Platze concertirte die Bürgercorps- Musikcapelle, während die Militüreapelle im Musikpavillon spielte, vor welchem liebreizende Mädchen aus den ersten Kreisen der Stadt Lampions, Papierserpentinen und andere Belustigungsgegenstände feilboten, die reißenden Absatz zu Gunsten des Ausstellungsfonds fanden. Im fröhlichen, ungezwungenen Treiben unterhielt sich Alles aufs Beste. Ein prächtiges Feuerwerk beschloß die Darbietungen dieses Abends, der zu den vergnügtesten der Ausstellung gezählt werden kann. , In der Reihe der rauschenden Festlichkeiten folgte nun das große Feuerwehr- f e st am 3. und 4. September anläßlich des 35-, beziehungsweise 30jährigen Bestandes der Freiwilligen Feuerwehr S t e y r und der Freiwilligen Waffenfabriks -Feuerwehr, an welchem die Bevölkerung ebenfalls freudigsten Antheil nahm. Zum sichtbaren Zeichen der herzlichen Sympathien, welche man den Feuerwehren, diesen populären und segensreich wirkenden Instituten, entgegenbringt, hüllte sich die Stadt in reichen Flaggen- schmuck. Zur Vorfeier fand am 3. September im Casino ein B e g r ü ß u n g s a b e n ^ statt, zu welchem schon viele auswärtige Festgäste eintrafen. Bei den Klängen der Musik- eapelle der Freiwilligen Feuerwehr Steyr's, bei Toasten und gegenseitigem Zutrinken verlief der Abend in fröhlichster Festesstimmung. — Am Morgen des eigentlichen Festtages hielten die meisten zum Feste erschienenen fremden Feuerwehren unter Musikklängen ihren Einzug in die Sradt. Leider herrschte keine günstige Witterung, denn von Zeit zu Zeit rieselte ein seiner Regenschauer nieder. Der Vormittag wurde mit Besichtigung der Depots und der Landesausstellung, sowie mit dem Frühschoppen verbracht. Nachmittags 2 Uhr ralliirten sich die Feuerwehren am Wieser- feldplatze zum Festzuge, während die Trains der beiden jubilirenden Feuerwehren ! in voller Ausrüstung mit ihren Gerüchen auf den Stadtplatz zur Musterung und Hauptübung abrückten. Dichtgedrängtes Publicum bildete in den Straßen und am Stadtplatze Spalier. Unter den strammen Klängen von vier Feuerwehr-Musikcapellen marschirte der Festzug vor dem Rathhause auf. Es waren 51 Feuerwehren mit rund 770 Mann aus Nah und Fern erschienen. Bürgermeister Redl begrüßte die Festgäste Namens der Stadt, feierte in anerkennenden Worten die Thätigkeit der beiden Freiw. Feuerwehren Steyr's während ihres 35-, resp. 30jährigen Bestandes, und brächte ein dreifaches „Gut Heil" auf dieselben aus, in welches die vieltausendköpfige Menge begeistert einstimmte. Sodann nahm Bürger- meisterR e d l, begleitet vomVieebürgermeister Victor Stigler, mehreren Gemeinderäthen, den Obercommandanten Franz Lang und Director Otto Schön a u e r, sowie mehreren Cominandomitgliedern die Musterung der beiden genannten Feuerwehren vor, welche zur vollsten Zufriedenheit ausfiel. Hieran schloß sich dann die trefflich durchgeführte Haupt Übung am Stadtplatze au sieben Häusern zu beiden Seiten des Rathhauses. — Nach beendeter Uebung defilirten die beiden Feuerwehren Steyr's vor dem Bürgermeister und rückten wieder in ihre Depots ab, während der Festzug zum Ausstellungsplatze marschierte. Leider begann es bald wieder zu regnen, so dass der am Ausstellungsplatze projectirte Festcommers in die Casinolocalitäten verlegt werden mußte. Zu demselben hatten sich wieder viele Honoratioren, an deren Spitze Bürgermeister Redl, sowie Vertreter des Bürgercorps und des Veteranenvereines eingefunden. Obercommandant Franz Lang eröffnete den Sommer? mit einer schwungvollen Ansprache, in welcher er einen Rückblick auf die vor 35 Jahren durch die Anregung des Turnvereines Steyr erfolgte Gründung der Freiwilligen Feuerwehr warf und schließlich Se. Majestät als erhabensten und mächtigsten Förderer des Feuerwehrwesens feierte, welche Worte in ein dreifaches Hoch auf denselben ausklangen, das brausend erwiedert wurde. Die beiden festgebenden Feuerwehren schickten an die Cabinetskanzlei des Kaisers ein Huldigungstelegramm ab. — Sodann Übergaben Bürgermeister Redl Namens der Stadtgemeinde und Traincommandant Halter Namens des Centralverbandes der öberösterreichischen Feuerwehren an jene Feuerwehrmänner, welche den beiden Feuerwehren Steyr's durch 25 Jahre angehören, Anerkennungsdiplome. Es waren das die Feuerwehrmänner Heinrich D u n st, Carl H e i d l m e y r, Carl E n g l, Heinrich Eiden- b ö ck, Johann L eutgeb, Robert Stengl und Franz N a g e n k ö g l. Der Erstgenannte, Mitglied der Waffenfabriksfeuerwehr, erhielt außerdem von seinen Cameraden ein Goldstück in Etui, und Traincommandant Carl Engt von den Mitgliedern des zweiten Trains ein prachtvolles Tableau mit deren photographischen Porträts. Unter Ansprachen und Toasten, welche alle jubelnde Zustimmung fanden, verlief der Abend bei animirtester Stimmung der Festtheilnehmer, wozu die Musikcapellen der beiden Feuerwehren Steyr's durch ihre exquisiten Borträge nicht

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