Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

161 Am 26.August abends brach imGeschäfts- locale der Weißwarenhändlerin Therese Lechner in Steyr, Pfarrgasse Nr. 14, aus ganz unaufgeklärter Ursache ein Brand aus, dem Waaren im Werthe von 500 fl. zum Opfer fielen. Das Feuer war durch Passanten bemerkt worden, welche in Gegenwart des dazu gekommenen Feuerwehr-Traincommandanten Carl Eng! die Balken des Ladens aufsprengten und im Vereine mit dem Rauch- fangkehrermeister Schachinger und dessen Gehilfen bald den Brand löschten, so dass die Freiwillige Feuerwehr nicht auszurücken brauchte. Der Handlungsreisende Gustav D i en st l aus Wien starb am 28. August Morgens, nachdem er in Steyr im Hotel „Steyrerhof" übernachtet hatte, in seinen: Bette an Lungenödem eines plötzlichen Todes. Am 30. August fand in Teruberg das Begräbniß des allgeinein geachteten,’ alten Zehnerjäger - Veteranen Josef Riegelthaler, Oekonomen im Wurmbachgraben, Schwiegervaters des k. k. Wacheinspeetors Eduard Jung in Garsten, statt, welcher in seinem 74. Lebensjahre verschieden war. An dem Leichenbegängnisse betheiligte sich der dortige Veteranenverein, dessen Schützen am Grabe die Ehrensalven abgaben. Dem ehemaligen Messerfabrikanten in Reichraming, Michael Grill, welcher schon Anfangs Juli den Betrieb seiner Messerfabrik eingestellt hatte und später mit seiner Familie nach Wien übersiedelte, veranstaltete die dortige Sängergesellschaft am 31. August eine herzliche Abschiedsfeier. Wenn wir noch einen kurzen Rückblick auf den abgelaufenen Zeitraum werfen, so können wir constatiren, das; derselbe für dieLand- w i r t h s ch a f t im allgemein günstig war. Die Witterungsverhältnisse gestatteten bei ziemlich gleichmäßiger Vertheilung von Sonnenschein und Regen das gute Gedeihen der Feldfrüchte und anch während der Erntezeit hatten mir mit Ausnahme weniger Regentage das prächtigste Wetter. Der wiederholte Hagelschlag in diesem Sommer in einigen Strichen des Bezirkes richtete zwar so manchen Schaden an, der vereinzeltenLaudwirthen dieHoffnung auf eine recht reiche Ernte raubte und das Erträgnis; ihrer Culturen schmälerte, jedoch nicht in den; Maße, wie es im Vorjahre in Folge der Mißernte der Fall gewesen. Besonders reich war die Ernte an Mostobst, wodurch sich auch die Aussicht auf einen echten, guten vaterländischen Trank wieder ergibt. Die Bauthätigkeit war wieder eine sehr rege. Wenige Orte im Bezirke dürfte es gebe», welche nicht diese oder jene bauliche Veränderung von mehr oder weniger Bedeutung aufzuweisen haben. In Tern- b e r g wurde ein netter, entsprechender Schulbau durchgeführt, in Bad Hall erfuhr dieLandes-Curanstalt eine Erweiterung, m Reichraming und Kleine am ing wurde an Kirchenbauten emsig gearbeitet, in Kirchdorf wurde eine Wasserleitung angelegt, und so wäre noch Vieles hervorzuheben. Auch in Steyr war man in baulicher Richtung nicht müßig, namentlich aber im Vororte Rens ch ö n a u wurden fleißig Häuser gebaut. In Pyrach erfuhr die Reithoffer'sche Gummiwaarenfabrik wesentliche Erweiterungen. — Besonders hervorzuheben ist anch noch die Thätigkeit des Kirch enrestaur irungs-Vereines in Stey r, welcher im abgelaufenen Zeiträume zur stilgerechten Verschönerung der altehrwürdigen Stadtpfarrkirche eine bedeutende Arbeit geleistet hat. Im Schiffe der Kirche wurde unter Anderm ein neues, sehr hübsches Pflaster aus der Wienerberger Ziegelfabrik gelegt, wozu nahezu 20.000 Platten benöthigt wurden, und weiters wurde das Gaslicht in die Kirche eingeleitet, so daß dieselbe nun durch 31 Gasflammen erhellt werden kann. Was gewerblicher Fleiß und industrielle Thätigkeit geleistet, welchen Aufschwung jeder Zweig derselben in den letzten Jahren genommen, davon gab die vom 18. August bis 18. September 1898 in Steyr abgehaltene OberösterreichischeLandesausstellung ein sprechendes Zeugniß. In: nachfolgenden Artikel wollen wir ein kurzgedrängtes Bild von der Ausstellung und deren glänzenden Verlauf vor dem Leser entrollen. Aie Hberösterroichjscho Landesausstellung in Steyr. Hochverdiente Männer der Stadt Steyr hatten schon im Jahre 1897 den Beschluß gefaßt, im Jubeljahre derRegierung unseres Kaisers eine Ausstellung für Kunst, Gewerbe, Industrie, Landwirthschaft u. s. w. zu veranflalten, welche ein übersichtliches Bild des Fortschrittes auf diesen Zweigen im ganzen Lande bieten sollte, und dieser Zweck (das kann getrost behauptet werden) wurde vollkommen erreicht. Wir wollen zunächst über die vorbereitenden Arbeiten zur Ausstellung berichten. Ein aus dem Gemeinderathe gewähltes Comite, welches aus den; Bürgermeister Johann Redl, den Gemeinderäthen Franz Lang, Georg Lintl, Franz Tomitz und dem Stadtsecretär Galt als Schriftführer 13

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