Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

157 Holzfällen im Forste Hinter r a n n a, in- bem er von einem schiveren Holzbloche am Kopfe getroffen wurde, was seinen Tod znr Folge hatte. In Nenzeug wurde am 1V. Juli der geachtete Messerermeister Gottfried Weich- felbaumer zu Grabe getragen. Der Verblichene war Mitgründer der im Jahre 1882 ins Leben getretenen Liedertafel in Sierning- hofen und bis vor wenig Jahren als erster Tenor eine Stütze des Vereines, daher sich letzterer corporativ an dem Leichenbegängnisse betheiligte. Der greise Dechant Hochwürden Norbert P u r s ch k a in Waldneukirchen verschied am 18. Juli nach längerem Leiden im Alter von 85 Jahren. Die Nachricht von seinem Ableben verfehlte nicht, im ganzen Lande und darüber hinaus tiefste Theilnahme zu erwecken, ging doch mit ihm nicht nur ein allgemein hochverehrter, überaus pflichteifriger Priester, sondern auch ein wahrer Volksdichter dahin, dessen Namen sein Volk nie und nimmer vergessen wird. Norbert Purschka war zn Linz im Jahre1813 als Sohn eines Beamten der bischöflichen Kanzlei geboren. Er absol- virte das Linzer Gymnasium und das dortige Priesterseminar und feierte 1896 seine Primiz. Er wirkte zuerst als Caplan in Dietach, dann als Pfarrer in Grünburg und Dechant Norbert Purschka, Volksdichter. pastorirte seit 1873 in Waldneukirchen. Im Jahre 1863 wurde er zum Dechant (Decanat Spital) ernannt. Seine reichen Erfahrungen während seines mehr als 60jährigen Wirkens im Volke legte er in künstlerischer Verklärung in den mannigfaltigen Schöpfungen seiner mundartlichen Dichtung nieder und verschaffte sich hiedurch den wohlverdienten Namen eines Volksdichters. In der Einleitung zu Purschkas Gedichten, welche in dem Werke „Aus da Hoamat" (1888) ew schienen sind, heißt es u. A.: „Der säuberlich geordnete Manuscriptkasten, darin viele zur Zeit noch ruhen, schließt einen wahren Schatz heimatlicher Poesie ein, der für die Culturgeschichte unseres Volkes ebenso werthvoll ist, wie für die heimische Literatur; aus Purschka's Werken redet ein Dichter von Gottes Gnaden zu seinem Volke, das ihm . überreich Verehrung und Dank schuldet, und ' gewiß in solchem Maße auch abtragen wird, öffnet sich eimnal jenes Schatzkästlein in vollem Umfang." Der Priester und Dichter wurde aber in Purschka schon zu Lebzeiten geehrt, indem er nicht nur von der geistlichen Behörde, sondern auch vom Kaiser (1887) durch Verleihung des Franz-JosefOrdens ausgezeichnet worden war. Waldneukirchen hat zu Ehren seines nun verblichenen Pfarrers manch' schönes Fest gesehen. Im Jahre 1886 beging Purschka sein 50jähriges Priesterjubiläum. Am 5. Juni 1893 wurde sein 80. Geburtstag in großartiger Weise gefeiert, wobei Dr.Matosch das Hanpt des Jubilars mit dein silbernen Lorbeerkranze schmückte, und 1896 war dessen 60jähriges Priesterjubiläum, welches wieder dem edlen Priester und gottbe- gnadeten Volksdichter große Ehrungen eintrug. Der Verstorbene war Ehrenbürger von Waldneukirchen und Grünburg und erfreute stich größter Beliebtheit und Verehrung in den weitesten Kreisen. Ein ehrendes Andenken ist dem Volksdichter im Priesterkleide für alle Zeiten gesichert. Das Leichenbegäng- niß des hochgeach- teren Mannes fand unter großartiger Betheiligung aus Nah und Fern statt. Den Conduct führte der Hochwürdigste B i s ch o f von Linz bis zur Kirche, und von da bis zum Friedhofe Hochwürden Ehrendomherr und Dechant Johann N. Dürrnb erg er aus Steyr. In der Dorfkirche hielt der Bischof unter Assistenz ein Requiem. Kirche, Schule, Pfarrhof und andere Häuser hatten Trauerfahnen ausgesteckt, am Wege, den der Leichenzug nahm, bräunten die schwarzumflorten Straßenlaternen. Am Leichenzuge nahmen theil der k. k. Bezirkshauptmann von Kirchdorf, die Bürgermeister von Waldneukirchen und allen Nachbargemeinden, 40 Priester, die Schuljugend mit dem Lehrkörper, die Feuerwehr, die Liedertafel von Grünburg-Steinbach, welche am offenen Grabe einen Trauerchor sang, die Herren vom Stelzhammer-Comitö und eine große Menge anderer Leidtragender aus allen Ständen. Weißgekleidete

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