Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

154 aus Budweis beim Feste engagirt. Trotz ! des feinen Sprühregens, der sich am frühen Morgen eingestellt hatte, später aber nach- ließ, wurde" um 7 Uhr Morgens auf dem Exercierplatze eine Feld messe abgehalten, welche Hochwürden Canonicus Dürrn- berger eelebrirte. Außer den oben genannten hohen Festgästen waren hiezu erschienen Bürgermeister Redl, Vicebürger- meister Stigler, Kreisgerichtspräsident Eigl, Staatsanwalt Dr. Schober, OberPostverwalter Donaubauer, der rumänische -Oberlieutenant Angelescu, die Officiere des Bürgercorps mit dem Commandanten Pilat, sowie die Offieiersdamen. Zur Messe war das gesammte Bataillon in Paradeadjustirung mit seinem Commandanten Oberstlieutenant v. Bonelli ausgerückt, welcher nach Beendigung des Gottesdienstes an die Mannschaft eine begeisternde Ansprache hielt, indem er die Bedeutung des Tages in zündenden Worten klarlegte und das Bataillon aufforderte, im^Ange- sichte des silbernen Ehrenhornes den Schwur der Treue zum Monarchen und zum Vaterlande zu erneuern. Während der Messe hatte die Militärcapelle das Deutsche Hochamt von Haydn und nach derselben die Volkshymne gespielt, das Bataillon gab drei Dechargen ab und die Signale waren auf dem silbernen Ehrenhorn geblasen worden. Mit der Defilirung des Bataillons vor Feldmarschall-Lieutenant Latour endete die Feier. — Später besichtigten die Festgäste das unter einem Zelte auf dem Exercier- Platze ausgestellte Ehrensignalhorn des Bataillons und die vielen reich ausgestatteten Schützenpreise. Der Werth der letzteren umfaßte 800 Gulden in Ducaten, Gulden- und Kronenstücken, sonne vier silberne Uhren, und waren von den hohen Festgästen, von alten Zehnerjägern, vom Officierscorps und dessen Damen gespendet. — Das Bestschießen wurde seitens der Officiere auf der Ehrenscheibe eröffnet, worauf 42 der besten und bravsten Schützen des Bataillons und 24 alte Zehnerjäger mit dem eigentlichen Wettbewerbe an die Reihe kamen. — Während die Mannschaft und die alten Zehnerjäger in der Kaserne ein Festessen hatten, fand im Hotel „Schiff" das FestDiner des Officierscorps mit 70 Gedecken statt. Der große Saal dortselbst war prächtig decorirt und mit den Büsten des Kaisers und der Kaiserin, sowie mit Bildern früherer Commandanten des Bataillons geschmückt. Unter den geladenen Festgästen waren auch erschienen Bürgermeister Redl und Kreisgerichts-Präsident Ei g l. — In sehr heiterer Tafelrunde nahm das Diner bei vielen Toasten, deren erster Er. Majestät dem Kaiser galt, und den Borträgen der Militärcapelle einen glänzenden Verlauf. — Der Nachmittag des Festtages war der ungebundenen Freude gewidmet. In Schaaren war die Bewohnerschaft der Stadt aus allen Ständen auf den Exercierplatz geeilt, wo das Bataillon ein förmliches Volksfest in des Wortes schönster Bedeutung ver- anstaltete. Künstlerproductionen, komische Aufzüge wechselten mit allerlei Volksbelustigungen, Wettbewerben, sowie Vor- trägen der „Zöhner Schrammeln", und Militär und Civil unterhielt sich dabei, in schönster Harmonie vereint, bis zum späten Abend auf's Beste. Die höchst gelungenen Darbietungen, mit welchen sich die Mannschaft des Bataillons producirte, fanden reichen, allgemeinen Beifall. — Ein F e st c o n c e r t im Hotel „Schiff", zu welchem sich eine sehr illustre Gesellschaft eingefunden hatte, bildete den würdigen Abschluß des schönen Tages. Bei demselben erzielte die genannte Militärcapelle mit ihrem Kapellmeister Pietschmann einen durchschlagenden künstlerischen Erfolg. Das Jubel- Sieges-Fest des Bataillons war nach jeder Richtung hin voll und ganz gelungen. Am 11. Juni fand in der Stadtpfarrkirche zu Steyr die Vermählung der Eisenhändlers- und Hausbesitzerstochter Therese Wolfarts b erger mit dem Beamten der österr. Waffenfabrik Carl M a y e r statt. Der hochwürdigste Herr Bischof von Linz Dr. Doppelbauer hatte am 11. Juni in Adlwang die heilige Firmung gespendet und kam von dort nach Gleink, wo derselbe ebenfalls sechs Zöglingen des Erzie- hungs - Institutes das heilige Sacrament spendete, worauf er sich nach Steyr begab. Am 13. Juni fand die heilige Firmung in St. Ulrich bei Steyr statt, wozu sich 921 Firmlinge mit ihren Pathen aus Steyr und weiter Umgebung eingefnnden hatten. In Kremsmünster verschied am 11. Juni der allseits hochgeachtete Gastwirth und Hausbesitzer Mathias W i n d i s ch- bauer. Das Leichenbegängnis; desselben fand unter großer Betheiligung der mit Musik ausgerückten Bürgergarde, der Freiwilligen Feuerwehr, des Veteranenvereines sowie der Honoratioren des Marktes statt. Mitte Juni ging das Ortbauerngut des M. Albaner in Reichraming an den Holz- und Bretterhändler A. Ger st n e r aus Marienbad um den Kaufpreis von rund 40.000 fl. über. Ferners erwarb im selben Orte Josef Preuer sen. aus Trattenbach die Gastwirthschaft des Julius Taitl um 10.550 fl. Die allseits geehrte Familie Taitl übersiedelte nach Behamberg. Am 16. Juni verschied in Grimburg der in weiten Kreisen bekannte und geachtete Gasthof- und Realitätenbesitzer Caspar Nuß b a umer nach langem Leiden in seinem 77. Lebensjahre. Derselbe war seit dem Jahre 1847 Besitzer des renommirten Gasthofes, welcher eine beliebte Absteigestation

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