Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

152 Der Veteranenverein in Losen- stein feierte am 30. Mai sein 25 fahriges Gründungsfest, zu welchem die Vereine aus der nächsten Umgebung sowie viele andere Festgaste erschienen, in solenner Weise. Aus unbekannter Ursache entstand am 30. Mai in dem Grabergergnte zu Pelludorf bei Kematen ein Schadenfeuer, welches das Anwesen total einäscherte. Eine Kuh sowie alle Schweine verbrannten, acht Rinder mußten nothgeschlachtet werden. Sämmtliche Futtervorrathe und Fährnisse wurden ein Raub der Flammen. Man muthmaßte Brandlegung. Am Brandplatze waren mehrere Feuerwehren aus der Umgebung thätig. Am selben Tage ertrank in St. Leon- hard, Gemeinde Pucking, der 36 Jahre alte Bauernknecht Ferdinand S e p p in einer Hauslacke beim Niederedergute. Am 31. Mai Abends wurde in Steyr der Officiersdiener Johann Rotteneder durch seinen Kameraden Carl Kor n- t h e i e r vom Tode des Ertrinkens im Ennsflusse gerettet. Der beim Bau des neuen Sparcasse- gebäudes in Steyr beschäftigt gewesene, 20 Jahre alte, verehelichte Maurerlehrling Carl B r u n n e r aus Kronstorf wurde am 1. Juni von einem schweren Kastenwagen, mit welchem Banschutt vom Hofraume auf die Straße befördert wurde, überfahren und derart schwer verletzt, daß er während des Transportes in das Krankenhaus seinen Geist aufgab. Anfangs Juni ernannte der Gemeindeausschuß in Micheldorf den hochwürdigen Pfarrer in Heiligenkreuz P. Jakob D e n k- gott in dankbarer Anerkennung seines 35 jährigen, sehr verdienstvollen Wirkens in dortiger Gemeinde zum Ehrenbürger. In der zweiten Schwnrgerichtsperiode dieses Jahres in Steyr, Änfangs Juni, wurde der 25 Jahre alte, unstet herum- vagirende Franz Alt hüber aus Grassing wegen Diebstahls zu drei I a h r e n schweren, verschärften Kerkers verurtheilt. — Der 27 Jahre alte, in Nazberg bei Micheldorf wohnhaft gewesene Knecht Franz Fehringer wurde wegen des Verbrechens der Nothzucht zu fünf Jahren schweren Kerkers verurtheilt, während der 26 Jahre alte, zuletzt in Dietachdorf wohnhaft gewesene Fleischergehilfe Anton Hinterstein er von dem Verbrechen der versuchten Nothzucht freigesprochen und nur wegen Uebertretung, betreffend Vor- enthaltnng eines kleinen Geldbetrages, mit 7 Tagen Arrest bestraft wurde. — Der nach Vorderstoder zuständige, 61 Jahre alte Bauernknecht Florian P e r n egge r, zuletzt im Dienste am Glinsergute in Vorder tambergau, welcher schon wiederholt vorbestraft war, wurde wegen Gewohnheitsdiebstahls zu fünf Jahren schweren Kerkers verurtheilt. In Steyr verschied am 3. Juni die Gemahlin des Gemeinderathes, Obercommandanten der Freiwilligen Feuerwehr und Bürstenfabrikanten Franz Lang, Frau Anton ie Lang, geb. Tauschek, nach längerem Leiden in ihrem 42. Lebensjahre. Die Verblichene genoß ob ihres anspruchlosen, bescheidenen und liebenswürdigen Wesens, sowie ihres wohlthätigen Sinnes allgemeine Verehrung und Liebe. Am 3. Juni Nachts brannte das Mitter- gut der Eheleute Georg und Maria P a s s e n b r n n n e r zu Weichstetten bis Weichstetten. auf das Mauerwerk nieder. Das Feuer ergriff das Nachbargut der Eheleute Carl und Franeisca F o r st n e r, welches ebenfalls ein Raub der Flammen wurde. Am Brandplatze waren nur wenige Personen aus der nächsten Umgebung mit den Ortsfeuerspritzen von Weichstetten und Than- stetten erschienen. Das Vieh wurde in beiden Gehöften gerettet, doch gingen sämmtliche Heu- und Strohvorräthe, viele Wägen und Oekonomiegeräthe zu Grunde. Am nächsten Tage Abends wurde das Preblergut des Oekonomen G. Krenn- h u b e r in Austerbreitenan durch ein Schadenfeuer vollkommen eingeäschert. Am

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