Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

145 Am 6. Mai Vormittags enstand im M a u tz e n b ö ck g u t e Nr. 20 zu Ried bei Kremsmünster ein Schadenfeuer, welches in kurzer Zeit das ganze Anwesen in Asche legte. Es verbrannten Hiebei nebst allen Futter- vorräthen und Fährnissen 13 Stück Rinder und 12 Schweine. Bei den Lösch arbeiten waren die Feuerwehren von Kremsmünster und Wartberg, sowie mehrere Ortsspritzen thätig. Man vermuthete Anfangs als Entstehungsursache des Brandes ein Rauchfangfeuer, erst drei Monate später wurde die 12 Jahre alte Maria E d l i n g e r, ivelche auf dem abgebrannten Gute bedienstet gewesen war, gelegentlich deren Brandlegung in Kohlen- dorf als Brandlegerin eruirt. Der Verein der Schulfreunde in Steyr hielt am 7. Mai seine Hauptversammlung ab. Aus dem Jahresberichte dieses so humanitär wirkenden Vereines geht hervor, daß aus den Vereinsmitteln im abgelaufenen Jahre für Lehr- und Lern- mittel 321 st. 50 kr. ausgegeben und zu Weihnachten an arme Schüler 352 PaarSchuhe vertheilt worden waren. Die Suppen- anstalt, geöffnet von, 8. November 1897 bis 12. März 1898, vertheilte über 19.000 Portionen Suppe und Brod. Der Kaiser-FranzJosefs - Knabenhort war von 130 Knaben besucht. In diesem Jahre wurde durch freiwillige Spenden anläßlich des Regierungsjubiläums unseres Kaisers ein Fond zur Erhaltung des Knabenhortes gegründet. An demselben Tage fand in Steyr im Hotel „Schiff" das erste Gründungsfest des Werkmeister- und FabriksbeamtenB ereines für Steyr und Umgebung (Verband Reichenberg) statt. In Reichraming stürzte am 7. Mai der 64 Jahre alte hauptgewerkschaftliche Holzknecht Josef Heiser in Folge eines Schlaganfalles von einem drei Meter hohen Holzstoß. Forstarzt Dr. Maade eonstatirte Herzschlag als Ursache des sofort eingetretenen Todes. Am 8. Mai fand in Steyr die Generalversammlung des Ausschusses der Spar- casse Steyr statt. An Stelle des verstorbenen Directionsmitgliedes Emil G ö p p l wurde der von dem Gemeinderathe der Stadt Steyr in den Sparcasseausschuß entsendete Gemeinderath und Kaufmann Ferdinand R e i t t e r einstimmig zum Director gewählt. Der Jahresbericht pro 1897, welcher einstimmig genehmigt wurde, ergab ein sehr erfreuliches Resultat, indem trotz der im Jubiläumsjahre der Sparcasse 1897 bewilligten Spenden für humane und gemeinnützige Zwecke im Gesammtbetrage von 71.879 st. 99 kr. noch ein reines Jahres- erträgniß von 91.658 sl. 98 kr. verblieb, wovon die Hälfte laut Statut an die be- theiligten Gemeinden wie folgt vertheilt wurde: Steyr 20.316 st. 55 Er., Aschach 1266 st. 30 kr.. Garsten 5498 st. 17 kr., Gleink 2852 fl. 95 kr., Losensteinleithen 1938 fl. 19 kr., Sierning 6862 fl. 59 kr., Ternberg 2397 fl. 46 kr., Thanstetten 1716 fl. 12 kr., und St. Ulrich 2921 fl. 94 kr. Außerdem erhielten an Spenden der Steyrer Turnverein 100 fl., die Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr 100 fl., der Verschönerungsverein in Ternberg 100 fl., das landwirthschaftliche Ausstellungs-Comitö in Steyr zur Landesausstellung 1898 1000 fl., der Militär-Veteranenverein in Steyr 100 fl., der Steyrer Rennverein 200 fl., die Feuerwehr in Losensteinleithen 100 fl. und die priv. Feuerschützen - Gesellschaft in Steyr 200 fl. In Kremsmünster fand am 10. Mai die constituirende Versammlung des dortigen Radfahrervereines statt, in welcher der Zuckerbäcker Carl Meinschad zum Vorstand gewählt wurde. Der Frühjahrs markt in Steyr, welcher am 12. Mai begann, war vom Wetter so ziemlich begünstigt und erfreute sich eines großen Verkehres. Die Marktcommune Weyer faßte am 12. Mai den Beschluß, anläßlich des Regierungsjubiläums unseres Kaisers 10.000 fl. zu einer Stiftung zu widmen, deren Er- trägniß am 2. December jeden Jahres an fünf verarmte oder hilfsbedürftige communal- berechtigte Bürger oder Bürgersfamilien zur Vertheilung kommt. Die Sparcasse derselben Marktcommune widmete den Betrag von 3000 fl. zur Anschaffung einer Glocke für die dortige Pfarrkirche. Am 14. Mai fand in Frauenstein an der Steyr die Abschiedsfeier des Lehrers Johann D ür statt, welcher zum Schulleiter in Maria-Brunnenthal bei Schärding ernannt worden war. Der außerordentlich zahlreiche Besuch des Valets legte Zeugniß ab von der großen Beliebtheit, derer sich der scheidende Lehrer in allen Kreisen der Bevölkerung in Folge seines mehr als fünfjährigen Wirkens in Schule und Gemeinde zu erfreuen hatte. Bürgermeister E. P rill er ehrte den Valetanten mit warmen Worten dankbarer Anerkennung. Vor einigen hundert Jahren waren auf der Nordseite des lieblichen Kirchleins zu St. Ulrich bei Steyr drei kleine Fenster in die ursprünglich groß ausgesperrten und vermauerten Fensteröffnungen eingesetzt worden. Hiezu bildeten^die beiden neuen großen Fenster auf der Südseite der Kirche einen grellen Abstand, was die Gemeindevertretung St. Ulrich veranlaßte, auch auf der erwähnten Nordseite den beiden anderen Fenstern in der Größe entsprechende neue GlaSgemäldefenster anzubringen, und zwar zur dankbaren Erinnerung an die namhafte Unterstützung, welche der Kaiser im Jahre 1861 den von einer Wolkenbruchkatastrophe 11

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2