Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

142 der Aeneide" Alois B l u m a u e r zu Steyr, Enge Nr. 123 (heute Nr. 2), woselbst er am 24. December 1758 als Sohn des „Eisen- geschmeitwaarenhändlers" Melchior Friedrich Blumauer geboren wurde. Am 16. März waren es hundert Jahre, dass Blumauer in Wien aus dem Leben geschieden. Mit seinen Vorzügen, mit seinen Fehlern war er ein Sohn seiner Zeit. Die historische Sammlung der Stadt Steyr bewahrt einen starken Band, welcher von Blumauer geschriebene Auszüge aus geschichtlichen Werken enthält. Der Waffenfabriks-Bedienstete Josef Freybera in Steyr feierte am 17. März seinen 80. Geburtstag und sein 45. Dienstjahr in der Waffenfabrik im internen Kreise seiner Familie und einer Sängerschaar, die ihm Ovationen bereitete. Der Jubilar erfreut sich noch voller geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit.' Am 18. März Nachmittags wurde das Gramsfurthnergut in Rabach, Pfarre Molln, ein Raub der Flammen. Das Vieh konnte ausgebracht werden, während sämmtliche Fährnisse und Vorräthe zu Grunde gingen. Am Brandplatze erschienen die Feuerwehr von Molln, sowie sämmtliche Spritzen aus der Umgebung. Der Besitzer, welcher krank im Bette lag, mußte ins Nachbarhaus getragen werden. Das Feuer dürfte beim Brodbacken ausgebrochen sein. Der schade von circa 4000 fl. war durch Versicherung nur theilweise gedeckt. Gleichwie in allen Städten unserer Monarchie die freiheitlich gesinnte Bevölkerung die Feier des fünfzigjährigen Gedenktages an den 13. März 1848 in würdiger Weise beging, so veran- staltete auch der Deutsche Fortschrittsverein in Steyr eine solche Feier, die dem Gedächtnisse dieses historischen Tages geweiht war. In Folge der mit 14. d. M. begonnenen Gemeinderathswahlen konnte dieselbe aber erst am 21. März stattfinden. Im Saale des Hotels „Schiff" hatte sich an diesem Abend eine überaus große Menge freiheitlich gesinnter Männer zusammengefunden, die den gehaltenen Reden mit Aufmerksamkeit folgten und ihre Zustimmung durch lebhaften Beifall bekundeten. Den Festbericht über die Märztage des Jahres 1848 trug kaiserlicher Rath und Ehrenbürger der Stadt Steyr Dr. Alois Spängler in schlichter, doch begeisternder Weise vor, welcher als Legionär die Märzereignisse in Wien miterlebt hat. Dem greisen Legionär wurde für seine glanzvollen Ausführungen seitens der Versammelten eine stürmische Ovation bereitet. Nach mehreren weiteren Reden folgte eine zwanglose Unterhaltung, gewürzt durchMusikpiecen, Chorlieder, gemeinsame Gesangsvorträge der anwesenden Gesangsvereinsmitglieder, sowie Declamationen. Es herrschte während des ganzen Abends unter den zahlreichen Theil- nehmern eine gehobene, festliche Stimmung. — Die März fei er der Arbeiterschaft Steyr's nahm am 13. März bei massenhaftem Besuch zweier Volksversammlungen im Casino und in der „Bierguelle" einen würdigen Verlauf. Nachmittags fand in letztgenannter Restauration eine Gedenkfeier, verbunden mit Concert und Vorträgen, statt. — Auch an mehreren anderen Orten des Bezirkes, wie Weyer, Kirchdorf. rc., wurden aus demselben Anlässe Festversammlungen abgehalten. Am 26. März entlud sich fast über den ganzen Bezirk das erste Gewitter dieses Jahres, vermischt theilweise mit Regen und Schnee, ohne glücklicherweise einen Schaden anzurichten. In Windischgarsten wurde am 26. März der 32 Jahre alte, bei seinem Vater in Arbeit stehende Schuhmachergehilfe Johann Maser im Dambache ertrunken aufgefunden. Der Unglückliche, welcher ein tüchtiger Arbeiter war, dürfte in einem Anfälle von Verfolgungswahnsinn seinem Leben selbst ein Ende gemacht haben. Am 26. März fand in Weyer eine Versammlung von Radfahrern statt, behufs Gründung eines Radfahrer-Vereines, in welcher der Spänglermeister Hans B l a s ch k o zum Obmann gewählt wurde. Als eine patriotische Festseier wurde in Steyr am 25., 26., 27. und 28. März aus Anlaß des 50jährigen Regierungsjubiläums unseres Kaisers durch Schüler der hiesigen Bürgerschulen ein Festspiel aufgeführt, in welchem zwei- und dreistimmige Chöre bei Orchesterbegleitung (von 180 Schülern gesungen) mit Decla- mationen, lebenden Bildern und Reigen abwechselten. Die Festspiele erfreuten jich eines so massenhaften Besuches aus der Stadt und deren nächstgelegenen Orten, daß am 31. März, um dem allgemeinen Wunsche nachzukommen, noch eine fünfte Aufführung stattfand. Dies ist der sprechendste Beweis, wie vorzüglich die Darbietungen der Kinder waren, welche sich mit wahrem Feuereifer und Begeisterung ihrer Aufgabe entledigten. Vollstes Lob gebührt jenen Lehrkräften, die diese reizenden Festspiele vorbereitet und das Studium der einzelnen Programmnummern mit den Kindern durchgeführt hatten. Es waren dies die Fachlehrer Carl Mitterberger, Hugo Ranner, August Riener und die Fachlehrerinnen Hedwig seltner, Auguste Tlusty und Anna Pehersdorfer. Das Reinerträgniß dieser Festspiele wurde dem Vereine der Schulfreunde zugewendet. Am 30. März, als am ersten Jahrestage des Hinscheidens Ihrer Excellenz der unvergeßlichen Gräfin Anna L a m b e r g, fand in der Stadtpfarrkirche zu Steyr ein

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