Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

138 der Londoner Weltausstellung vorzüglich thätig und 1863 malte er, nach Sierning zurückgekehrt, 66 große See- und Landschafts- bilder^ darstellend seine Reise nach und in Amerika, mit welchen Wandelbildern er einen großen Theil der österreichischen Länder, wie Bayern und Sachsen durchreiste. Seit dem Jahre 1867 war Hölzlhuber Eisenbahnbeamter, und zwar zuerst bei der k. k. priv. Kronprinz-Rudolfbahn. Im Jahre 1870 kam Hölzlhuber mit der Betriebsdirection derselben nach Steyr. 1873 fungirte er als Arrangeur und Vertreter der österreichischen Metallindustrie auf der Weltausstellung in Wien und 1878 auf jener zu Paris, wofür er die kaiserlichen Auszeichnungen erhielt. Auch zu der Jubiläums- und Gewerbeausstellung in Wien 1888 ward er als Arrangeur berufen. Nach Auflösung der Betriebsdirection in Steyr wurde er der Controle der k. k. Staatsbahnen zugetheilt, welche später von Wien nach Steyr verlegt worden war, und als diese nach mehreren Jahren wieder nach Wien zurück dirigirt wurde, sah man Hölzlhuber mit aufrichtigem Bedauern von Steyr scheiden. Seit Anfang der Neunziger-Jahre fungirte Hölzlhuber als Bibliothekar des k. k. historischen Eisenbahnmuseums in Wien und wurde 1896 zum Oberofficial ernannt. Alle Jahre kam Hölzlhuber mit seiner Familie nach Sierninghofen zur Sommerfrische und bewies hiedurch seine treue Anhänglichkeit an seine Heimat. Zu seinem 70. Geburtsfeste erhielt er aus seinem weiten Bekanntenkreise, sogar über den Ocean, zahlreiche Glückwünsche. Ende Jänner 1898 wurde er von einem Gehirnschlage betroffen, der ihn der Sprache beraubte und lähmte, und nach 14 tägigem Krankenlager erlag er seinem Leiden. Hölzlhuber, dessen Bildnis; wir vorstehend bringen, war ein biederer, offener Charakter, ein echter Oberösterreicher, der durch frohe Laune in Wort und Schrift und Gesang Heiterkeit und Lebenslust verbreitete, der viele Freunde und wohl keine Feinde hatte. Sein Andenken wird lange fortleben. Am 4. Februar Nachmittags war in Steyr und Umgebung wahrend eines heftigen Schneewehens die hiebei seltene Naturerscheinung eines Gewitters zu beobachten. Zwei grelle Blitze, begleitet von starken Donnerschlägen, bildeten einen imposanten Contrast zu dem winterlichen Landschaftsbilde. Der erste Blitzstrahl schlug in den Thurm der Stadtpfarrkirche ein. Dem Gemeindevorstande in Klans Georg Hunger war für seine thatkräftige, umsichtige Leitung der Sicherungsarbecken anläßlich des im vorigen Sommer stattgehabten gochwassers seitens des Statthalters von berösterreich ein Anerkennungsdiplom verliehen worden. Am 6. Februar fand im festlich geschmückten Leitner'schen Gasthaussaale die Uebergabe desselben an den Ausgezeichneten durch den k. k. Amtsleiter Grafen Gustav Schmidegg in Gegenwart der gesammten Gemeindevertretung und vieler Gäste statt. An diese officielle Feier schloß sich eine gemüthliche Unterhaltung, bei welcher die animirteste Stimmung herrschte. Am 7. Februar wurde in dein zum Behamgute in Weinzierl nächst Gleink gehörigen Steinbruche der 68 Jahre alte, verheiratete Taglöhner Michael G r ü n a u e r durch abrutschendes Gerölle und Erbmassen verschüttet, wodurch er eine Schädelzertrümmerung erlitt, welche seinen sofortigen Tod verursachte. In Bad Hall verschied am 8. Februar die bestbekannte und allgemein geachtete Besitzerin des Hotels „Budapest" Louise Mü l l n e r in ihrem 58. Lebensjahre nach langem Leiden. ' Am 10. Februar Abends entstand in Steyr im Berkaufsgewölbe der Gemischt- waarenhändlerin Ludmilla M i ch l m a i r, Gleinkergasse Nr. 18, durch Herabfallen und Explodiren einer Petroleumlampe kurz nach Schließung des Gewölbes ein Brand, wodurch Waaren im Werthe von über 300 st. vernichtet wurden. Eine Abtheilung der Freiw. Feuerwehr der Stadt erschien am Brandplatze und localisirte unter Leitung des Steiger-Rottenführers August Pichler bald den Brand. Mitte Februar ging das Gasthaus „Zum weißen Lamm" am Stadtplatze in Steyr aus dem Besitze der Jäger'schen Erben in den des Spirituosen-Fabrikanten Gotthard Reis um den Kaufpreis von 26.000 st. über. Zur selben Zeit wurde die in Klein- reifling über die Enns führende hölzerne Brücke,' welche gelegentlich des vorjährigen Hochwasfers stark gelitten hatte, nach deren Neuherstellung wieder dem öffentlichen Verkehre übergeben. Seit Neujahr war der Personenverkehr über die Enns dortselbst durch eine Ueberfuhr vermittelt worden. Nach kurzem, sehr schmerzlichem Krankenlager verschied in Steyr am 16. Februar Früh der Repräsentant eines alten, hochachtbaren Bürgerhauses, Apotheker, Hausbesitzer und Gemeinderath Emil G ö p p l in seinem 57. Lebensjahre. Im Jahre 1876 vom zweiten Wahlkörper in den Gemeinderath gewählt, gehörte er seither demselben ohne Unterbrechung an und wirkte zur vollen Zufriedenheit seiner Wähler. Auch als Directionsmitglied der Sparcasse und der Psandleihanstalt stellte er sich in den Dienst seiner Mitbürger, wie er überhaupt dem öffentlichen Leben seiner Vaterstadt jederzeit reges Interesse entgegenbrachte. Sein so früh erfolgter Hingang erweckte allseits innige Theilnahme. Das Leichen-

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