Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

133 nachlaß ein, daß er den Tod im Gefolge hatte. Dr. Lindau, ein geborener Heidelberger, kam im Jahre 1879 nach Steyr und trat in die Redaction der „Steyrer Zeitung", in welcher er, obwol er als Ausländer nicht als Chefredacteur zeichnen konnte, doch maßgebenden Einfluß übte. Er genoß als abgeklärter, reifer Mann sowie durch seine gesellige Natur viele Sympathie». Unter den vielen Personaländerungen, welche die Einführung der neuen Civil- proceßordnung im Stande der k. k. Richter zur Folge hatte, trat auch ein vollständiger Personalwechsel beim k. k. Bezirksgerichte in Grünburg ein. Ueber eigenes Ansuchen wurde der bisherige Bezirksrichter, Landesgerichtsrath August Edlbacher in der zweiten Hälfte December in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Mit diesem Manne, welcher nahezu 22 Jahre in der pflichteifrigsten Weise als Vorsteher des dortigen k. k. Bezirksgerichtes wirkte, verlor die Bevölkerung einen wahren, treuen Berather, welcher sich soivohl durch sein leutseliges Entgegenkommen als auch durch seine stets bereiten Rathschläge ein unauslöschliches, ehrendes Andenken und das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit erworben hat. Die Bevölkerung des Gerichtsbezirkes Grünburg wird sich ihres „Herrn Bezirksvorstandes", wie sie ihn nannte, allzeit in Hochachtung und Verehrung erinnern, wie cr überhaupt eiue der populärsten Persönlichkeiten unserer politischen Bezirkes war. — Landesgerichtsrath August Edlbacher ist am 28.October 1833 in Sierning als Sohn des im Jahre 1862 in Scharnstein verstorbenen k. k. Laudesgerichtsrathes, Reichsraths- und Landtagsabgeordneten August Edlbacher geboren. Er trat nach absolvirten juristischen Studien 1866 als Rechtsprakticant beim k. k. Landesgerichte Wien in den Staatsdienst, wirkte von 1868 bis 1868 als Actuar bei den geinischtcu Bezirksämtern Freistadt, Vöcklabruck, Schärding und Neu- hofen, wurde im letztgenannten Jahre zum Bezirksadjuncten für Schwauenstadt und im März 1876 zum Bezirks richter in G r ü n bürg ernannt. Im Juli 1894 erfolgte seine Ernennung zum Laudesgerichtsrath. 1887 wurde Edlbacher von den Gemeinden G r ü n b u r g, S t e i u b a ch und W a l d- neukirchen zum Ehrenbürger ernannt und von den Jndustrieorteu des politischen Bezirkes Steyr und K i r ch d o r f mit großer Majorität in den Reichs rath gewählt, wo er dieselben vom 20. November 1888 bis 27. November 1896 mit unermüdetem Pflichteifer in ausgezeichneter Weise vertrat. Edlbacher gehörte der damaligen vereinigten deutschen Linken an und trat stets unerschrocken mit nie man- | kender Ueberzeugungstreue für Deutschthum, Freiheit und Fortschritt ein. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 17. Juli 1895 war der von ihm eiugebrachte Resolutionsantrag, betreffend den längstersehnten Ausbau der Strecke Agonitz—Klaus der Steyrthal- bahn und die Fortsetzung der Kremsthalbahn von der Station Klaus über Windischgarsteu und Spital am Pyhrn bis zum Anschlüsse an die Staatsbahn in Liehen, angenommen worden. Aus diesem Anlässe überreichten ihm seine Reichsrathswähler sowie mehrere Gemeinden und Korporationen Dankadressen. Zum großen Bedauern seiner Wähler hat Edlbacher im Jahre 1895 wegen geschwächter Gesundheit sein R e i ch s r a t h s m a n d a t n i e d e r g e l e g t. Das k. k. Justizministerium sprach demselben anläßlich seiner Penstoui- rung für seine vieljährige, treue und ersprießliche Dienstleistung die Anerkennung aus; ebenso das k. k. Kreisgerichtspräsidium Steyr den wärmsten Dank für seine als Vorsteher des Bezirksgerichtes Grünburg mit vollster Hingebung geleisteten ausgezeichnetenDienste. Die Gemeinden Moll n und A d l w a n g ehrten den Scheidenden durch Ernennung zum Ehrenbürger und eine Deputation von Vertretern sämmtlicher Gemeinden des Gerichtsbezirkes fand sich bei demselben ein, um ihm persönlich den Dank der Bevölkerung auszu- drücken. Dechant Purschka in Waldneukirchen richtete an den scheidenden Bezirksrichter ein höchst schmeichelhaftes Abschiedsschreiben, in welchem er von dem „Amtsvorstand" sagte: „Jedem zugänglich — schnell besonnen — gut meinen — das Richtige treffen — mit seinem Ansehen durchsetzen — Unkosten möglichst vermeiden — so lautet die wehmüthige Nachrede des Volkes." — Ebenso sprachen die Senseuwerksbesitzer des Gerichtsbezirkes Grünburg in einem kunstvoll ausgestatteten Diplome demselben ihren Dank für sein gedeihliches und eutgegenkommeudes Wirken aus. Laudesgerichtsrath Edlbacher nahm seinen Ruhesitz in U r f a h r bei Linz, wohin ihm die aufrichtigsten Segenswünsche der Bevölkerung folgten. Das Porträt Edlbachers haben wir bereits im Kalender des Jahres 1892 anläßlich dessen Wiederwahl in den Reichsrath reproducirt. — Zu dessen Nachfolger wurde Laudesgerichtsrath uud Bezirksgerichtsvorsteher Anton Panstingl aus Pöggstall ernannt. Der Commandant des k. k. GendarmeriePostens Steyr, Wachtmeister Emil Hölzl, wurde gegen Schluss des Jahres nach "Gries- kirchen transferirt und an dessen Stelle trat Uendarmeriewachtmeister Peter Kr i e ch- bauer von Weyer. Ende December übernahm Dr. Rudolf Feßl, bisher Gemeindearzt in Weißkirchen, die Gemeiudearzteusstelle in Keniaten an der Krems und an dessen Stelle trat Dr. Peter Jokitz von Eberstallzell als Gemeindearzt in WeisUircheu. Nach den pfarrämtlichen Ausweisen

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