Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

127 am 13. November der 32 Jahre alte Tag- löhner Mathias Hochschartner beim Baumfällen, indem ihn ein fallender Stamm traf und tödtete. Am 14. November Abends stürzte der Fabriksarbeiter Alois Bergsmann, der seinen dreijährigen Knaben Josef auf dem Arme trug, in der Dunkelheit infolge eines Fehltrittes am Schiffwcge in Steyr über die Böschung in die Enns. Bergsmann wurde von seinen Begleitern gerettet, während der Knabe spurlos in den Wellen verschwand. Die Leiche des Knaben wurde erst am 15. Februar 1898 im Ennsflusse auf einer Sandbank in der Nähe von Haidershofen aufgefunden. In Bad Hall fand am 14. November die feierliche Installation des von der Pfarre Allhaming dahin versetzten Pfarrers Hochw. P. Anton Kreutzer statt. Der Gemeindesecretür Anton Pram- haas in Kirchdorf feierte am 14. November sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Mitte November ging das Haus Nr. 6 am Grünmarkt in Steyr aus dein Besitze des Carl W eg h o fer- F i e ch t l in den des Selchwaaren - Verschleißers Friedrich Glück um den Preis von 14.600 fl. über. — Um dieselbe Zeit kaufte der Fahrradhändler Josef Wolf in Steyr vom Reali- tätenbesitzer O. Janetschek in der Neu- schonau einen Grund behufs Errichtung einer Fahrschule für Radfahrer. Am 15. November fanden drei Knaben aus Steyr in den gräflich Lambera'schen Waldungen am Damberg in der Nähe des sogenannten Windloches die Leiche eines Mannes auf. Der Verunglückte wurde zufolge der Nachforschungen der Gendarmerie als der 32 Jahre alte, nach Sierning zuständige Taglöhner Wolfgang Lander! ag- noscirt, welcher in Unterwald wohnhaft und seit Jahresfrist geistesgestört war. Lander! mußte im Walde gestrauchelt und thalabwärts gestürzt sein, wobei er eine Zertrümmerung des Nasenbeines und der Stirne erlitt, was seinen Tod herbeiführte. Die radfahrenden Damen Steyr's hielten am 16. November im Hotel „Steyrer- hof" eine Versammlung ab behufs Gründung eines Damen-Radfahrelubs und am 1. März des folgenden Jahres fand die constituirende Versammlung des „Ersten oberösterreichischen Damen-Radfahrvereines" statt, wobei Frau Emma Hochhäuser zur Vorsteherin gewählt wurde. Am 19. November Abends brannte das Mittelgut der Eheleute Georg und Maria Pfaffenbrunner in Weichstette», Gemeinde St. Marien, bis auf die Grundmauern nieder. Es verbrannten sämmtliche Stroh- und Futtervorräthe, Wägen und Oekonomiegeräthe, sowie sechs Schweine und viele Hühner. Das andere Vieh konnte gerettet werden. Am 21. November wurde auf der Steyr- thalbahn auch die Strecke Molln— Agonitz, welche in Folge der letzten Hoch wasserkatastrophe am schwersten beschädigt worden war und theilweise umgelegt werden musste, dem Verkehre wieder übergeben. In einem Holzschuppen des Amtmannstraßergutes zu Möderndorf des Berthold Schedlberger, Gemeinde Pfarrkirchen, kam am 21. November ein Feuer zum Ausbruche, wodurch der Dachstuhl des Wohn- gebäudes, der Stall, die Remise, sowie Ge- treidevorräthe und Fährnisse verbrannten. Das Vieh wurde bis auf eine Kuh gerettet. Bei der Constituirung der Gemeindevertretung Windischgarste» wurde am 24. November der bisherige Bürgermeister Emil Zeller als solcher wiedergewählt. Der Postmeister Mathias Langt Haler beim k. k. Stadtpost-Erpedit in Steyrdorf vollendete am 25. November sein 25. Dienstjahr. Unser dahingeschiedener berühmter Landsmann, Volksdichter Josef Moser, hatte testamentarisch den Wunsch ausgedrückt, auf dem Friedhofe zu Steyr neben dem Volksdichter Schosser zu ruhen. Da aber, als Moser starb, an der Seite Schossers kein Grab leer war, so konnte dem Wunsche des Dichters nicht willfahrt werden. Erst in der zweiten Hälfte November dieses Jahres trat die Möglichkeit hiezu ein, weshalb die sterblichen Ueberreste Masers nunmehr auch ihre letzte Ruhestätte neben dem Grabe Schossers fanden. So sind sie im Tode nun einander nahe, diese beiden Sänger von unseres Volkes Lust und Schmerz, wie sie im Leben einander nahe standen. Ihre Namen werden den Stein ihrer Grabdenkmale überdauern im Munde und im Herzen unseres Volkes! Am 27. November vollendete der k. k. Steuer - Oberinspector in Steyr Carl Schmidt sein 40. Dienstjahr. Aus diesem Anlässe war derselbe am Vortage in seinem Bureau Gegenstand einer ebenso verdienten wie herzlichen Ovation der Beamtenschaft. Der Jubilar begann seine Laufbahn beim k. k. Hauptsteueramte in Linz, kam 1870 als Finanzcommissär nach Reutte in Tirol, 1879 als Steuerinspector nach Kirchdorf, dann nach Vöcklabruck und 1889 als Steuer-Ober- inspeetor nach Steyr, wo ihm auch die Stelle eines l. f. Commissärs der Sparcasse und der Pfandleihanstalt übertragen wurde. Die gewissenhafteste Pflichterfüllung und unermüdlicher Fleiß brachten ihm wiederholte Anerkennung seiner Vorgesetzten, während anderseits strenge Unparteilichkeit, Rechtlichkeit und wohlwollende Gesinnung ihm die Hochachtung und Werthschätzung seitens der Bevölkerung sicherten. — K. k. Steuer-Ober-

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