Kurze KHronik von Steyr und dessen Jndustriedezirk. Bon Anfang September 1897 bis Ende Anglist 1898. Im Anschlüsse an unsere vorjährige Chronik, deren Hauptereigniß die Ende Juli 1897 eingetretene Hochwasser - Katastrophe bildete, welche so wie fast das ganze Land Oberösterreich auch unseren Industriebezirk sehr hart getroffen hat, kann der Steyrer Chronist berichten, das; die Hochwasserschäden am Besitzthume so vieler Gemeinden, Bauern und Bürger in der abgelaufenen Periode, über die hier berichtet werden soll, erfreulicherweise wieder so ziemlich behoben wurden und Industrie und Landwirthschast, unterstützt von den Hilfs- actionen des Reiches und Landes sowie humanitärer Institute, nach Kräften wieder ihre weitere nothwendige Existenz und Fortentwicklung fanden, obwohl alle Nachwehen der Katastrophe noch nicht ausgeglichen sind. Als ein besonders freudiges Moment in dem abgelaufenen Zeitabschnitte ist die in Sie y r von; 18. August bis 18. September 1898 stattgehabte Oberöster- r e i ch i s ch e L a n d e s a u s st e l l u n g zu verzeichnen, welche einen äußerst glänzenden Verlauf nahm und in welcher Zeit viele Festlichkeiten verunstaltet wurden. Leider fiel in die letzte Woche derselben der am 10. September 1898 in Genf erfolgte, höchst rragische Tod unserer Kaiserin, wodurch die ganze Monarchie in tiefste Trauer versetzt wurde, welcher auch die Bewohnerschaft Steyr's tief erschütterte, daher die letzten geplanten rauschenden Festlichkeiten auf der Landesausstellung unterbleiben mußten. — Im Nachfolgenden lassen wir die bemerkenswerthesten Begebenheiten aus unserem Jndustriebezirke in chronologischer Ordnung folgen. In Kirchdorf übernahm mit 1. September der k. k. Statthaltereisecretär Gustav Graf Schmidegg die Amtsleitung der dortigen k. k. Bezirkshauptmannschaft, sowie den Vorsitz im Bezirksschulrathe. — Der bisherige k. k. Vezirkshauptmann Freiherr von Conrad-Eybesfeld, der sich durch sein freundliches, entgegenkommendes Auftreten in; ämtlichen wie im Privatverkehre die vollsten Sympathien der ganzen Bevölkerung des Bezirkes erworben, wurde zur Dienstleistung bei der k. k. Statthalterei in Linz berufen. Am selben Tage feierte in Steyr der in weiten Kreisen bekannte und allseits beliebte Personencassier des k. k. Bahnbetriebsamtes daselbst, Jsidor Wagner, im engsten Familienkreise sein 25 jähriges Dienstjubiläum. In Wartberg an der Krems erfolgte zu Beginn des Monats September die Con- stituirung des Verschön erungs - Vereines, wobei Dr. Sterneder zum Obmann gewählt wurde. Anfangs dieses Monats ging das der bürgerlichen Actienbrauerei in Steyr gehörige Gasthaus „Zu den drei Lerchen" in der äußeren Sierningerstraße um den Kaufpreis von 12.000 fl. in den Besitz des bisherigen Pächters Michael H e l l m a y r über. — Der Gastwirth Jsidor Berg er in Ort kaufte um 15.000 fl. das Dierer'sche Gasthaus in Ramingsteg. Am 2. September wurde der Besitzer des Humergutes zu Brunn in Nußbach, Johann Steinmair, unter großer Theilnahme zu Grabe getragen. Der Verstorbene war 73 Jahre alt und eine weitbekannte und beliebte Persönlichkeit. Er war viele Jahre Bürgermeister und Ortsschulinspector von Nußbach und in den Siebziger Fahre» Landtags- und Reichsraths - Abgeordneter gewesen. Am 5. September fand die feierliche Grundsteinlegung zur neuen evangelischen Kirche in der Bahnhofstraße zu Steyr statt, welcher Ceremonie ein Festgottesdienst im alten Betsaale der Kirchengemeinde vorausgegangen warr Hiezu hatten sich der hochwürdige Superintendent Jacob Koch aus Wallern, der Bürgermeister der Stadt Steyr Johann Redl und Vice- bürgermeister Victor Stigler, das Pres- byterium der evangelischen Kirchengemeinde mit dem Ortspfarrer Erich Stökl, der Frauenverein der Gustav - Adolf - Stiftung, viele Mitglieder der Kirchengemeinde, sowie ein zahlreiches Publieum eingefunden, welches sich sehr für die Feier interessirte. Nach Ab-
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