Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

114 Sache habe ich unl ein gnädiges Gehör mir zu bitten erlaubt", erwiderte der Ritter ehrerbietig aber fest, „und dieweil bei meinen Jahren nur Gott allein es weiß, ob's nicht anch dringlich ist, hab' ich die Gegenwart des Kanzlers als sehr erwünscht bezeichnet — darf ich in kurzer Red' mit bescheidener Bitte jetzt an meinen gnädigsten Herrn mich wenden?" Der Markgraf, dessen Unmuth schon nüeder vorbei war, sah gespannt den Ritter an, denn diese Einleitung ließ gar nuterhaltliche Rede erwarten. Er nickte gnädig, setzte sich an den Tisch und machte den: Kanzler, der ihm nun gegenübersaß, ein leichtes Zeichen, den Worten des Ritters ebenfalls seine Aufmerksamkeit zu scheuten, dann stemmte Ottokar den juwelenblitzenden Dolch auf die Tischplatte und stützte beide Hände darauf, wie er immer that, wenn er besonders angeregt der Rede eines seiner Mannen lauschte. Ritter Ellanperht kannte das genau und das ermuthigte ihn, so recht frei von der Leber weg zu sprechen und dein Markgrafen seine Bitte vorzubringen. Er schilderte vorerst, Wie einsam er bisher gelebt habe, was bei seinem hohen Alter recht beschwerlich sei, nnd, wie der Markgraf wisse, er das nicht nothwendig habe, denn durch dessen Gnade sei er ja nicht ohne Vermögen. Das wolle er vererben, und zwar seinem Pflegekind, der Hedwig, deren Auffindung und Lebenslauf der Ritter kurz schilderte, dabei bestrebt, seinen Antheil an dem guten Werke, das er da gethan, möglichst zu verkleinern. „Ich bin alt und jeder Tag bringt mir eine Mahnung, Ordnung zu machen in meinem Hause", schloß Ritter Ellanperht, „und da drängt es mich, das gutzumachen, was ich durch mein eigennützig Schweigen an der Hedwig sozusagen recht arg hab' verbrochen — sie deucht sich Tochter mir zu sein, wolle des gnädigsten Herrn Markgrafen Güte mir gestatten, daß ich dein elternlosen Kinde nebst meinem Hab und Gut auch meinen ritterlichen Rang und Namen darf vererben und so des Mädchens, weiteren Lebensweg sicher kann gestalten, auf daß, so Gott Mannen, kamen sie als solche, zu ein- | pfangen, sondern im sannuteneu Wamms, an den blitzblanken Halbstiefeln die güldenen Sporen und in der behandschuhten Hand ein federngeschmücktes Baret, das Schwert umgürtet mit dem kuirstvollen Wehrgehänge, das der Höfling genau als eine den: Ritter vom seligen Herrn Grafen bekommene Auszeichnung kannte, dazu der Ernst, ja die fast feierliche Ruhe im Gehaben Ellanperhts — und der Kämmerling ■ begriff, dass der alte Recke in wichtiger Sache bei Hofe erschien. „Habt Jhr's gar eilig, Ritter Ellau- perht?" fragte der Kämmerling mit Vorbedacht, „ist eben der Kanzler bei unseren: gnädigsten Herrn —" „Der Kanzler?" erwiderte der Alte gedehnt uud nachdenklich, „glaub', das käm' just gelegen — braucht ihm der gnädigste Herr Markgraf hinterher nicht erst von meiner Sach zu reden." Der Kämmerling warf einen forschenden Blick auf den Ritter, der aber verschlossen blieb und nicht mittheilsamer würbe, dann zuckte er gleichgiltig die Schultern und begab sich nach dein Arbeitszimmer des Markgrafen, von wo er in kurzer Zeit zurückkehrte und dem Ritter mit einer Handbewegung bedeutete, bei dein. Markgrafen einzutreten. Und nun stand der Alte vor seinem Landesherrn, der vom Stuhle, den er knapp am Tische gegenüber jenes des Kanzlers hatte, aufgestanden war. Der Markgraf stützte die rechte Hand leicht auf den Tisch und erwiderte stumm und nicht mit eben sehr freundlicher Miene die ehrfurchtsvolle Begrüßung des Ritters. „Ihr habt in dringlicher Sache mit uns zu sprechen begehrt, Ritter Ellanperht", sagte der Markgraf, und deutlich prägte sich im Tone seiner Stimme der leichte Unmuth aus, den er darüber empfand, in den Staatsgeschäften, die er soeben mit dem Kanzler besprach, unterbrochen worden zu sein, „die Amvesenheit des Kanzlers wär Euch dabei nur genehm, sagtet Ihr - was soll's? Macht möglichst rasch!" „Richt in dringlicher, aber in wichtiger

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