Änwn Gruckner im Burgverließ. (Eine Skizze/» ^Am das Andenken und die '/MV Ehrung Bruck ner's und seiner ° Ä" Werke für alle Zeit zu sichern, <9 hat die Gemeinde der Landeshauptstadt Linz eine Bruckner-Stiftung gemacht und am 29. März 1898 wurden drei der herrlichsten Tonschöpfungeu: die erste Symphonie, das hochberühmte Credo aus der §-mM-Messe und ein reizendes Ave Maria unter der künstlerischen Leitung unseres Landsmannes Göllerich zusammen mit dem Linzer Musikvereine und den Gesaugsvereiuen vor einem großen kunstliebenden Publicum und zahlreichen Verehrern Bruckner'scher Muse aufgeführt und zwar mit nicht endenwollendem Beifall. Die irdischen Reste Bruckner's, sie ruhen im Stifte St. Florian unter der großen Orgel, die so oft seine Künstlerhände gespielt, mit deren erhabenen Tönen in überirdischen Accorden sein Geist himmelwärts schwebte. Der große Tonkünstler hat uns Werke von unschätzbarem Werthe hinterlassen, die stets au ihn und seine Größe erinnern, wiewohl er als Mensch gar oft seine gewissen Seltsamkeiten und Caprizchen hatte, von denen nachfolgende Skizze allen Freunden und Verehrern Bruckuer ivill- kommen sein dürfte. In den Sommerferien der früheren Jahre hielt sich B ruckn er auch gerne und öfters im lieblichen Kremsthale auf, !vo er bei den Sensenschmieden ob seines Clavierspieles und seiner heiteren Laune ein gern begehrter Gast war. Sein Hauptquartier schlug er dann meist im gastlichen Hause des nun auch schon längst dahin- geschiedenen Advocaten Dr. Kaltenbrunner auf. Eüc kleiner Kreis von Mnsikliebhabern, Dichtern imb Professoren war um die Ferienzeit stets dort zu finden und Musik und Lectüre der Dichter fanden warme Pflege; war ja doch Kalten- brunner's Bruder selbst eiu gern gelesener Volksdichter. Es war gerade wieder musikalischer Abend; die Töchter des Hauses, zwei reizende Mädchen, trugen eben auf dem Claviere eine Ouvertüre vor. Da, plötzliches Klopfen an der Salonthür, und ohne das „Herein" abzuwarten, erschien B r u ck n e r's kurzgeschorener Kopf mit den lebhaften Aeuglein in der halb geöffneten Thür nnd lautes „Bravo, bravo, nur fort!" töute aus seinem Munde. Selbstverständlich große Pause, allgemeine Begrüßung. Bruckuer, bekanntlich ein großer Platoniker, machte nun den lieben „Maderln" und „Engerlu", wie er sie nannte, gleich einem Jungen den Hof, bis ihn der Ruf der Frau Mama in seinem Enthusiasmus aufstörte: „Was er wohl heute zu speisen wünsche?" Bruckner, ein großer Freund von Selch- fleisch, bat in devotester Weise um ein so gutes Geselchtes und so große gute Knödel, wie sie im Vorjahre au der Tagesordnung, und ob er auch wieder einen so guten Landlbirnmost haben könne. Selbstredend rührte sich bald Alles in Küch' nnd Keller und ein sehr vergnügter Abend, gewürzt mit Vorträgen und gelungenen „Spassetln", so nannte Bruckner selbst seine oft drolligen Einfälle, hielt die Gesellschaft ziemlich lange beisammen. Bruckner ließ sich den echten „Landl- birnernen" schmecken und war besterLaune. Auf einmal kam ihm etwas in den Sinn, und er schlug für den morgigen Tag 7
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