IcrHres-Wückschau. Don 3U^ 1^97 bis Juli 1,898. Wie die Periode, über welche im Vorjahre zu berichten war, so bietet auch jene, welche den Gegenstand der diesjährigen Erörterung bildet, wenig des Erfreulichen; an inneren und äußeren politischen Conflicten hat es auch diesmal nicht gefehlt und die Zahl der verderblichen Katastrophen hat sich eher vermehrt als vermindert. Wohl wurde der Krieg zwischen der Türkei und Griechenland durch einen für die Griechen möglichst schonenden Frieden beendet, dagegen ist in der Berichtsperiode der von den Vereinigten Staaten von Nordamerika gegen Spanien cr- zwungene Krieg zum Ausbruche gekommen, au dessenWechselfällenunserVaterland umso größeres Interesse nimmt, als es ja eine österreichische Fürstin ist, welche dermalen als Regentin die Geschicke des um den Besitz seiner schönsten Colonien, wie um seine Ehre kämpfenden Spanien leitet; die kriegerischen Conflictezwischen den Egyptern respec- tive Engländern und den Derwischen sind noch zu keinem Abschlüsse gekommen und die in Afrika colonisirenden Staaten Europas haben nach wie vor mit Aufständen der heimischen Bevölkerungen zu kämpfen. Die glücklicherweise erfolglos gebliebenen Attentate anf den König von Griechenland und auf den Präsidenten der Republik Brasilien, die Ermordung der Präsidenten von Uruguay und von Guatemala, sowie des Ministerpräsidenten Spaniens, Canovas del Castillo, die Brolkrawalle in Galizien und Italien, von welchen der letztere zu einem förmlichen Aufruhr in Mailand führte, die Dhnainitattentate in Con- stantinopel, dieverderblichenUeberschwemmungen, welche im Laufe des Jahres das Salzkammergut, Böhmen, Schlesien, Ungarn, das südliche Frankreich, Italien und Rußland heimsuchten und gleich den gewaltigen Bränden von Cripple- gatc in London, in Tirol (Kältern, Haiming, Täufers) und auf der Insel Tasmanien unberechenbare materielle Verluste brachten und zum Theile auch manches Menschenleben kosteten, der verheerende Schneesturm, welcher vom 13. bis 17. April im Kubandistricte wüthete, die Erdbeben in Laibach, Böhmen und im Vogtlande, die Sturm- und Seekatastrophen, welche die Inseln Leyte und Samar (Philippinen), die Colonie Victoria, die Küsten Englands wie Japans sowie die Sundaiuseln heimsuchten und ebenfalls zahlreiche Menschenleben vernichteten, die Erdkatastrophe in Klappai, die ans Manila gemeldete Eruption des Vulcans Mayon, Ivo- durch das Dorf Libug zerstört und 12V Einwohner getödtet wurden, die Explosion in Rust- schuk, die Schiffskatastrophen der „Jlka" in Fiume und des „Kaiser Franz Josef" in Prag, eine Reihe von schweren Eisenbahnunfällen (St. Pollen, Como, Freilassing rc.), das verstärkte Auftreten der Pest in Bombay, der große Strike des Gewerkvereines der Maschinenbauer Englands sind einzelne Momente aus der Geschichte des Jahres, welche wir hier in wenigen markanten Strichen zu schildern haben. Hesterrcich-Ilngarn. Oesterreich-Ungarn feierte im Jahre 1898 das fünfzigjährige Jubiläum der Thronbesteigung seines Herrschers; am 2. December 1848 ergriff Kaiser Franz Josef l., nachdem er am Tage vorher großjährig erklärt worden war, die Zügel der Regierung, und am 2. December 1898 wird daher auch die eigentliche Jubelfeier in officieller Weise erfolgen. Die Völker Oesterreichs aber betrachten die ganze Zeitperiode vom 2. December 1897 bis 2. December 1898 als Jubeljahr und wetteifern in Zeichen der Huldigung. Dem menschenfreundlichen Wunsche des Monarchen entsprechend, welcher das Jubiläum weniger durch pompöse Feste als durch Acte der Wohlthätigkeit gefeiert wissen wollte, haben Länder, Gemeinden und zahlreiche Private das Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josef l. zum Anlässe der Errichtung einer Reihe von dein Besten der Mitmenschen gewidmeten Stiftungen genommen, welche das Andenken an das Jubeljahr in den kommenden Geschlechtern wacherhalten sollen. Daneben aber hat auch eine Serie von öffentlichen, dem Jubilare zu Ehren unternommenen Veranstaltungen dem Jubiläumsjahre ihre Signatur gegeben; wir nennen hier nur die Errichtung des Schauspielhauses am Kahlen- bcrge, welches Mitte Mai 1898 mit einem, wichtige Vorfälle aus der Geschichte Oesterreichs und Wiens in der Periode 1818 bis 1898 markirenden Gelegenheitsstücke „Fünfzig Jahre" eröffnet wurde, dann die Huldigung der Waidmänner am 28. Juni in Schön- brunn und die großen Wiener JubiläumsAusstellungen. Den Reigen dieser Ausstellungen begann die in den Sofiensälcn zu Wien ab- gchaltene und am 8. Jänner 1898 von Sr. Majestät dem Kaiser eröffnete II. internationale (Jubiläums-) Kochkunst-Ausstellung. Mit dieser Ausstellung, welche sich eines überaus regen Besuches zu erfreuen hatte und deren humanitären Zwecken gewidmetes Reinerträgniß sich auf 22.300 fl. bezifferte, waren verbunden: Ausstellungen von Getränken, Gemüsen, Fleisch 5
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