Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

53 hatte, wie einen Hund. Die gütige Mutter hatte sich vergebens dazwischen geworfen, den Gatten beschwichtigt, den Sohn unter Thränen beschworen. Der große, thörichte Knabe hatte damals gemeint, den Urheber dieses Schimpfes glühend zn hassen; der einsame, alternde Mann hätte gern die strafende Vaterhand nun an die Lippen gezogen. Der verlorene Sohn der Bibel erschien ihm beneidenswerth, für ihn wurde Trotz seiner ausländischen Reisetracht schenkte niau ihm wenig Beachtung. Seitdem man die Bahn bekommen hatte, war man des Fremdenverkehres gewöhnt. „Gewiß ein spleenhafter Engländer, der nicht weiß, wo er mit dem Gelde hin soll," seufzte der Apothekerjüngling, der sich an seinem letzten freien Sonntag für den Rest des Monats matt gesetzt hatte. „Ja, das Gold ist nur Chimäre," sestlicher Empfang gerüstet. Und was fand er? Zwei Gräber. Station Sch. Sein Reiseziel. Nun durchwanderte er das morgenstille Städtchen, immer sich fragend, was ihn eigentlich hergeführt. Wie bekannt ihm die Straßen winkten! Ja, Häuser altern nicht so schnell, theilen nicht das Schicksal der Menschen. Die Kaufläden wurden geöffnet, in den Ausspannungen war es längst Tag geworden, und überall eilten spiegelblank gekämmte Schulkinder an ihm vorüber. Alles genau noch so, wie vor fünfundzwanzig Jahren. tröstete er sich, einem niedlichen Dienstmädchen für zehn Pfennig Haaröl eingießend. _ „Ja, das Gold ist nur Chimäre," wiederholte der große, finstere Mann, der in der Heimatstadt nur auf fremde Gesichter stieß. Nun lag der freundliche Ringplatz vor ihm. Wie klein er ihm erschien, und wie weit, wie unermeßlich groß war er ihm bei seinen Knabenspielen vorgekommen! Noch immer suukelte die Morgensonne in dem Wasser der ehernen Brunnenschale. Noch immer hob der heilige Nepomuk segnend die rechte Hand, und

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