Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

46 Krummholz hinunterträgt nach Audorf, wo's die Bildschnitzer ihm abkaufen für ihr mühselig Handwerk. ,Wie ist der Weg, Hans?' fragt er. .Daß Dich Gott behüte! der Nebel fällt. Laß Dich den Rückweg nicht verdrießen den Abhang hinunter, aber dreh' um und geh' über die Wolfshalde, sonst kommst mitten hinein'. .Wenn Du's sagst, so ist's schon besser, ich geh',' seufzt der Alte und macht mit seinem Bündel kehrt Ich aber geh' an mein Holz und meine Hütte, uagel' die zusammen, wo's Noth thut, und schau' wieder aus. Unter- dem ist mein Nebel verschwunden, erst wie ich au dcu Rand trete, sehe ich ihn weit unten hin, und liegt die Sonne darauf, daß es drin goldig und silberweiß zuckt und glüht und zittert, und fällt langsam von Klippe zu Klippe. Und mach' mich danach an meine Narretei. Und hör' abermals Schritte. Seh' mich um, und — ist's der Anton. Steigt heran in seiner noblen Sammtjoppe, einen neuen Strohhut auf, ein Sträußel im Knopfloch, das rothe Fähnel um deu Hals, sagt nicht .guten Tag' noch: .was treibst Du?' gönnt mir nicht einmal einen Blick, als sei das Alles schade au so einen Lumpen verschwendet wie mich, hat bloß ein Satanslächeln im Mundwinkel und — geht vorüber. Unten in Audorf näinlich war Tauz, das war seiu Ziel, und die von: Jakobsbrunnen kamen, hatten's ein bissel näher über den Abhang. Nun — ich — grüß' ihn auch nicht, ich steh', halb ihm den Rücken zngedreht und bastel' weiter und — nehm' wieder meinen Hammer und hau' zusammen, was doch schon fest saß und ist mir, als hört' ich ein lautes Brausen vor meinen Ohren, und schlag' immer lustiger zu, und fühl' wieder die gräßliche Centnerlast, daß es mir kaum Äthem läßt und schlag' zu. Fühl' aber dabei wie einen kleinen leisen Stich im Herzen oder einen ganz, ganz leisen Ton, und als sollt' ich dem lauschen, und hör' doch nur das laute Brausen vor meinen Ohren und möcht' schreien und kann nicht. Find' da auch noch eine lose Planke, heidi, darüber her und hämm're, daß mir der Schweiß ausbricht, und will den Hammer hinwerfen, kann nicht und — ja, Herr — und das, das war's — und was ich da sag' von dem Brausen und der Last auf meiner Brust — das ist nun Alles nur ein Gleichniß, sind nur Worte und Schall — könnt's aber doch nicht anders nennen — und wer je so was empfunden hat, der versteht's, wer's aber nicht kennt, dem kann ich's auch nicht künden. Aber furchtbar ist es, wenn etwas eine solche Macht über den Menschen gewonnen hat, und ist fein Wille dagegen wie Nebel vor dem Winde und löscht aus wie eine schwache Kerze! — Herr — und — lasse ihn geh'n — uugewarnt. — Ei, sind da wohl tausend gefügige Gedanken in meiner Seele, die sagen zu mir: wer bist Du, daß Du Wind und Wolken zu inessen wüßtest und kenntest ihren Weg? Ziehen sie nicht hierhin und dorthin und machen zu Schanden Deine thörichte Meinung? Hast Du ihnen Weg und Steg gewiesen und bläst sie auf und nieder? — Und ist da wieder die ganz leise Stimme, die sagt: wohl kennst Du ihreu Weg und Steg und weißt, wie sie blasen, und bist ein Herr über Leben und Tod und hältst Anderer Athem in Deiner Hand. Und wurde diese Stimme nüt einem Male laut uud schreiend wie eine Trompete des jüngsten Gerichtes und überscholl das Brausen, überscholl Haß und Widerstreben und riß mich auf aus meinem Säumen und trieb mich hinunter den Felsweg. Zu spät! zu spät war's! Rannte hinab die Gehänge und schrie. Schrie, daß sich die Nebel spalten sollten und die Klüfte bedecken uud die Steine entrollen seinem Wege, und sah es riesenhaft heranschwellen, lautlos, in wahnsinniger Hast, und wachsen und wallen und einhüllen Weg und Abgrund mit silberweißer Finsterniß, aber — ihn sah ich nicht, und feine Stimme gab

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