Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899

42 wie die Batzen auf den Tisch, und kriegen einen Heidenrespect vor ihm. Nn, ich tret' auch herzu, denke, daß die Sache mehr Art hat, halt' ihm die Hand hin, sag' ein Grüß Gott, rück' ihm den Stuhl und heiß' ihn Platz nehmen und Kaffee trinken, und sollte sich's wohl sein lassen unter uns, wär' mir lieber, ich verlor' den Jakobsbrunuen, als er wär' in der Fremde verdorben, und freute mich, daß er dort sein Glück gemacht. So redet er denn auch, wie ihm an dem Stück Heidelands nichts läge, er wär' kein ,Pauer° und nicht gewohnt, hinter dem Pfluge herzutreten und ,Hot' und ,Hü' zu schreien. Und belauert sich mein Mädel — so mit kurzen, scharfen Blicken — schiebt den Kaffee wieder weg, als wollt' er sagen: ist nichts für mich, Eure Tunke, legt die Arme auf den Tisch und fängt an zu erzählen. Nun, wenn Einer im Mississippi gerudert und am Ohio geangelt hat, Wildenten in Texas geschossen und rothe Brüder am Orinoko, in Kalifornien Gold gegraben und ein Theehaus gehalten in San Francisco — so kann er schon erzählen, und weiß Keiner, was gut erlebt oder gut ausgeschnitten ist; wiewohl Einem, der goldbeladen heimkommt, ja gerne Glauben geschenkt wird. Und hat ein Wesen dabei, Herr, ein Schwadroniren und dann das Fremdländische, da und dort ein englisches Wort und gesegnet und gestucht in allen Sprachen — na, ob der Eindruck macht! Konnt' mich selber seiner nicht erwehren und sühlt's gar gut: der versteht's! was bist Du da für 'n Gimpel dagegen mit Deiner dummen Ehrlichkeit und Gutmeinung! Ein bisse! gruselig war's auch mitunter. Wie sie da im Röhricht gelegen haben am schwarzen Moor, Büffel zu schießen, und haben die Puma rascheln hören, und mit eins wird einer der Jäger am Genick gefaßt, die andern knallen los, und Mensch und Bestie verreckt zusammen und der Mond gleitet sachte hinter den Zweigen einer Magnolie hervor, über dem Moor aber, wo die Körper versinken, qnillt es roth auf von warmem Blute, und in den Zweigen fauchen die Affen und Kakadus. Oder wie sie im kahlen Felsgebirge nach Gold geschürft, wochen- und monatelang, das Hirn halb versengt von schattenloser Gluth und immer * geschürft, geschürft, Männer, gelb und hart, mit grimmigen Augen, Krallenfäusten wie die Satane, die Dolchmesser im - Gürtel. Aber hurtiger wie die Gier ist der Neid, und leicht konnte Einer in einer Stunde verlieren, was er in Monden gewonnen, und scharf sind die Dolche und tief die Abgründe, und haben Manche gekämpft Leib an Leib um die gelbe Beute. Oh, das ließ sich hören! Besonders als er dabei selbst einmal ins Gedränge gekommen, wie ihm da Einer aufgelauert, eine Mordbestie von Mestizen, um ihm sein Geld abzunehmen, sich aber an ihm verrechnet, und er sich mit seinen Boxerkünsten erwehrt und ihn an einen Baum gebunden, darauf ihm der Kerl in die HandW gebissen — da! häßliche rothe Narbe! Dann das Theehaus, da sei's ein bissel wild hergegangen — da sei nichts für die Weibsen — aber schneidig, und wär' ein hübsch' Stück Geld dabei herausgesprungen. Da hätt' er denn endlich gedacht, könnt' 'mal eine Ferientour machen in die Heimat, da seien wohl die Berge indessen nicht fortgelaufen, kaufte vielleicht auch ein Wirthshaus oder Kaffeeschank in der Hauptstadt oder wie sich's sonst schickte! — Nun, , da waren denn die Mäuler alle offen, die Wangen voll Gluth, und der Alte hat immer vergnügt an seinen Bartstoppeln herumgekratzt über den Prachtsohn. Natürlich hatte er drüben noch mehr von den gel- ' ben Batzen! durft's nur seinem Bankier wissen lassen! — Ich hatte zu Allem meine eigenen Gedanken. Ein ' bissel hatte ich mich immer auf die Gesichter verstanden, und so — nun, Herr — so sah eben kein guter Mensch aus; und wie er sie da Alle behexte, war's mir gerade, als ob er eine starke Hand aus seinem Innern nach

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