7 „Und wenn er böse ist, was schert's mich? Kann er mir was anhaben? Er ist ein Herr bei sich, und ich bei mir! Ist er gescheit — ich bin's mindestens auch!" — Dabei wendete er sich zu Vincenz und ging einige Schritte vorwärts. „Du, Vinceuz, wenn Du zum Fürsten zurückgehst, sagst meine höfliche Empfehlung, und ich lass' ihn grüßen, und ich kann schwerlich kommen, und meine Rosi auch nicht... Oder," setzte er plötzlich unentschlossen hinzu, „sag'... wenn's möglich ist... oder sag'... es kann nit sein.. . oder. .. er soll auf keinen Fall auf die Rosi rechnen... oder... sag', es ist schon gut!" schrie er fast auf und machte mit beiden offenen Händen eine solche Bewegung in die Luft hinein, als möchte er Alles von sich werfen. Die Knechte sahen sich an, sie wußten, jetzt sei nicht zu scherzen; die grauen Augen des Bauers stierten unheimlich, und sein Gesicht war roth. Obschon es bereits ziemlich dunkel war, sah dies der Vincenz doch recht gut von der Nähe; ihm selbst war es nicht recht heimlich und zuthunlich dabei, er nahm langsam Hut, Rock und Stock, preßte etwas von „Behüt' Gott!" heraus und ging sachte, mit Seitenblicken nach Rosi, zum Gitter hinaus. Kaum war er hundert Schritte gegangen, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte. Er brauchte sich nicht einmal halb umzudrehen, denn schon war Sepp neben ihm. „Ah, der Herr Göd!" sagte Vincenz. „Dir ist das Ding auch in den Kopf 'gangen," sagte Sepp mit seiner heiseren, hohlen, zuweilen durch die Nase streichenden Stimme. „Mir ist's recht, und Dir kann's auch recht sein; wer braucht die hochnäsigen Stadtherren, die Alles besser verstehen wollen, wie wir! — Hi," pfiff er, „sich anfressen bei uns, auslachen, das können sie! Mir ist's ganz recht, daß die Ros'l nit gehen darf, und Dir kann's doppelt recht sein. Ich hoff', wir kriegen auch keinen solchen Frack ins Haus; sie sehen, daß man ihnen die Thür vor der Nase zuklappt. Freilich, scharmuziren, das können sie, und gar mit eineni Mädel wie die Rosi! Die lass' Dn nit ans, Vincenz, die ist schon Dein, wenn Dn nur uicht nachlaßt. Daß Du keines reichen Bauern, wie des Zierthalers, Sohn bist, das thut nichts. Ein schon Grundstück habt Ihr, Du bist der einzige Sohn Deiner Mutter, und was ich hab', gehört auch Dein, dafür bist Du mein Schwestersohn. Und der Sepp hat was! Hörst Du, der Sepp hat was!" — Er reckte plötzlich schüchtern nach allen Seiten den mageren Hals herum uud flüsterte dann leise: „Aber Du sagst es Niemand! Ich weiß, wie es wird, und weiß, wessen Haus nnd Acker mir auf Schulden verschrieben sind, nnd hab' Alles gut heimlich verwahrt. Die Ros'l habe ich mit erzogen, und die folgt mir auch schou iu etwas. Sei nur fest und treu bei der Sach'! —• Aber lass' Dich' uicht mehr zu solchem Botenzeug gebrauchen. Die Lente glauben znletzt, Du hängst drüben von dem Herrn ab; und was geht's Dich au?" „Ich bin auch uur aus Gefälligkeit gegaugeu, und dann wegen der Ro..." „Nun ja, aber das muß eiu anders- mal mehr Geschick haben. Gib's größer, gib's größer! Nur so wird's werden." Und der Sepp schlich langsam neben seinen! Schwestersohn daher nnd flüsterte bald, bald ärgerte er sich, schimpfte über die Stadtherren, fluchte über die Verführer, krallte oft seine Hände nach dem Gurte und kicherte. Und wie er so im Mondscheine mit dem hageren, verkniffenen Gesichte ging, dieses noch mehr aschgrau uud fahlgelb durch den Mondschein aus- sah, und wie sein unförmlicher Schatten neben ihm Herzog, war er nicht gar lieblich anzusehen. Vincenz hörte ihm zu und seufzte zuweilen, mit Wehmuth iiu Herze». -lDen anderen Tag, es war Sonntag, läuteten die Glocken hell uud laut des Morgens von der Kirche herüber. Die Luft war so rein und klar, daß man heute
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