Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

5 Im Zierthalerhofe war es recht lebendig. Des Zierthalers große stämmige Gestalt ging ab und zu, fragte bei dem einen oder dem anderen Knechte an, hörte Berichte über Vieh und allerlei Zeug, wies mit der Hand bald nach dieser, bald nach jener Geräthschaft und nickte auch sehen! Freilich mußte man auch bemerken, wer die Schüssel trug! Das war Rosi, des Zierthalers Tochter, eiu schlankes blitzäugiges Mädel. Wenn sie am Sonntage eine Sammtjacke angelegt hatte, möchte ich Den gekannt haben, der ihre Augensterne und Augenwimpern von dem Sammt zu unterscheiden gewußt hätte! zuweilen zustimmend. Sepp's, des Großknechtcs, näselnde Stimme hörte man überall, und seine in die Knie gebrochene, schiefschnlterige Gestalt mit dem Halstuchknopfe bei dem Ohre, mit dem zerknitterten Hut auf dem Kopfe sah man überall. Wenn aber so eine frische Schüssel mitten in den Kreis hineindampfte, mußte man die Gesichter der Arbeiter Ein junger Bursche macht das Gitter auf, tritt iu den Hof und nimmt, kaum er die Thüre hinter sich hat, höflich den Hut herunter. „He, Vincenz," ruft auch schon der Zierthaler von ferne, „was bringt Dich her?" „Wünsch' schön gut'n Abend, Herr G'vatter," sagt der Vincenz höflich, in-

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