Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

150 inundirten Felder wurden auch hier, wie überall, von den Fluthen verwüstet. — Das W e i n m e i st e r's ch e Sensen werk in illgonitz wurde durch den Anprall der Wogen und der mitgeführte» Bloche arg demolirt. Die unterwaschenen Mauern der Durchfahrt stürzten mit dem Vorderhause ein, während sich noch der Neffe der Besitzerin, Fritz Gelter, in dem Gebäude befand. Gelter stürzte in die Tiefe und ivurde von den Wellen unter die Säge fortgerissen, wo er sich aber mit großer Geistesgegenwart festhielt, worauf er von Arbeitern unter Lebensgefahr glücklicherweise gerettet werden konnte. — Im oberen Steyr- thale wurde auch die Fiedler-Sperre bei Preisegg (Steyrling), die Holzsperre bei der Mündung in den Steyrfluß, sowie ein Großtheil der Wehre der Holzschleiferei bei Milans weggerissen. Gleichwie im Steyrthale waren auch im Ennsthale schreckliche Verheerungen durch das Hochwasser entstanden. Die an dem Ennsflnsse und dessen Zuflüssen gelegenen Culturen, Gärten, Wohnhäuser und Fabrikswerke erlitten mannigfache Schäden. Die Eisenstraße wurde durch mehrere bedeutende Erdabrutschungen für den Wagenverkehr auf längere Zeit unpassirbar. Viel werthvolles Langholz wurde von den Fluthen weggeschwemmt, doch blieben die eisernen Brücken im ganzen Ennsthale iutact. — In Losenstein wurde ein Heustadel des Oekonomen Blasl sammt Vorräthen weggerissen. Der in Stiedelsbach bedienstet gewesene 21 Jahre alte Knecht Alois B ayer stürzte beim Holzauffangen in der Enns, in der Nähe der Beinhackl'schen Mühle, in den Fluß und ertrank. — Im Nenstift- grabe» fanden zahlreiche Erdabrutschungen statt, welche die Straße und daneben gelegene Felder verschütteten. - Im Kleinkohler- grabcn wurde das Häuschen eines Holz- knechtes durch eine Bergabrutschung verschüttet. — In Unterlaussa ertrank der Flößer Josef Ker sch b aumstein er beim Auffangen von herabschwimmenden Gegenständen im Lauffabach. - Die zahlreichen Gebirgsbäche unseres Bezirkes waren alle zu reißenden Flüssen angeschwollen und richteten an ihren Ufern so viele Verheerungen an, dass es den uns zu Gebote stehenden Raum weit überschreiten würde, wollten wir alle einzelnen Details schildern. Auch das Kremsthal war von großen Verheerungen heimgesucht. Sowohl der Sulzbach als der Kremsfluß mit seinen größeren und kleineren Zuflüssen verursachten viele Schäden an Gebäuden, Straßen und Brücken, sowie au Feldern.— Der am 3 . Juli Früh von Klaus abgegangene Personenzug der Kremsthalbahn entgleiste mit der Maschine und dem ersten Wagen in der Nähe des sogenannten Fasangartens oberhalb der Station Krems- mimster infolge einer Damm-Abrutschung. Die Maschine und-der leere Reservewagen stürzte» über die Böschung hinab. Der Ma- schinführer Leopold D e u r e tz b a ch e r blieb sofort todt, während der Heizer Franz M ar- cobruni so schwere Verletzungen erlitt, dass er auf dein Transporte ins Spital starb. Schwer verletzt wurde auch der Bahnaufseher Max H able, welcher sich auf der Maschine befand. Höchst erfreulich war es, dass überall die von der Wassernoth weniger bedrängten Bewohner den durch die Katastrophe Betroffenen thatkräftige Unterstützung und rechtzeitige Hilfe leisteten. Besonders zeichneten sich sich die wackeren Feuerwehrmänner im ganzen Bezirke durch ihre aufopferungsvolle, werk- thätige Hilfeleistung aus. — Der oberöster. Landesansschuß leitete sofort eine Hilfsaciion ein, wodurch der durch die Ueberschwem- mu»g so schwer betroffenen Bevölkerung theils materielle Unterstützung, theils verschiedene Erleichterungen und Begünstigungen in Aussicht gestellt wurden. Außer einem La nd e s - H il f s e o m ite, bildeten sich über Anregung des Statthalters Bezirks- H i l f s c o m it ö s, so auch im Steyrer-Bezirk unter dem Vorsitze des Statthaltereirathes und Bezirkshauptmannes Hugo Ritter von Heben streit. Die bei der Bezirkshauptmannschaft Steyr aus dem Landbezirke eingelaufenen Spenden ergaben bis zum Schlüsse unserer Chronik einen Betrag von 1135 fl. 50 kr. Außerdem betrug das Sammlungsergebniß in der Gemeinde Siern ing, welches direct an die Statthalterei abgeliefert wurde, 236 fl. 77 kr. — Der Gemeinderath der Stadt Steyr beschloß in seiner Sitzung am I3. August, in Erwägung, dass die Ueber- schwemmung die Gemeinde selbst schwer betroffen, die von der k. k. Statthalterei für das Kronland Oberösterreich eingeleitete Geldsammlnng durch Vornahme einer Sammlung im Stadtgebiete kräftigst zu unterstützen und zu diesem Zwecke 100 fl. zu widmen, zur sofortigen Unterstützung der bedürftigsten, durch das Hochwasser hart betroffenen, ärmeren Bevölkerung im eigenen Stadtgebiete aber 400 fl. und zugleich mit ersterer Sammlung eine solche für die Hilfsbedürftigen der Stadt einzuleiten. Diese Sammlung ergab für Steyr die Summe von 2289 fl. 89 kr., f ü r das Kronland 1343 fl. 62 kr., welch' letztere Summe an das k. k. Statthalterei-Präsidium abgeliefert wurde. Von der ersteren Summe gelangten an 76 Bewerber in der Gemeinderathssitzung vom 24. September 1983 fl. zur Vertheilnng, während der Rest per 306 fl. 89 kr. zur Vertheilnng an nachträglich sich meldende Parteien dem Ermessen des Bürgermeisters überlasse» wurde. — Die Direction der Sparcasse Steyr

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