Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

137 welcher zu den besten Hoffnungen berechtigte, stand im 28. Lebensjahre. Erst am 1. Jänner avancirt, stand ihm eine baldige neuerliche Beförderung in Aussicht. Eine Revision der Station Garsten hat die vollkommenste Ordnung der Casse und aller Dienstgeschäfte ergeben. Der älteste evangelische Pfarrer in Oesterreich, Johann O e r t e l in Neukemateu, starb dortselbst am l3. April. Er war Mitglied des k. k. Bezirksfchulrathes Steyr. Am Ostermontag den 19. April Abends wurde der praktische Arzt Josef M a y r- l e ch n e r in Siernina, als er sich auf der Rückfahrt von seinen Patienten bereits vor seinem Hause befand, noch am Wagen von einem Schlaganfalle betroffen. Sein Zustand, der Anfangs Besorgnis; erregend war, besserte sich aber erfreulicherweise nach mehr- wöchentlicher Krankheit. Diese Familie traf jedoch kurz darauf ein neuerlicher Schicksals- schlag, indem deren Sohn, Dr. Josef M ayrlechner jun., Gemeindearzt in Riedau, welcher, obwohl selbst leidend, an das Krankenlager seines Vaters geeilt war und bis zum 3. Mai dort weilte, kurz nach seiner Rückkehr nach Riedau an einer Lungenentzündung starb. Er war 34 Jahre alt lind erst seit einim Jahre verheiratet. Der gräflich Lamberg'sche Oberförster in; Forstamtsbezirke Grofframing, Wenzel Praschil, feierte am 22. April'dortselbst sein 25jähriges Dienstjubiläum. In der zweiten Hälfte des Monats April gieng das Gasthaus „Zum weißen Adler" in der Schuhbodengasse in Steyr um den Kaufpreis von 14.500 fl. in den Besitz des gewesenen Obermüllers der Har- ratzmühle, Engelbert Enengl, über. Am 23. April starb in Steyr, Enns- dors, die 28 jährige Gattin des Schneider- gehilfen Josef Baschta, Mutter zweier unmündiger Kinder. Sie war erst Tags zuvor im Krankenbette durch den Stadtpfarrer Hochw. Johann S t r o b l ihrem Manne angetraut worden. Der Gerichtsadjunct Dr. Hueber in Grünburg feierte ach 24. April mit seiner Gemahlin im Kreise der dortigen Liedertafel und zahlreicher Freunde sein Valet, da er nach Wien versetzt worden war. Der Valetant, der durch 3 Jahre Vorstand des Gesangsvereines i» Grünburg gewesen, hatte sich durch sein liebenswürdiges Wesen und das marine Interesse, das er allen öffentlichen Fragen entgegenbrachte, die Werthschätzung aller, die ihn kannten, erworben. Am 26. April fand die 22. ordentliche General-Versammlung der Pfand- leihanstalt in Steyr im Rathhause statt. Nach dem Jahresausweise wurden im abgelaufenen Geschäftsjahre 1896 28.186 Pfänder in Versatz genommen und hierauf Darlehen im Betrage von 49.171 fl. gegeben. Bürgermeister Johann R e d l wurde in der darauffolgenden Verwaltungsraths-Sitzung wieder einstimmig zum Präsidenten gewählt. Der Kneip p-Verein in Steyr hielt am 27. April seine constituirende Ver-. sammlung ab, bei welcher Lederhändler Carl P a n i s ch zum Obmann gewählt wurde. In Ermangelung einer eigenen Vereinsbadeanstalt wurde mit dem Badebesitzer Franz Bayer in der Neuschönau vorläufig ein Uebereinkommen getroffen, wonach der Verein mehrere Cabinen dieser Badeanstalt zu Kneippbädern einrichtete, sonne einen eigenen Gießmeister bestellte. Als Vereinsarzt fungirt seither Badearzt Hermann We st er reiche r in Waldneu- kirchen, welcher allwöchentlich in Steyr zu diesem Zwecke ordinirt. Am 27. April verließ der bisherige Schulleiter von Mühlbach, Gemeinde Garsten, Adolf Pier er, seinen Posten, um in gleicher Eigenschaft in Wolfern weiter- zuwirken. Er hatte sich während seiner Lehrthätigkeit in Mühlbach die aufrichtigsten Sympathien der Bevölkerung erworben. Anläßlich der Beeidigung des Bürgermeisters Johann Redl der Stadt Steyr am 28. April versammelten sich am Vorabende des Festtages dieBürger- korpscapelle, die beiden Gesangsvereine „Liedertafel" und „Kränzchen" und der Radfahrerverein „Waffenrad", um dem allverehrten Bürgermeister ein Ständchen dar,zubringen. An der Spitze des Zuges fuhren die Radfahrer auf ihren mit Lampions geschmückten Rädern, während die Musik- capelle flotte Märsche spielte. Eine große Menschenmenge wohnte der Ovation bei und schloß sich theilweise dem Zuge an. Bor dem Hause des Bürgermeisters trug die Musikcapelle einen Marsch und die beiden Gesangsvereine je einen Chor vor, worauf sich der Musikhauptmann und die Vereinsvorstände in die Wohnung des Gefeierten begaben, um die Glückwünsche der betreffenden Corporationen auszusprechen. Bürgermeister Redl dankte zum Schlüsse des Ständchens für die herzliche Ovation in tiefbewegten Worten, worauf brausende Hochrufe, die sich weithin in der versam- melten Bevölkerung fortpflanzten, den Abschluß des Ständchens bildeten. Hierauf versammelten sich die Theilnehmer am Ständchen über Einladung des Bürger- meisters im großen Saale des Hotels „Schiff", wo bei heiteren Gesängen und Musikvorträgen eine kleine Nachfeier statt- fand. — Der eigentliche Festtag zeigte die Stadt bei hellstem Sonnenglanze im reichen Flaggenschmucke. Um 9 Uhr fand in der Staotpfarrkirche ein vom hochw. Stadtpfarrer I. Strobl celebrirtes solennes Hochamt statt, welchem der Morgens ein11

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2