Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

134 wurde Bürgermeister Redl zum Vorstände gewählt. In der Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Stepr am 28. März fand die C o n- st i t u i r u n g des neuen Gcmeinderathes statt. Hiebei wurde der bisherige hoch geschätzte Bürgermeister Johann Redl, sowie dessen Stellvertreter Victor S t i g l e r ein- stimmig wiedergewählt. Die Bestätigung der Bürgermeisterwahl seitens Sr. Majestät des Kaisers erfolgte am 17. April. Ain 29. März verschied in Ernsthofc» nach kurzem Krankenlager der Privatier Carl K i m e s- w enger in feinem 79. Le- bensjahre.Der- selbe ivar seinerzeit durch mehrere Jahre Vorsteher der Gemeinde und erfreute sich als Gasthaus - Besitzer und Bäckermeister eines guten Geschäftsrufes. In dem Schlosse von Stenr zog am 31. März tiefe Trauer ein, denn in der vorhergehenden Nacht ivar die Schloßherrin, die hochgeborene FranA n na R e i ch s g r ä- f i n v o n L a m- b e r g, geboren am 13. Februar 1837, nach längerem Leiden aus dein Leben geschieden. Dieser Todesfall rief in der Rcichsgräfi» Anna von Lamberg -1. Nach einer ^holographischen Aufnahme von I. Bichler. ganzen Stadt soivie auch in iveiter Umgebung die aufrichtigste Theilnahme und tiefste Trauer hervor, denn meint auch die Dahingeschiedene sehr zurückgezogen lebte, so kannte und schätzte doch Jedermann deren edlen Charakter, ihre wahre Frömmigkeit, ihr liebenswürdiges Wesen, ihre aufrichtige, hingebende Herzensgute, ivelche Niemand, der sich vertrauensvoll ihr nahte, ungetröstet von hinnen gehen ließ. Zahllos sind die Wohlthaten, welche die verstorbene Reichsgräfin im Stillen gewirkt, und insbesondere die wahrhaft Armen verloren an derselben eine liebevolle, stets bereite Helferin der Noth in des Wortes umfassendster Bedeutung. Die Verstorbene war seit dem 29. Jänner 1861 mit dem Reichsgrafen Franz Einerich von Lainberg vermält und lebte mit demselben in zärtlichster und glücklichster Ehe, welche jedoch kinderlos blieb. — Zahlreiche Beileidstelegramme waren von vielen hochgestellten Persönlichkeiten, insbesondere der hohen Aristokratie anläßlich des erschütternden Trauerfalles eingelangt. Auch Se. Majestät der Kaiser ließ durch seinen Generaladjutanten Grafen Paar sein Beileid telegraphisch ausdrücken. — Die am 2. April statt- gehabte B e- g r ä b n i ß- feier für die hochgeborene Verblichene gestaltete sich zu einer imposanten, selten ge- sehenenTrauer- kundgebung, an der sich alle Kreise von Stadt undLand betheiligten. — Die irdische Hülle der allseits so hochverehrten Wohlthäterin war in der Schloßkapelle anfgebahrt worden, wo- selbst ein großer Andrang seitens des Publicums stattfand. Die Capelle ivar schwarz behängen, grüne Blattpflanzen und viele kostbare Kränze schmückten den Katafalk, auf dem der Sarg ruhte und vor dem zwei Forstbedienstete Ehrenwache hielten. Ruhig und sriedlich waren die Züge der Verblichenen, sie ließen nichts ahnen von dem großen Leiden, das dem Tode vorausgegangen. Zur Führung des kirchlichen Conductes war der Hochwürdigste Bischof von Linz Dr. Franz Maria D opp el b a u er

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