Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

132 Veteranenverein von Molln bereitete ihm ein ehrendes Begräbnis;. Bei der am 15. März stattgehabten R e i ch s r a t h s w a h l im Landgemeinden- Wahlbezirke Steyr—Linz wurde Abg. Johann P l a ß mit 196 von203 abgegebenen gil- tigen Stimmen wiedergewählt. Im Wahlorte Steyr erhielt er 132 von 138 abgegebenen Stimmen. — Im Wahlbezirke Kirchdorf— Gmunden wurde Abg. Johann Rogl mit 129 von 157 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Mitte des Monats März wurden die sterblichen Ueberreste der vor 18 Jahren verstorbenen, einstigen Kindergärtnerin und Gründerin des ersten Kindergartens in Steyr, Fräulein Franze, auf Anordnung ihrer Verwandten am Steyrer Friedhofe erhumirt und in eine eigene Familiengruft nach Graz überführt. Am 17. März fand die Wahl eines Reichsraths-Abg eordneten für den JndustrialbezirkSteyr—Kirchdorf statt. Die Deutsche Fortschrittspartei hatte den Vice- bürgermeister von Steyr, Victor Stigler, als Candidaten aufgestellt, während k. k. Professor Leopold Erb der Candidat der sogenannten vereinigten Nichtliberalen war. Als gewählt erschien Leopold Erb mit 1165 Stimmen, während Victor Stigler mit 924 Stimmen in der Minorität blieb. Im ganzen Wahlbezirke waren 2090 giltige Stimmen abgegeben worden. In den einzelnen Wahlorten waren die Stimmen folgendermaßen vertheilt: Steyr Erb -401, Stigler 614; Bad Hall Erb 46, Stigler 30; Kremsmünster Erb 65, Stigler 5; Neu Höfen Erb 64, Stigler 6; Neuzeug Erb 51, Stigler 32; Sierning Erb 114, Stigler 39; S i e r n i n g h o f e n Erb 29, Stigler 24; Weyer Erb 42, Stigler 33; Kirchdorf Erb 28, Stigler 55; G r ü n- b u r g Erb 66,. Stigler 22; M i ch e l d o r f Erb 84, Stigler 17; Steinbach Erb 60, Stigler —; W i n d i s ch g a r st e n Erb 25, Stigler 47 Stimmen. —• Am Abend des Wahltages brachten die Anhänger Erbs demselben vor seinem Hause ei» musikalisches Ständchen und zogen dann mit Lampions unter Musikklängen durch die Stadt zum Hotel „Schiff", um mit dem neugewählten Reichsraths-Abgeordneten ein Siegesfest zu feiern. Eine tausendköpfige Menge, zumeist politischen Gegnern aus dem' Arbeiter- stande angehörig, sammelte sich in der Nähe des Michaelerplatzes und folgte dem Zuge unter Lärmen und demonstrativen Zurufen in die Stadt. Langsam nur lösten sich die Massen auf, als der Zug sein Ziel erreicht hatte. Am 18. März Nachts entlud sich über Steyr und den ganzen Bezirk ein sehr heftiges Gewitter, begleitet von Sturmwind, Hagelschlag und gewaltigen Regengüssen. Es war dies das erste Frühgewitter in diesem Jahre. Dessen außergewöhnliches llngestüm richtete zwar in unserer Gegend weniger Schaden an, jedoch erlitten andere Landstriche hiedurch viele Verheerungen. Der Fleischhauer und Hausbesitzer Franz Hofer in Steyr, welcher vor mehreren Wochen erst mit seiner Gattin die goldene Hochzeitsfeier in erfreulicher Rüstigkeit begangen hatte, erlag am 19. März nach kurzem Krankenlager einem Lungenkatarrh. In der Gemeinde-Ausschußsitzung in Garsten am 19. März wurde der verdienstvolle Bürgermeister dieser Gemeinde, Josef S ch w e i n s ch w a l l er, zum Ehrenbürger ernannt. In Sierninghofeu starb am 19. März der gewesene, allseits geachtete Kaufmann Jgnaz W e i ch s e l b a u m e r im 85. Lebensjahre. In der Nacht vom 20. zum 21. März wurde die sogenannte Dandlinühle Nr. 58 bei Moll«, dem Oekonomiebesitzer Johann O b e r n d o r fi n g er gehörig, ein Raub der Flammen. Es wurde hiedurch soivohl das Oekonon.iegebüude, als das Wohnhaus und die Mühle in Asche gelegt und es verbrannten 2 Pferde, 9 Schweine, sämmtliche Fährnisse und Wohnungseinrichtung. In Folge der tiefen Lage des Brandobjectes am Paltenbache wurde das Feuer in der Umgebung kaum bemerkt, daher wenig Hilfe zu den Löscharbeiten eintraf. Die A c t i e n g e s e l l s ch a f t der Elektricitäts w erk e in Steyr hielt am 24. März im kleinen Rathhaussaale ihre dritte ordentliche Generalver- s a m m l u n g ab. Aus dem vom Revisionsausschusse geprüften und richtig befundenen Rechnungsabschlüsse für das III. Geschäftsjahr 1896 ist zu entnehmen, daß sich die Voraussetzungen erfüllt haben, die man an dieses Unternehmen mit Recht knüpfte. Die Stromabgabe stieg auf 25.042 fl., welcher Einnahme Ausgaben im Betrage von zusammen 19.636 fl. gegenüber stehen, sonach ein Betriebsgewinn von 5406 fl. erreicht wurde. Dieser erhöhte sich noch durch verschiedene Nebeneinnahmen auf 7423 fl., so daß schon dieses dritte Geschäftsjahr ein Erträgnis; abgeworfen hat, welches eine angemessene Verzinsung des Actiencapitals' ermöglicht hätte, wenn nicht diese Summe durch den Vortrag der Verluste der zwei ersten Geschäftsjahre per 4069 fl. verkürzt worden wäre, ivas lediglich auf den Mangel jedweden Betriebsfondes, sowie aus die Kosten für die Führung des den Schiedsspruch im GaSstreite betreffenden Annul- lirungsproceffes per 780 fl., welche die Gesellschaft auf sich genommen, zurückzuführen ist. Der verfügbare Reingewinn betrug daher nur 2574 fl. Durch die Vergrößerung der Stromabgabe war eine Vermehrung

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