Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

131 der Fachschule und Versuchsanstalt, Josef Schachinger, Kaufmann und Hausbesitzer, Dr. August K a s e r e r, f. k. Staats- anwalt, und Franz K o n t n e r, Privat und Hausbesitzer. Bei der am 8. März statt- gefundenen Wahl betheiligten sich von 603 Wahlberechtigten 551. Auf die Candi- daten der Fortschrittspartei entfielen und zwar auf: Dr. Johann H o ch h a u s e r 829, Victor S t i g l e r 828, Josef H u b e r 317, Karl H e i n d l 293, und Dr. August R e d- tenbacher 281 Stimmen, welche somit als gewählt erschienen. In der Minorität blieben Leopold Erb mit 277, Gustav Ritzinger mit 247, Josef Schachinger mit 228, Dr. August Kaserer mit 214 und Franz Kontner mit 213 Stimmen. Da Professor Erb demzufolge eine Stimme über die absolute Majorität erhalten hatte, so legte der Bürgerverein durch seinen Präsidenten David Z i e b e r m a y r gegen diese Wahl P rote st ein, imd erklärte, Erb sei nach dem Wortlaute des § 37 des Gemeindestatutes der Stadt Steyr ebenfalls als gewählt anzusehen; da aber nur fünf Gemeinderäthe zu wählen seien, so müsse eine Neuwahl oder engere Wahl im ersten Wahlkörper ausgeschrieben werden. Dieser am 16. März bei der Stadtgemeinde überreichte Wahlprotest kam in der Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Steyr am 26. März zur Verhandlung und wurde in dieser ersten Instanz mit allen gegen zwei Stimmen abgewiesen. Gegen diese Entscheidung recurrirte derBürgervercin bei der k. k. Statthalterei in Linz, und, als diese dem Recurse keine Folge gab, in letzter Instanz auch beim k. k. Ministerium des Innern, welches aber den Recurs mit Note vom 13. Juni ebenfalls zurückwies. Am 4. März starb in Losenstein der RealitätenbesitzerRab erg er in: 74. Lebensjahre. An dem Leichenbegängnisse dieses in weiten Kreisen beliebten Mannes betheiligte sich auch die dortige Feuerwehr, bei welcher der Verblichene die Charge eines Lösch- meisters bekleidete. Am selben Tage wurde dem Fleischhauer und Hausbesitzer in Sierninghofen Carl Schachner in Steinbach beim Abholen eines Rindes von demselben durch einen Hufschlag der Knochen des linken Unterschenkels zersplittert. Am 10. März Nachmittags wurde der (>0 Jahre alte, verwitwete Fabriksarbeiter Jgnaz Jungwirth aus Letten auf der Straße nach Unterhimmel nächst der Kalkofenbrücke leblos aufgefunden. Als Todesursache wurde Herzlähmung constatirt. Zum ersten Male fanden in diesem Jahre die Reichsrathswahlcn der neugeschaffenen V. Curie statt. Die Wahl- männerwahlen vollzogen sich in den einzelnen Wahlorten des Bezirkes unter großer Betheiligung und lebhafter Agitation der Wahlberechtigten, von welchen das größte Interesse diejenigen an den Tag legten, die durch die Schaffung der neuen Wahlcurie zuni ersten Male ein politisches Recht, wenn auch nur indirect, ausübten. Am 11. März fand in dem Wahlbezirke Steyr— Kirchdorf — Gmnnden — Vöcklabruck die Wahl des Reichsraths-Abgeordneten der V. Curie statt, wobei, wie nach dem Aus- falle der Wghlmännerwahlen bereits voraus- zusehen war, der Candidat der kath. Bolks- partei Dr. Leop. K e rn, Domprediger in Linz, mit überwiegenderMajorität gewählt wurde. Im Ganzen waren 505 giltige Stimmen abgegeben worden, ivovon in den einzelnen Wah l orten auf Dr. Kern u. zw. in Steyr 164, in Gmunden 97, in Kirchdorf 52 und in Vöcklabruck 117 Stimmen entfielen, während sein Gegenkandidat, der socialdemokratische Redacteur Heinrich B e e r, in Steyr 45, in Gmunden 10, in Kirchdorf 4 und in Vöcklabruck 5 Stimmen erhielt. Außerdem wurden in Steyr 1 Stimme für Johann Plaß, in Vöcklabruck 10 Stimmen für Josef Eder und in Kirchdorf 10 Stimmen leer abgegeben. Dr. Kern erhielt also zusammen 430 Stimmest,während die absolute Majorität nur 253 Stimmen erforderte. Am 11. März waren es 40 Jahre, daß der k. k. Gefangenwach-Oberaufseher Michael Leims»er an der Strafanstalt in Garste» wirkte. Ihm zu Ehren wurde daher an diesem Tage Abends im Mayrhofer'schen Gasthause, eine Jubelfeier arrangirt, zu welcher zahlreiche Freunde unb Gönner desselben erschienen. Der Hauscommissär der Strafanstalt, k. k. Staatsanwalt Doctor August Kaserer, Strafanstalts - Director Heinrich Swimann, Strafanstalts-Seelsorger tzochw. Johann B. Lorenz, sowie Wach- iuspector-Stellvertreter Sandhofer brachten dem Jubilar die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdrucke. Das Fest, welches sehr' auimirt verlief, beehrten auch der Bürgermeister von Garsten, sowie andere Honoratioren der Gemeinde mit ihrem Besuche. Am 131 März wurde die Suppeuanstalt in Steyr geschlossen. Seit deren Eröffnung am 9. November des Vorjahres bis zu diesem Tage waren an 80 Schultagen nahezu 20.000 Portionen Suppe und Brod an arme Schulkinder verabfolgt worden. In Bad Hatt starb am 14. März Abends nach langem Krankenlager der Privatier und Hausbesitzer Johann Marchgraber im 66. Lebensjahre. Der Verblichene war eine im Markte sehr bekannte und überall geachtete Persönlichkeit. Am selben Tage verschied in ^Nolln ein Radetzky-Veteran, nämlich der Sensen- arbeiter und Hausbesitzer Caspar S ch tv a rz, im Alter von 78 Jahren. Der Militär-

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