Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

123 ergab ein namhaftes Reinerträgniß. Die vorerwähnte Subseription erzielte bis Ende Juli 1897 den Betrag von 2510 fl. 95 Er. In Grünburg wurde am 25. November die Apothekerswitwe Frau Anna Müller, welche im Alter von 55 Jahren starb, unter großer Betheiligung zu Grabe getragen. Die Grünburger Liedertafel sang beim Trauerhause einen ergreifenden Chor. Am 25. November Vormittags fand die feierliche Einweihung des neuen Friedhofes in Sicruing statt. Hochwürden Dechant Dürrnberger aus Steyr nahm unter zahlreicher Assistenz der Geistlichkeit die heilige Handlung vor, zu deren Schlüsse er eine feierliche Ansprache hielt. Durch die Vergrößerung des Friedhofes um ungefähr 1000 Quadratklafter ist einem sehr nothwendig gewordenen Bedürfnisse abgeholfen worden. Der Besitzer des Beindlmairgutes zu Strienzing, Gemeinde Wartberg a.d. Krems, Johann Zeh einer, 72 Jahre alt, wurde am 25. November Früh von einem Knechte in der Nähe seines Gutes in der Krems ertrunken aufgefunden. Er war am Vortage Abends auf dem Heimwege in einem Schwindelanfalle über die Böschung des Flußufers gestürzt. In Steyr starb am 27. November Abends nach langem schmerzlichen Leiden die in den weitesten Kreisen hochgeachtete Frau Marie Feilerer, geboreneMoltrüe, in ihrem 70. Lebensjahre. Sie war in Salzburg geboren und die Witwe des Kupferschmiedmeisters Carl Fellerer, dessen ehrenvolles Andenken in Steyr un= vergessen ist. Der Hingang der allseits verehrten Frau wurde allgemein tief betrauert. Am 28. November verschied in Steyr der in weiten Kreisen bekannte Herausgeber und Redacteur der seinerzeit in Steyr durch eine Reihe von Jahren erschienenen antisemitischen Zeitschrift „Judenfrage", Johann Simader, vormals bürgerlicher Lederer- meister in Ort, in ^seinem 70. Lebensjahre. In dem dem Seifenfabriksbesitzer Josef Lettner gehörigen Wetzendorfergute in Neu,zeug brach am 30. November auf unaufgeklärte Weise Feuer aus, ivelches den ganzen Dachstuhl, den Stadel, die Tenne und sämmtliche Holzlagen der 11 Wohn- parteien, nebst Fechsung und Fährnisse ein- äscherte. Die Wohnparteien erlitten durch verbrannte Holzvorräthe und Einrichtungsstücke bedeutenden Schaden. Am Brandplatze waren die Freiwilligen Feuerwehren von Sierning, Neuzeug, Letten, Sichlern und Aschach erschienen, deren Thätigkeit jedoch in Folge Wassermangels sehr beeinträchtigt war. Bei der am 30. Noveinber in Haidl's Gasthaus stattgefundenen Generalversammlung des Gewerb evereines für den Steyrer Jndustriebezirk wurde das lang- jährige treue Vereinsmitglied und bisheriger Vorstandsstellvertreter Carl Roßpara, welcher in Folge seiner Uebersiedlung nach Letten letztere Stelle zurücklegte, in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein zum Ehrenmitgliede ernannt. Am 30. November begann in Steyr die IV. S ch w urg erich ts p eriod e dieses Jahres. Bei der ersten Verhandlung, wobei der frühere Besitzer des Ecklbauerngutes in Freiling bei Neuhofen, Josef Ebner, wegen Brandlegung angeklagt war, mußte der Angeklagte zu Folge des Verdictes der Geschworenen freigesprochen werden. Ebner ist seit 5. Mai dieses Jahres in der Strafanstalt Garsten wegen des Verbrechens der Brandlegung zu 12 Jahren schweren Kerkers interniert, doch konnte ihm die zweite zur Last gelegte Brandlegung nicht nachgewiesen werden. — Am 1. December wurde der 18jährige nach Grünau zuständige Bauernknecht Josef Geg enl e itn er wegen des Verbrechens der Nothzucht und Schändung unter Anwendung des äußersten Mil- derungsrechtes zu 18 Monaten schweren, verschärften Kerkers und der 33 Jahre alte, schon vorbestrafte Taglöhner Josef Salz- wimmer aus St. Ulrich wegen des ersteren Verbrechens zu f ü n f I a h r e n schweren verschärften Kerkers verurtheilt. — Am folgenden Tage kam jene Affaire zum endgil- tigen Abschlüsse, die sich gelegentlich des „Fensterlns" zwischen einer größeren Anzahl von Bauernburschen und mehreren Fabriksarbeitern beim Voglsanggute in Stein in der Nacht zum 28. Juni desselben Jahres abgespielt hatte (siehe Chronik 1895/9«) und wo- bei der Knecht vom Kammermayrgute Johann Mitterlehner von einem unbekannten Thäter erstochen wurde. Bei einer schon am 4. September beim Kreisgerichte Steyr gegen drei Burschen durchgeführten Verhandlung wurde einer der Angeklagten freigesprochen, bei einem zweiten wurde die Anklage zurückgenommen und nur gegen den dritten Angeklagten, den 20 Jahre alten Knecht Johann K o l m, wurde die Anklage des Todrschlages aufrecht erhalten, weshalb dieser am 2. December vor den Geschworenen stand. Kolm leugnete hartnäckig alle Punkte, die auf seine Thäterschaft Hinwiesen, was ihm aber nichts nützte. Er wurde nach dein Schuldspruche der Geschworenen zu vier Jahren schweren,verschärften Kerkers ver- urtheilt. — Am 3. December wurde der 20 Jahre alte, nach Pettenbach zuständige, zuletzt in Christkindl in Aufenthalt gewesene Ferdinand Ried ler wegen des Verbrechens des Betruges, begangen durch Wechsel- fälschung und betrügerischen Kaufhandel, zum schweren, verschärften Kerker in der Dauer von fünf Jahren verurtheilt. Der Mitangeklagte Josef Watzenböck, Besitzer

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