Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

112 Verleihung erfolgte am 31. Oktober 1837. Der 49. und jüngste Ehrenbürger ist Herr Dr. Josef Krakowizer. Ich habe die Kleinodien der Stadt Steyr beschrieben; ein Kleinod muß ich noch anführen, es ist die Heimatsliebe ihrer Bürger. Edmund Schmidet. OchmM als kriegführende MaG in den lebten Jahrhunderten. Von Aerrrrich Kemcrtmülter. ^ie geographische Lage der Länder Cr Oesterreich - Ungarns bringt es mit sich, dass sich die Monarchie selten andauernden Friedens und segensreicher Friedensthätigkeit erfreuen durfte. Seit dem Ausgange des 15. Jahrhunderts finden wir österreichische Truppen fast in fortwährendem Kampfe für Kaiser und Vaterland, oder für die Interessen M i t t e l- europas überhaupt, und der Doppeladler taucht bald hoch im Norden, bald tief drunten im sonnigen Süden auf, mehr oder weniger siegreich, aber der kräftige Schlag seiner gewaltigen Fittige ist selbst dann für den Gegner schwer fühlbar, wenn der Sieg nicht sich Oester- reich's Heerschaaren zuneigt. Wie wäre es aber auch möglich gewesen, den Sieg ohn' Unterlaß an die eigenen Waffen zu heften? „Das Glück ist kugelrund", dieses Sprichwort gilt im 1 Kriege nicht zum wenigsten, nnd die vielen Kriege, die O e st e r r e i ch oft zu gleiche r Zeit zu führen hatte, lassen es begreiflich erscheinen, wenn ihm das Waffenglück nicht überall hold war, oder das ange- strebte Ziel nicht immer ganz erreicht wurde. Seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts kämpfte Oesterreich oft gleichzeitig gegen Frankreich und die Türkei (1521—1526), oder gegen Frankreich und gegen die ungarischen Adeligen, so in den Jahren 1629, 1630, 1635—1648. Dazu waren die Kriege oft von sehr langer Dauer (30jähriger Krieg von 1618—1648) und die kaiserlichen Truppen mußten nach allen Himmelsrichtungen die Waffen tragen (30 jähriger Krieg, spanischer Erbfolgekrieg 1701—1714). Sehr ungleich war die Anzahl der größeren Affairen in gewissen Kriegen nnd ebenso ungleich die Größe der Verluste. Vom 6. Jänner bis 26. März 1794 gab es auf der Linie von der Mosel bis an's Meer nicht weniger als 45 Gefechte, Scharmützel und Unternehmungen, nnd trotzdem verloren die Alliirten in diesen 80 Tagen nur 33 Todte, 136 Verwundete, 46 Vermißte und 45 Pferde und an Gefangenen nnr 100 Mann und 44 Pferde. Der Verlust des Feindes zur selben Zeit ist nicht bekannt. Was aber Oesterreich vom Jahre 1500 bis 1870 geleistet und wie leistungsfähig trotz oft sehr widriger Verhältnisse dessen Armeen waten, mag ermessen werden ans der Summe der Affairen in diesen 170 Jahren; sie erreicht die stattliche Ziffer 6829, worin kleinere Plänkeleien, die nachhaltigere Wirkung nicht erzielten, nicht eingerechnet sind. Drei Welttheile sahen in diesen 6829 Affairen Oesterreich's Krieger mit Löwen- mnth und Tapferkeit streiten, die Kriegsschauplätze waren daher oft ungeheuer weit vom Centrum der Monarchie entfernt. Im nördlichen Europa bilden Alsen, Veite und Harsens bis an die Nordspitze Jütlands, Im Nordwesten der Niederrhein die Kriegsgrenze der österreichischen Waffen. — Im Süden flatterten die österreichischen Fahnen in Palermo und Trapani und alle Theile der apenninischen Halbinsel können Zeugnis geben von der Tapferkeit und Ausdauer der kaiserlicheu Heere, iu Spanien kamen österreichische Truppen bis an den MauzanareS und über Madrid hinab und an Afrika's Küsten wehte der kaiserliche Doppelaar in Algier und Tunis. —• Im

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