100 unserer Abreis, die in wenigen Tagen zu gewärtigen ist, Euere Antwort auf unsere Brautwerbung zu überuüttelu!" Der Bürgermeister konnte oder »lochte nicht antworten, und so mußte sich der edle Herr Wolfgang Jörger mit biner Verbeugung des also Geehrten allein begnügen, was ihm nicht sonderlich aus- sichtsvoll für die glückliche Lösung seiner Sendung zu sein schien, denn er sagte mit bedeutungsvollem Blick und vielsagender Betonung seiner Worte, indem er dabei, was sonst durchaus nicht seine Gewohnheit war, dem Bürgermeister die Hand derb schüttelte: „Bedenkt gar ivohl, Herr Hans Praud- stetter, daß des Kaisers Majestät der Brautwerber zu seiu geruhen, und so weit Ihr es zu wissen. nothwendig habt, wollen wir Euch uoch mittheilen, daß der Kaiser gesonnen ist, Euch noch überdies durch die Vermählung Euerer anderen Tochter Barbara an einen kaiserlichen Hofbediener des mehreren zu ehren und au seinen Hof und Dienst zu ketten — so Ihr natürlich nichts dagegen ein- zuwenden haben werdet!" Der Landeshauptmann ließ jetzt die Hand des noch immer wortlos dastehenden Bürgermeisters los, machte den Herren vom Rathe eine ceremoniöse Verbeugung und schritt hinaus, gefolgt vom Vicedom, der vorher uoch rasch Herrn Haus Prand- stetter kräftig die Hand schüttelte und ihm zuraunte: „Ich bitt' Euch gar sehr, Euern Groll nicht über mein schuldlos Haupt zu entladen — ich bin an der Sach' ganz und gar nicht schuld!" „Glaub's wohl", murmelte Hans Prandstetter und wischte sich den Schweiß von der Stirne, der darauf iu großen Tropfeu perlte, dann wAdte er sich zu den Rathsherreu, die gute Lust zeigten, über die kaiserliche Brautwerbung ein hitziges ReWournier zu eröffnen und schnitt allen das Wort ab, indem er sagte: „Nicht hier und nicht heute ziemt's *) Am Ausgnnge der „Enge" gegen Geschäft befindet. sich, über des Kaisers Antrag zu verhandeln, deß Folgen heut' mich getroffen und morgen einen andern gewißlich treffen werden — laßt mich jetzt iu Ruh', damit ich die übergroßen Gnaden erst ertragen lern', die mir heut zutheil geworden! Gott befohlen!" Und draußen war auch er und lebhaft sprechend verließen nun die wohl- weisen Herren vom Rathe das Haus. II. Nachdem der Bürgermeister das Rathhaus verlassen hatte, blieb er einige Augenblicke sinnend am Stadtplatze stehen und schickte sich dann au nach Hause*) zu gehen. Da er aber mehrere Bürgersleute bemerkte, die über den Stadtplatz her auf ihn zugingen, wandte er sich rasch einem der vielen schmalen Gäßcheu zu, die voiu Platze hinab zur Enns führten und ging die Enns auswärts gegen Garsten hinauf. „St. Georg", murmelte er, dabei das Sammtbarett auf dem ergraute» Haupte hin und her schiebend, „was ist das für eine verzwackte Geschichte, diese kaiserliche Brautwerbung! Wenn das so weiter betrieben ivird, sind wir Bürgers- leut bald so arm wie eine Kirchenmaus und können uns noch überdies in Hinkunft unsere Ehegesponsinuen aus den: Bauernvolk erwählen — wenn die Bauers- seut nichts dagegen haben!" Und er lachte halblaut in sich hinein, aber es war kein stillvergnügtes, behagliches Schmunzeln, wie er das sonst so gern zu thun pflegte, sondern der Ausdruck all' des Aergers und der schlechten Laune, die in dermal beherrschten. lind Herr Hans Prandstetter hatte allen Grund, mißvergnügt zn sein, denn diese Brautwerbung des Kaisers für den Pfleger von RadkerAurg war beileibe keine Gunstbezeigung für den Bürgermeister voll Steyr, wenn sie auch uns den ersten Blick als solche erschien. Kaiser Max I. war, ivie seiu Vater > Stadtplatz, wv sich heute das Stnlzer'sche
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2