Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

92 von Türkisch-Epirus, indem sie gleichzeitig Pre- vcsa und Nikopolis bombardirten. Doch blieben diese griechischen Operationen erfolglos, die in Epirns eingedrungenen Truppen wurden auf ihrem Vormärsche gcgcu Pentepigadia vou den Türken nach erbitterten Kämpfen, welche zwischen Gribouw und Gremenipa stattfanden, in aufgelöstem Zustande auf Arta zurückgeworfen, und die in der Bai vou Gomaros, um Prevesa und Nikvpolis zu bedrohen, gelandeten griechischen Truppen und Freischaareu mußten sich wieder auf griechische Schiffe flüchten, worauf die griechische Regierung die epirotische Armee auwies, sich streng auf die Defensive zu beschränken. Bei Domvkos entwickelte sich am 17. Mai eine allgemeine Schlacht, wobei die türkische Armee gleichzeitig die Brigade Smolenski in Häl- myros angriff. Sowohl Domokos als Halmyros mußten von den Griechen nufgegeben werben, welche den vehementen Angriffen der Türken nicht Stand halten konnten. Am 18. Mai war Thessalien in der Hand der Türken und Türkisch- Epirus vollständig von den Griechen geräumt. Am selben Tage gab der Sultan den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten. Nachdem daraufhin, für Epirns bereits am 19. Mai ein Waffenstillstand zu Staude gekommen war, wurde auch für Thessalien am 20. Mai ein lltägiger Waffenstillstand abgeschlossen; einige noch im letzten Momente vor Einstellung der Feindseligkeiten vorgefaüene Gefechte bei Arta und im Furkapasse hatten mit der Niederlage der Griechen geendet. Eine Folge des Waffenstillstandes war die Festsetzung einer neutralen Zone, welche 800 Meter betrug und wobei die Pässe in dieser Zone inbegriffen waren, mit Ausnahme des von den Türken besetzten Furkapasses. Am 23. Mai wurde auch Kreta von den letzten griechischen Truppen geräumt. Der tltägige Waffenstillstand wurde sohiu auf die ganze Dauer der Fricdeus- verhaudlungeu ausgedehnt und durch einen Waffenstillstand zur See ergänzt. Bis 30. Juni war der Friede noch nicht geschlossen worden. * * * Nachdem wir des türkisch-griechischen Krieges ausführlich gedacht, haben wir hier nur noch einzelner innerer Wirren zu gedenken, welche in der Benchtsperiode im türkischen Reiche vor- fielen. Es sind dies die Brusenaufstände im Libanon, die durch Armenier hervorgerufene Panik in Constantinopel und das Massacre in Tokat (Kleinasien). Die verderblichste dieser Wirren war die Panik in Constantinopel am 26. und 27. August 1896. Ein durch das armenische Agitationseomitö veranlaßter Angriff auf die Ottomaubank rief blutige Repressalien seitens der Mohammedaner hervor; armenische Häuser und Waarenlager wurden geplündert und Hunderte von Armeniern erschlagen. Erst nach mehreren Tagen konnte die Rnhe wieder vollständig hergestellt werden. Der Beginn des Massacres in Tokat fällt aus dcu 19. März 1897. Die Stadt wurde hicbei durch acht Tage geplündert und über hundert Armenier getödtet. Wattianstaalen. In Serbien gab am 26. Deceinber 1896 das Ministerium Novakoviö wegen einer legislatorischen Frage seine Demission; es handelte sich um eine Aenderung des Civilprocesses, welcher, weil im Widersprüche mit der Verfassung beschlossen, vom König die Sanction verweigert wurde. Am 29. December wurde das neue Cabinet Simiv constituirt. In Rumänien gelaugte am 3. December 1896 an Stelle des gestürzten Cabinets Stourzda das ebenfalls liberale Ministerium Aurelianu zur Regierung. Dieses Ministerium vermochte sich jedoch nicht lange zu halten, denn bereits am 12. April 1897 solgte demselben ein neues Ministerium Stourzda. Dasselbe setzte sich folgendermaßen zusammen: Dem. Stourzda Präsidium und Aeußcres; Cantacuzeno Finanzen; P h e r e k y d e s Inneres; S t o l o j a u Ackerbau, Handel, Industrie und Domänen, Haret Spiro Cultus und Unterricht; Jouel Bratiano öffentliche Arbeiten; Alexander Djuvara Justiz und General Berendeh Krieg. Die Kammer empfing das neue Ministerium mit enthusiastischem Beifall. Ju Bulgarien wurde am 30. December 1896 das Urtheil im Processe wegen Ermordung Stambnlow's gefällt. Der des Mordes direct beschuldigte Boue Gheorghicw wurde freigesprochen, dagegen die Mitbeschuldigten -rufet tschiew wegen Lieferung der Waffen und Atzow wegen Beistelluug eines Wagens zur Flucht als Borschubleister zu je 3 Jahren Gefängniß ver- urtheilt.

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