Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

77 gesteuert. Und auf diesem Hügel zeigt sich, 11 Meter hoch, ein merkwürdiges Gebilde. Auf 4'33 Meter hohem Granitsockel von blaugrauer Farbe und 40 Meter Kubikinhalt steht eine kolossale weiße Marmorgruppe, die Figuren doppeltlebensgroß, eine Masse von 880 Meter- centncrn. Eine junge Dame von strahlender Schönheit, die heilige Stephanskrone auf dem Haupte, das reich gestickte Gewand lang herabwallend, sitzt auf einem spanischen Hengste von großartigen Formen. Sie thront, müßte man sagen, so ruhig und machtbewußt ist ihr Sitz, während das gewaltige Thier unter ihr, ein seite des Sockels befindet sich die Inschrift: „Errichtet im 1000. Jahre des Bestandes Ungarns durch die Bevölkerung der königl. Freistadt Preßburg zum Andenken an die hier erfolgten Krönungen. 1896." Die Stirnseite des Sockels trägt die berühmten Worte: „Vitara et sangui- nem“. Aeutschtand. In Deutschland stand die Berichtsperiode unter dem Zeichen der Centennarfeier des am 22. März 1797 geborenen Kaisers Wilhelm I. Ir. Keinrich °. Stephan. Pfarrer Scoastia» Kneipp. Ausdruck gebändigter Naturkraft, im Vorwärtsschreiten plötzlich zum Stillstand gebracht, wie auf sich selber concentrirt dasteht. Dem Zug des Zügels gehorchend, senkt sich sein Kopf, so daß die untere Kinnlade das Brustbein berührt/und der energisch schlagende Roßschweif wiederholt die stolze Biegung des Halses. Die jugendliche Majestät der Reiterin, deren rechte Hand das Scepter aufstützt, schließt die Portrütähnlichkeit nicht aus. Daß der Künstler die verfügbaren Bildnisse trefflich genützt hat, erkennt man schon aus der Familienähnlichkeit, namentlich mitMarie Antoinette. Die Schleppe des reichen Staatskleides reicht bis auf die Schanzkörbe und Kanonen herab, die uiit ihr vereint der gewaltigen Masse als Stütze dienen. Auf der RückDer 22. März 1897 wurde im Deutschen Reiche als Nationalfeiertag begangen. Nachdem bereits am 18. October 1896 die Enthüllung eines Denkmals Kaiser Wilhelm's I. an der Uorta Westfalica (die Kaiserstatue wurde von Professor Kaspar Ritter v. Zumbusch in Wien modellirt und im kais. Gußhause sKruppj in Wien in Bronze gegossen; die Architektur stammt von Bruno Schmitz) erfolgt war, wurde am 22. März 1897 in Berlin das große National- denknial des kaiserlichen Jubilars enthüllt. Am 1. Juli 1896 wurde im Deutschen Reichstage eine codificatorisches Werk von epochaler Bedeutung abgeschlossen. Es wurde an diesem Tage in dritter Lesung das neue bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich sammt

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