Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

74 20. Juli 1896 starb zu St. Gallen in Obersteiermark im Alter von 84 Jahren der bekannte österreichische Alpenforscher und Hochalpinist Hofrath Dr. Friedrich Simouy. Seine verdienstlichste literarische Arbeit war das große Dachsteiuwerk. — Am 28. August starb in Wien im Alter von 46 Jahren Wilhelm Wiesberg, einer der beliebtesten Wiener Volkssanger und Volksschriftsteller. Am 23. October 1874 betrat er zum ersten Male das Podium; später verband er sich mit Seidl. Gemüthvoll zeichnete er in seinen Liedern („Das hat ka Goethe geschrieben", „Der Waselbua", „Der erste Schnee" rc.) Wiener Typen. —Am 29. August 1896 verschied in Wien der am 18. August 1829 iu Schleinz bei Wieuer-Neustadt geborene Landschasts-, Thier- und Porträtmaler Professor Rudolf C. Hub er. Besonders wurden seine egyptischeu Bilder geschätzt, galt er doch als hervorragendster Maler der Poesie der Wüste. Mitte September 1896 starb auf seiner Besitzung Georgenberg bei Kuchl im Bezirke Golling (Salzburg) im Alter von 74 Jahren der Reichsrathsabgeorduete Hofrath Georg Lienbacher. Seit 1873 dem österreichischen Reichsrathe angehörend, war er ein Vorkämpfer der conservativenSache mit deutschcentralistischem Programme. Lienbacher war auch der Schöpfer des objectiven Verfahrens in Preßsachen. — Am 1. October 1896 verschied in Wien im 70. Lebensjahre Fürst Alexander Schönburg, Bicc- präsident des Herrenhauses, ein leuchtendes Vorbild edelster Vaterlandsliebe und selbstloser Pflichttreue, der langjährige bewährte Führer der Verfassuugspartei im Herrenhause. — Am 4. October 1896 starb auf seinem Landsitze Dol an der Moldau bei Prag der ehemalige Landtags- und Reichsrathsabgeorduete Dr. Julius Gregr, Eigenthümer der „Narodny Listy", ein Vorkämpfer des sogenannten böhmischen Staatsrechtes. — Am 8. October 1896 verstarb iu Wien der hierselbst am 12. August 1830 geborene Dechant von St. Peter, Gemeinderath Dr. Albert Wiesinger. Wiesinger übernahm 1861 die „Wiener Kirchenzeitung", von welcher er 1873 zurücktrat; außerdem redigirte er den „Volks- freuud", und gleichzeitig gab er die „Gemeinde- Zeitung" heraus, bei welcher er 1884 sein 28jähriges Journalisten-Jubiläum feierte. Mit Wiesinger ist ein durch Geist, Witz und Temperament gleich hervorragender Prediger im Style Abraham a Sancta Clara's, ein reich- begabter Schriftsteller und ein großer Kenner des Altwienerthums von uns gegangen. — Am 6. November 1896 starb zu Meran am Herz- schlage Herzog Wilhelm zu Württemberg. Am 20. Juli 1828 geboren, trat er 1848 iu die österreichische Armee ein, iu welcher er die Feldzüge 1849 gegen Piemoiit, 1889 gegen Italien und Frankreich — für die Vertheidigung von Magenta als Oberst des Jnfanterie-Regie- ments König der Belgier erhielt er das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordcns — 1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Preußen und die Occu- patiou in Bosnien mitmachte. Am 18. November 1878 wurde er zum commaudireuden General und Chef der Landesregierung von Bosnien und der Hercegoviua ernannt, als welcher er int Herbste 1879 die Besetzung eines Theiles des Sandschaks Novibazar durchführte; am 6. April 1881 über seine Bitte von dieser Stellung enthoben, wurde er gleichzeitig zum commandiren- den General in Lemberg ernannt. In seiner Laufbahn spiegelte sich nahezu die ganze moderne Kriegsgeschichte Oesterreichs ab. — Am 8. Februar 1897 starb in Florenz im 47. Lebensjahre der ehemalige Abgeordnete der Städte- gruppe Leitomischl, der Jungczeche Gustav Eim, Chef der Wiener Redaction der „Narodny Listy". — Am 13. Februar 1897 verstarb in Wien der am 16. October 1844 iu Dresden geborene Hofschauspieler Friedrich Mitterwurzer plötzlich an Blutvergiftung; er war einer der genialsten Schauspieler der Gegenwart. Am 3. März 1897 starb im 64. Lebensjahre zu Wien der ehemalige I. Vicebnrgcr- meister Wiens und Laudtagsabgeordnete Dr. Albert Richter, eines der erfahrensten und tüchtigsten Mitglieder der fortschrittlichen Partei in Wien. — Am 7. Mai 1897 verstarb auf seiner Besitzung Totis im 58. Lebensjahre Nikolaus Josef Esterhazy Freiherr v. Galautha, Erb- graf zu Forchtenstein, erbliches Mitglied des ungarischen Magnateuhauses. Derselbe war ein bekannter Sportsmau, ein warmer Förderer der Kunst und der Künstler. — Am 11. October 1896 starb in Wien im 73. Lebensjahre der am 4. September 1824 in dem Flecken Aus- selben in Oberösterrcich als Sohn armer Eltern geborene Componist und Meister des Orgelspieles

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