Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

73 Als Curiosum sei hier noch der am 2. April 1897 erfolgten ersten Doctorpromotion einer Dame an der Universität Wien gedacht. Fräulein Gabriele Possanner v. Ehrenthal wurde zum Doetor der gesammten Heilkunde promovirt. Außer der bereits früher erwähnten Wetterkatastrophe in Wien wurde Oesterreich noch von verschiedenen anderen Katastrophen betroffen. Am 10. August 1896 wurde im Gebirge der Insel Guadalcanar (Salomonsinseln) ein mit wissenschaftlichen Forschungen betrautes Deta- chement des österreichischen Kriegsschiffes brach im Markte Windisch-Matrei in Tirol ein Brand aus, wodurch 80 Häuser eingeäschert wurden und cinSchadevon circa 400.000 Gulden entstand. Nur die Kirche, der Pfarrhof, das Amtsgebäude und die Schule, sowie 14 Wohnhäuser konnten gerettet werden. Ein Mann wurde durch herabstürzendes Gemäuer erschlagen. Infolge eines Wolkenbruches — der in seinen Cvnsequenzen auch die Stadt Kolomea in Galizicn theilweise unter Wasser setzte — und des durch denselben herbeigeführten Einsturzes einer Eisen- bahnbrücke verunglückte am 27. Juni 1897 zwischen Eröffnung des Kanals durch das Eiserne Thor. „Albatros" von den Eingeborenen überfallen, wobei der die Expedition begleitende Geologe Heinrich Freiherr v. Foullon, der Seecadet Armand de Beaufort und 2 Matrosen getödtet, 4 Mann schwer und 2 Mann leicht verwundet wurden. Viele Eingeborene wurden erschossen, der Rest entfloh. England übernahm die end- giltige Züchtigung der Mörder. — Am 6. und 7. August 1896 trat in Brüx auf dem früheren Rutschterrain eine neue Erdbewegung ein, wodurch mehrfache Hänsereinstürze herbeigeführt wurden. Anfangs September erfolgte eine Wiederholung der Katastrophe. — Am 10. Mai 1897 12 und 1 Uhr Nachts ein Personenzug zwischen den Stationen Kolomea und Turka bei Dorf Piadyki. Ein Theil des Zuges sammt Loco- motive und Postwaggon stürzte von der ein- brechenden Brücke, resp, vom Bahndamm, welcher in einer Ausdehnung von 40 Metern zerstört wurde, in die hochangeschwollencn Fluthen. Viele Passagiere und Bahnbedienstcte wurden mehr oder weniger schwer verletzt; 11 Personen fanden durch die Katastrophe ihren Tod. Im Laufe der Berichtsperiode hat der Tod reiche Ernte in der politischen, literarischen und in der Kunstwelt Oesterreichs gehalten. Am

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2