70 Hoch- und Deutschmeister Nr. 4, an dessen Spitze dermalen als Inhaber Se. kaiserliche Hoheit Erzherzog Eugen und als Rcgiments- commandant Oberst Liborius Hausner stehen, sein ZOVjührigcs Jubiläum. Am 3. September 1896 rückte das Regiment vollzählig in Wien ein, umbraust von dem Jubel der Bewohnerschaft. Die noch vom Besuche des russischen ; Kaiserpaares festlich decorirtc Ringstraße prangte in vollem Flaggenschmucke, und auch zahlreiche Häuser der Gassen, durch welche das ein- rückende Regiment in die Rennwegkaserne einzog, waren reich beflaggt und geschmückt. Die Jubiläumsfestlichkeiten erstreckten sich vom 3. bis inclusive 8. September. Am 3. Abends fand eine Beleuchtung der Rennwegkaserne und eine Retraite mit Musik im Kasernenhofe, am Sonntag den 6. eineFcldmessc im k. k. Prater, die Bewirthung der Mannschaft durch die Stadt Wien im Osttransept der Rotunde, ein Mann- schaftsfest im AusstellungsParke und Abends in der elektrisch beleuchteten Rotunde ein Exercitium in historischen Adjustirungen des Regimentes aus den Jahren 1696, 1787, 1809, 1818 und 1896 nach Vorschriften von Wallis und Regal, den Reglements von Daun, Erzherzog Karl, Abrichtungsreglement von 1843 und Exercirreglement der Gegenwart statt. Am 7. folgte die Grundsteinlegung des Deutschmeisterdenkmales am Deutschmeisterplatze, ein Festbankett im Festsaale des Rathhauses und eine Festvorstellung im Deutschen Volkstheater, wobei zum ersten Male das vaterländische Volksstück mit Gesang von Karl Costa „Wiener Edelknaben", Musik von Franz Roth, zur Auf- führung gelangte. Am 8. schloß die Jubiläumsfeier mit einem großenDeutschmeister-Jubiläums- feste im Dreherparke zu Meidling. Am 1. August 1896 ging über Wien ein großer Wolkenbruch nieder, wobei ein Haus in der Thaliastraße in Neulerchenfeld einstürzte, mehrere hundert Häuser und die Bauten der Stadtbahn mehr oder minder schwer beschädigt wurden. Vom 16. Mai bis Mitte Oktober 1896 fand in der Rotunde unter dem Protectorate des Herrn Erzherzogs Rainer und dem Präsidium des Herrn Engelbert Keßler eine vom Vereine der Tiroler und Vorarlberger in Wien verunstaltete Tiroler und Vorarlberger Fremden- verkehrsausstelluug statt. Am 27. October1896 beschloß der Wiener Ge- meinderath unter Ablehnung der Erwerbung der der englischen Gasgesellschaft gehörigen Bauwerke die Errichtung eigener städtischer Gaswerke. Am 31. Jänner 1897 beging die Stadt Wien und mit ihr die ganze musikalische Welt die Centennarfeier des am 31. Jänner 1797 in Wien geborenen Liederfürsten Franz Schubert. Die diesfalls von der Commune Wien veran- staltete Schubertfeier zerfiel in zwei Abtheilungen: die am 20. Jänner eröffnete Schubert- ausstellung ini Wiener Künstlerhause und die eigentliche Schubertfeier. Die Schubertausstellung umfaßte, neben einer reichen Sammlung von Schubertiana (Original-Musikmanuskripte, Briefe, Porträts rc.) Bildnisse der Freunde und hervorragender Zeitgenossen Schubert's, Porträts von Künstlern, welche Schubert's Werke zur Geltung brachten rc., endlich eine Ausstellung von Werken der Maler Moriz v. Schwind, Josef Danhauser und Leopold Kupelwieser. Das Programm der eigentlichen Schubertfeier war folgendes: 30. Jänner 1897 Festvorstellung im k. k. Hofoperutheater. Zum ersten Male: „Der vierjährige Posten", Singspiel von Theodor Körner, Musik von Franz Schubert. Hierauf: „Die Verschworenen" (Der häusliche Krieg), Singspiel von I. F. Castelli, Musik von Franz Schubert. 31. Jänner, Vormittags 10 Uhr, Aufführung von Schubert's Messe in F-dur in der Lichten - thaler Kirche. Vormittags 11 Uhr Huldigungszug des Niederösterreichischen Sängerbundes zum Schubertmonumente im Stadtparke. Mittags y2l Uhr im großen Musikvereinssaale 1. Fest- concert, veranstaltet von der Gesellschaft der Musikfreunde, dem Wiener Münnergesangvereine und dem k. k. Hofopernorchester. Nachmittags 3 Uhr Volksconccrt im Arcadenhofe des Rathhauses. Abends 6 Uhr Festcommers, ver- anstaltet vom Niederösterreichischen Sängerbünde. Am 2., 4. und 7. Februar fanden weitere Festconcerte statt. Bei sämmtlichen Festconcerten wurden nur Tonwerke von ■ Franz Schubert aufgeführt. Das 4. Festconcert brächte die erste vollständige Aufführung der Großen Messe in Es-dur für Soli, Chor und Orchester. Das Reinerträgniß der Festconcerte wurde einer am Conservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde zu errichtenden Schubcrtstiftuug zugcführt.
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