Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

64 „Hahahaha! — Es ist zu drollig!" „Wetten, daß „Topp! — Den süßen Lohn will ich mir bald verdient haben. Schlagen Sie durch, meine Gnädigste!" Nachdem dies geschehen, kroch der hagere Gutsbesitzer mit aller Umständlichkeit, um den neuen Frack nicht zu beschmutzen, unter den Tisch und hockte sich vorsichtig nieder. Heinz zählte: „Eins! .... Zwei!" Gewuchtig fiel die schwere Mannesfaust auf die Tischplatte nieder. „Thut mir auch nicht die Bohne! — Absolut nichts!" „Dr . . . ." Wett hotte der Lieutenant zum letzten Schlage aus. Asta's Wangen begannen zu glühen vor wohlbegreiflicher Erregung. Schon machte Herr von Schneider Miene, triumphirend wieder zum Vorschein zu kommen, da hielt Heinz plötzlich inne, der erhobene Arm sank herab, ohne die Tischplatte zu berühren. Heinz bog den Kopf lauschend rückwärts. Dann versetzte er, sich erhebend: „Hast Dn nicht gehört, Asta? - Deine Mutter ruft nach Dir. Komm', ich führe Dich rasch zu ihr." Und mit einer leichten Verbeugung gegen den Rittergutsbesitzer und einem: „Sie verzeihen gütigst einen Augenblick" bot er der Cousine ritterlich den Arm und eilte niit ihr hinweg. Ehe der unglückliche Schneider recht begriffen und sich über seine Lage klar werden konnte, war das Paar schon hinter den Büschen verschwunden. — Das helle Lachen Asta's und ein anderer Laut, den er sich nur zu wohl zu deuten verstand, und der ihn fast rasend machte vor Eifersucht, schlug noch an sein Ohr. Dann blieb Alles still für lange, lange Zeit. — Und Heinz und Asta? — Ja, die hatten gut lachen! — Während die übrige Gesellschaft sich im Parke verstreut hatte, saßen sie in der Laube am Hause. Sie hielten sich innig umschlungen und brachten unter Lachen und Scherzen die Wette zum Austrag. Als dann nach Verlaus fast einer Stunde, so lange hatte Herr von Schneider vergeblich des erlösenden dritten Schlages geharrt, eine Jammergestalt mit schmerzhaft gekrümmtem Rücken und beschmutztem Frack sich heimlich zum Parke hinausstahl, da begann sich das Gewissen des losen Pärchens zu regen. „Haben wir ihm nicht doch zu arg mitgespielt?" flüsterte Asta. Ei, warum nicht gar," gab der Lieutenant im selben Flüstertöne zurück, „was hat er unser erstes Wiedersehen zu stören! — Wahrhaftig, er war nicht weniger als angenehni mit seiner stand haften Klebrigkeit, mit seinen Rosen und seiner .Herzensdame'"! Die Grimasse, welche Heinz schnitt, um den fast schmachtenden Blick Schneider's nachzuahmen, war so urkomisch, daß Asta leise auf- kicherte. Damit dies aber nicht ihre Anwesenheit verrathe, verschloß ihr Heinz rasch mit einem Kasse die rosigen Lippen. So konnte der arme Gefoppte ungeschoren vorüber ziehen. Der Rittergutsbesitzer Herr von Schneider auf Schloß Brousa soll aber niemals wieder in seinem Leben auf eine - Wette eingegangcn sein.

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