Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1898

62 Asta's Seite nieder. — Die beiden Liebenden tauschten einen Blick komischer Verzweiflung aus. Es schien ganz, als sollten sie den Störenfried sobald nicht los werden. „Bin direct von Bronsa hernberge- konnnen. Denken Sie sich, meine Gnädige, habe den Weg in drei Stunden zurückgelegt, natürlich vierspännig, aber wenn auch, fabelhafte Leistung meiner Rappen, versichere Sie, meine Gnädige, ganz vortreffliche Gänger," schnarrte er, da Heinz und Asta beharrlich schwiegen. Nach einer kleinen Pause, während der er wohl auf ein anerkennendes Wort gewartet hatte, fuhr er, da solches ausblieb, an den Lieutenant gewendet, fort: „Freue mich übrigens, Sie endlich wieder zu sehen, Herr von Herben. Waren recht lange fort. In Berlin, was?" „Ja", entgegnete Heinz trocken. „Fleißig die Akademie besucht?" forschte Schneider voll Unermüdlichkeit. Dasselbe kurz angebundene: „Ja!" ward ihm zur Antwort. „Ganz angenehm mal so ein wenig Großstadtluft athmen zu können." „Ja!" Es half dem guten Heinz Alles nichts, er mochte sich anstrengen, so viel er wollte; den Herrn von Schneider durch seine ostentativ zur Schau getragene Interesselosigkeit wegzutreiben, sollte ihm nicht gelingen. „Ach, wir in unserer ländlichen Einsamkeit hier entbehren doch viel, nicht wahr, meine Gnädigste?" wandle sich der Gutsbesitzer wieder au Asta. „Zumal so ein armer Junggeselle wie ich, dem das Beste, die Krone der Schöpfung, fehlt. Ja, meine Gnädigste, wie die Rosen dort schmachtend ihre Köpfe neigen, schmachte auch ich in Sehnsucht nach einem höheren Wesen, nach . . . ." Hilfe suchend, wandten sich Asta's Augen dem Better zu. „Hören Sie mal, mein bester Herr von Schneider," fiel Heinz gönnerhaft von oben herab dem eifrig gesticulirenden Gegner ins Wort, „wenn das dort Ihre schönsten Rosen sein sollten, wie Sie vorhin sagten, dann thun Sie mir, offen gestanden, herzlich leid. Ich habe da öfter in Berlin Rosen verschenkt, na, ungelogen so groß"; dabei beschrieb er mit der Hand einen Bogen, der eigentlich für den Umfang von Sonnenblumen genügt hätte. „Du, Heinz?" frug Asta erstaunt. Ein listig zwinkernder Blick erstickte den aufkeimendeu Verdacht in ihrer Seele. „Aber ich bitte Sie, Herr vonHerben," vertheidigte sich der Rittergutsbesitzer erregt, „habe mir die Prachtexemplare um schweres Geld von Schmidt aus Erfurt kommen lassen. Die Stöcke blühen herrlich. Mein Gärtner darf die Blüthen nur auf meinen ausdrücklichen Befehl schneiden" — und mit einem schmachtenden Blick auf Asta — „dies geschieht nur für die Dame meines Herz. . . ." „Möchte wetten," schnitt ihm Heinz unverfroren das Wort ab, „daß die Rosen, welche ich erst neulich der Gräfin Drohla verehrte, doppelt so schön und groß waren, als Ihre armseligen Dinger." „Aber . . !" Schneider war ganz Empörung. „Ach ja, wetten. Ich schwärme für hübsche Wetten!" rief Asta, um ihren Anbeter nicht wieder auf das gefährliche Thema kommen zu lassen. „Wirklich, meine Gnädigste?" frug Schneider, froh, die junge Dame die bisher beobachtete Passivität fallen lassen zu sehen. „Nun, ich wäre nicht abgeneigt. Wenn es Ihnen Spaß macht, gehe ich jede Wette ein, daß meine Rosen schöner sind, als die des Herrn Lieutenant." „Nun, dies ließe sich wohl schwerlich feststelleu, da die meinigen längst verwelkt sein werden," entgegnete Heinz, „denn daß die Gräfin Drohla die Blumen gepreßt haben sollte, dies zu glauben bin ich nicht arrogant genug. Jedoch, wie wäre es mit einer anderen Wette, mein verehrter Herr Schneider?" Ein lustiger Gedanke schoß dem Lieutenant durch den Kopf. „Gern, gern!" beeilte sich der Rittergutsbesitzer zuzustimnun.

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