61 allein wollte sie ihm gegenübertreten, in seinen Augen forschen, ob ihr daraus noch die gleiche Liebe entgegenstrahle, wie vor drei Jahren. Doch horch! Da erklangen Schritte, . . . sie näherten sich . . . Er! Asta sprang empor. Heiß wallte das Blut ihr zum Herzen. Freude, Schreck und innige Liebe machten sie erbeben. Ihr ganzes Sein drängte ihm entgegen. Mit zitternder Hand stützte sie sich auf die Platte des Tisches und lauschte halb vorgeneigt. — Er war's. — Ein Wonneschauer durchrieselte ihren Körper. Jetzt bog er um die Ecke. Da stand er in seiner schmuckeil Uniform. Hoch und stolz wie ehedem und den Blick voll Liebe ihr zugewendet. „Asta! —" „Heinz! —" Das ganze Trennnugsweh dreier Jahre, die Seligkeit des Augenblickes lag in diesen wenigen Lauten. Wie damals hielten sie sich bei den Händen, Keines sprach ein Wort, obgleich die Ueberfülle der Gefühle die wogende Brust fast zu sprengen drohte. Rings tiefe Stille. Ein Vvglein zwitscherte über ihnen in den Zweigen. Glückselig tauchte Aug' in Auge und führte beredtere Sprache, als die bebenden Lippen es vermocht hätten. „Ah, meine Gnädigste, also hier muß man Sie suchen, wenn man Sie finden will," ertönte plötzlich eine schnarrende Stimme hinter ihnen und schreckte die Glücklichen gar unsanft auf. „Wollte mir erlauben, Ihnen diese Rosen zu Füßen zu legen, es sind wahrhaftig die prächtigsten aus meinem Treibhaus." Ein Blick unverhohlenenUnmuthes traf aus Asta's Augen Herrn von Schneider, den Rittergutsbesitzer auf Schloß Bronsa, der mit tänzelnden Schritten auf sie zu- trat und ihr einen Strauß duftender Rosen darreichte. Wortlos nahm sie die Blüthen entgegen und warf sie achtlos auf den Tisch. Zu sprechen vermochte sie nicht, das Herz war ihr zu voll, der Sturm der Gefühle, der sie durchbebte, noch zu mächtig, als daß sie ein Wort hätte hervorbringen können. „Darf ich die zarten Fingerchen als schönsten Willkommensgrnß an meine Lippen pressen?" hub der Herr in ge ziertem Tone wieder an und strich sich mit wohlgefälligem Lächeln den langen Vollbart. „Oh," wehrte Asta, unangenehm berührt. Doch ehe es ihm gelang, seinen Worten die That folgen zu lassen, , war Heinz, der in seiner stattlichen Größe den beweglichen Rittergutsbesitzer um ein Beträchtliches überragte, dazwischen getreten. Er erfaßte das Händchen, das sich in den Falten des Kleides zu bergen trachtete. „Ich glaube gar, Die hast Dich an den Dornen der Rosen gerissen," meinte er schelmisch. „Zeig' einmal her," und des Mädchens Rechte ernsthaft musternd: „Wahrhaftig! Da will ich nur schnell für ein Pflästerchen sorgen!" und schon brannte ein Kuß auf ihrer Hand, und dann noch einer und wieder einer. Lächelnd ließ Asta es geschehen. Dann zog der Lieutenant sie, ohne ihre Hand freizugeben, neben sich auf die Bank nieder und begann ein harmloses Ge- plauder. Den anderen Arm auf die Lehne der Bank gestützt, kehrte er so dem verblüfft dreinschauenden Herrn von Schneider den Rücken. Er hatte gehofft, dieser werde durch dies Manöver auf das Ueberflüssige feiner Anwesenheit aufmerksam werden; doch hatte er sich gründlich geirrt. — So leicht räumte Herr von Schneider das Feld nicht, zumal er sich fest vorgenommen, die Angebetete heute endgiltig für sich zu gewinnen. „Sollten sich Gnädigste wirklich an meinen Rosen gerissen haben," unterbrach er mit seiner den schnarrendsten Gardeton nachahmenden Stimme das . trauliche Zwiegespräch der Beiden, „ich wäre untröstlich. — Sie gestatten doch, mein hochverehrtes gnädiges Fräulein?" — Ohne eine Erwiderung weiter abzu- warten, ließ er sich auf den Stuhl an
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