Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

134 erhoffte Ruhe gönnen, nur ungerne und mit tiefem Bedauern von seiner Stellung scheiden gesehen und gedenken dankbar der Liebenswürdigkeit und des Wohlwollens, mit welchem er mit ihnen in und außerDienst verkehrte. — An seiner Stelle wurde Jnspector Otto Schönauer zum Director ernannt und bis zur nächsten Verwaltungsraths-Sitzung vorläufig mit der vrovisorischen Leitung der Directionsgeschäfte betraut, ein Mann, der im Geiste der achtunggebietenden Tradition an der Seite des scheidenden Directors mit der Waffenfabrik aufgewachsen, gewiß die besten Fähigkeiten, das reiche Wissen und die langjährige Erfahrung besitzt, um die Waffenfabrik in technischer Hinsicht auf jener Stufe zu erhalten, die ihr zum größten Ruhme gereicht. Auch die persönlichen liebenswürdigen Eigenschaften des Directors Schönauer sind so allgemein anerkannt, dass mit Sicherheit darauf gerechnet werden kann, dass die österreichische Waffenfabrik nicht nur auf der erreichten, weltberühmten Höhe verbleiben, sondern mit den Fortschritten auf ihrem Gebiete immer weiter vorwärts schreiten wird. Director Schönauer hat für die Stadt Steyi und deren öffentliches Leben jederzeit warmes Interesse und lebhafte Antheilnahme bekundet, wodurch verbürgt wird, daß der neue Director in seinem weitgreifenden Wirkungskreise auch der Stadt Steyr wohlwollend entgegenkommen wird. Mitte Juli kaufte die Firma I. LC. Reder in Steyr von Friedrich Haratzmüller die sogenannte Hörmühle sammt Sägewerk in Waldneukircherr um 140.000 fl. Zur selben Zeit wurden die Straßen- umlegungsarbeiten beim Strubenbauernberg in Jnnerstoder beendet, und die neue Straße bietet ein Bild praktischer, tüchtiger Arbeit. Am 18. Juli fand im Hotel „Steyrerhof" die gründende Versammlung der Ortsgruppe Steyr des Vereines „Südmark" statt. Bei der Vorstandswahl wurden gewählt: zum Obmanne Arthur Fleisch ändert, Buchhändler; zum Obmann-Stellvertreter Sebastian Weber, Fachschullehrer; zum Schriftführer Dr. med. Klunzinger; zum Schriftführer-Stellvertreter Josef M a y e r, Kunstmühlenbesitzer; zum Cassier Franz Red er jun., Buchhalter; zum Cassier- Stellvertreter Edmund von Hoher, k. k. Ober- geometer. Am 19. Juli war die Hauptübung und Musterung der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr» Hiezu war selbe in der Stärke von 120 Mann ausgerückt. Es betheiligte sich hieran auch die Freiwillige Feuerwehr der Waffenfabrik. Die Musterung wurde durch den Bürgermeister Redl im Beisein des Vicebürgermeister Stigler abgenommen und zeigte den guten Stand des Corps. Für die Uebung, welche bestens verlief, war ein Brand im äußeren Ennsdorf bei Ostwind angenommen. Abends war im Casino eine F e st k n e i p e, die auch Bürgermeister Redl, Vicebürgermeister Stigler, sowie der Obercommandant der Freiw. Waffenfabriks-Fenerwehr Director Otto Schönauer und viele Mitglieder letzterer Wehr mit ihrem Besuche beehrten. Im Verlaufe derselben wurden jenen Mitgliedern der Wehr, welche das 25. Jahr ihrer freiwilligen Dienstleistung bei selber vollendet haben, durch den Bürgermeister Aner- kennungs-Diplome der Stadtgemeinde und des Central-Ausschusses des Verbandes der oberösterreichischen Feuerwehren überreicht. Es sind dies jene 13 Mitglieder, welche wir schon auf Seite 118 beim Berichte über die General-Versammlung der Feuerwehr namentlich angeführt haben. Im Namen sämmtlicher Jubilare dankte Löschmeister Tureck. Schließlich überreichte nach einer tiefempfundenen Ansprache der Lösch- meister der Spritzenmannschaft des I. Trains Rudolf Sommerhub er den beiden Jubilar- Rottenführern Bernhard Obermüller und Peter Schoßböck je ein Etui mit drei Goldstücken als Jubiläums-Spende der Spritzenmannschaft, welche die Jubilare tief gerührt in Empfang nahmen. Ein Töchterchen des Kaufmannes Karl Fischer trug Hiebei in gemüth- voller Weise ein auf den Act bezügliches Gedicht vor. Der Reichsfurst Starhemberg'sche Militär-Veteranenverein in Kirchdorf beging am 19. Juli das Jubelfest seines 25jähri- gen Bestehens. Der Markt hatte hiezu reichen Festschmnck angelegt, doch leider störte Regen einigermaßen das schöne Fest. Hochgeehrt wurde der Verein durch die persönliche Theilnahme seines Protectors Reichsfürst S t a r h e m b e r g. Ueberdies betheiligten sich hieran Bezirkshaupt- mann Freiherr von Conrad-Eybesfeld, sowie die gesammten Dignitäre des Ortes und fünfundzwanzig Vereine und Garden von auswärts, diese größtentheils mit Fahne und Musik. Vormittags celebrirte der hochwürdigste Abt des Stiftes Schlierbach am Marktplatze eine Feldmesse, wobei das Schützencorps von Michel' dorf die Hauptmomente durch Dechargen mar- kirte. Nach selber folgte die Uebergabe der Erinnerungsbänder durch die Ehrenfräulein. Ein Fest-Diner, während welchem mehrere schwungvolle Toaste ausgebracht wurden, nach diesem ein Festzug sämmtlicher Vereine, sowie Concerte der fremden Musikcapellen in den verschiedenen Gasthäusern bildeten den weiteren Theil dieses schönen Festes. Bei Klaus fiel am 21. Juli der 31jährige Flößer Jgnaz Hackl beim Holztriften in den Steyrfluß und ertrank. Er hinterließ eine Witwe und vier unmündige Kinder. Am 21, Juli starb in Windisch^arsten im blühenden Mannesalter von 30 Jahren der Kaufmannssohn Max Postl, ein edler, für alles Gute begeisterter Mann. Er war Obmann der Freiwilligen Feuerwehr, Cassier des Ver- schönerungsvereines und des Touristen-Clubs. Das Bauerngut vulgo „Keusche" des Leander Haberfellner in Pettendorf, Gemeinde Gaflenz, brannte am 22. Juli nieder. Den vereinten Anstrengungen der Feuerwehren von Gaflenz und W'y'r gelang es, den Hausstock des brennenden Objectes zu retten und das in nächster Nähe befindliche Reindlgut vor Gefahr zu schützen. Die Wirthschaftsgebäude des Keuschengutes bräunten gänzlich nieder, ebni- so verbrannten auch nahezu alle Fährnisse sowie fünf Stück Hornvieh. Der entstandene Schaden betrug bei 8000 fl., war aber durch Versicherung größtentheils gedeckt. In der Nacht zum 25. Juli sprang die am Fischhubergute in Namingsteg wohnhafte, 49 Jahre alte Therese Mai er in Folge geiltiger Störung in die Enns und ertrank. Am 28. Juli fand in der Pfarrkirche zu Kirchdorf die Vermälung des Fräuleins Kathi Zeller mit dem Bäckermeister Franz Mayr- hofer aus Wolfahrtsbrunn statt. In Weher fand am selben Tage die Primiz des Priesters Karl Weiß statt. Der Markt war ans diesem Anlässe beflaggt und theilweise hübsch decorirt. . Beim Ausputzen einer Dachrinne des Hauses Nr. 43 in der Wehrgrabenstraße zu Steyr fiel am 30. Juli Vormittags der 67 Jahre alte Maurer Josef Dusch ek von seinem 7 Meter hohen Standpunkt in den Hofraum und zerschmetterte sich hiedurch den Kopf. Der Unglückliche war sofort todt. In Dambach starb in der Nacht zum 30. Juli der Private Franz Burgholzer, ehemaliger Besitzer der Stöcklfurtner-Mühle, im 71.Lebensjahre. Derselbe war durch 30Jahre Mitglied der Gemeindevorstehung in Garsten, darunter 9 Jahre Bürgermeister dieser Gemeinde. Auch dem Sparcaffe-Ausschuß in Steyr gehörte er durch viele Jahre an. In Folge eingetretener Herzlähmung starb am 2. August in Steyr plötzlich der Oekonomie- und Zlegeleibesitzer am Miesreitnergut Franz Ratzinger in seinem 62. Lebensjahre. Sowohl als Geschäfts- wie auch als Privatmann besaß derselbe allerorts einen ehrenden Ruf. Am 2. August wurde der Nestor der Messerer- meister Neuzeug's, Wolfgang Winter, vom Schlage getroffen. Er stand in seinem achtzigsten Lebensjahre, war durch viele Jahre Mitglied des Samaritan-Vereines und als biederer und reeller Charakter allgemein hochgeachtet. . In der Stadtpfarrkirche zu Steyr vermalten sich am 3. August k. u. k. Lieutenant Alois Morawitz und Frau Buch- handlerswitwe Marie Lintl, geb. Rathner. . hochw. Priester Josef Neumayer, E^ner Steyrer, feierte am 5. August in ZU Steyr seine Primiz. Derselben wohnte nebst 50 Priestern die 90Jahre alte Großmutter des Primizianten bei. Die Festpredlgt hielt der Stadtpfarrer Johann Cb. Strobl. s. 3u ^Er Exdominikaner-Kirche zu Steyr S111 5. August in Anwesenheit des hoch- M Bischofs aus Linz der allverehrte Wagner 8. J. sein sünfzig- lahnges Priester-Jubiläum. 135 Die Sparcasse in Steyr erstand bei der Licitation am 5. August die Steinparz- mühle in Pichlern vom früheren Besitzer Wenzel Omzirk um 20.400 fl. Am 6. August fand in der Pfarrkirche zu Garsten die Vermälung des Fräuleins Irma Neweklowski, Tochter des Gutsbesitzers Hans Neweklowski, mit dem Vorstand-Stellvertreter in der Filiale Naab der österreichischungarischen Bank Victor Erdmann statt. Das bischöfliche Ordinariat in Linz hat am 6. August den hochwürdigen Pfarrer in Windischgarsten Anton S ch i n a g l zum Dechant des Decanates Spital am Pyhrn ernannt. In Kammerhofers Glassalon zu Steyr wurde am 8. August die constituirende Generalversammlung des Radfahrer-Vereines „Wafsenrad" abgehalten. In den Vorstand wurden Hiebei gewählt: Mathias Krenmayr als Obmann, Franz Klammer als Obmann- Stellvertreter, Wenzel Koller als Schriftführer, Albert Winkler als Schriftführer- Stellvertreter, Franz Freyberg als Cassier, Johann Wimmer als sein Stellvertreter, Johann Polansky als erster Fahrwart, Andreas Struppe als zweiter Fahrwart, I. Buschjäger (Neuzeug), Karl tzatwag- iter und Nicolaus Linhart als Ausschüsse. Am 8. August verließ nach sechswöchent- lichem Aufenthalte Erzherzog Karl Stephan sammt Familie Bad Hall. Bei einem Gewitter am 9. August schlug der Blitz in das zur Gemeinde Nürnberg gehörigeStreiflehnergut, welches hiedurch ein Raub der Flammen wurde. Das Vieh konnte größtentheils glücklich gerettet werden. In der Vorstadtkirche St. Michael zu Steyr führte am 10. August der Capitaine der königl. rumänischen Artillerie Emil Cotescu das Fräulein Louise Engl, Tochter des Fabriksleiters Karl Engl, zum Traualtar. Im Stadel des Gasthofbesitzers Josef W e ch t zu Leonstein brach in der Nacht zum 10. August aus unbekannter Ursache ein Feuer aus, welches auch das nur durch die Straße getrennte, an das Wohnhaus angebaute Oeko- nomie-Gebäude ergriff und beide Objecte ein- äscherte. Das argbedrohte Thalergut wurde mit Hilfe der rasch am Brandplatze erschienenen Ortsspritze geschützt. Dem eintretenden Wassermangel halfen die mittlerweile eingetroffenen Freiwilligen Feuerwehren von Grünburg und Molln ab, welche lange Schlauchlinien zcgen, wodurch das Haus gerettet werden konnte. Außerdem betheiligten sich die Spritzen des Brauereibesitzers Josef Wagner und der Sensenwerksbesitzer Ludwig Zeitlinger und Michael Weinmeister mit Erfolg an der Bekämpfung des Brandes. Der bedeutende schaden, den dieses Feuer verursachte, war durch Versicherung größtentheils gedeckt. In Sierning fand am 11. August dieVer- mäluug des Kaufmannes Theodor Weichsel-

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