Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

133 Se. Majestät hat mit Allerhöchster Entschließung vom 7. Juli dem Hilfsämter- Vorsteher des Kreisgerichtes Steyr Franz Nodelsberger anläßlich seiner Versetzung in den bleibenden Ruhestand in neuerlicher Anerkennung seiner vieljährigen, treuen und ersprießlichen Dienstleistung den Titel und Charakter eines Hilssämter-Directors verliehe». Seit 9. Juli ist der in weiteren Kreisen, insbesonders auch in der Touristenwelt best- bekannte, allgemein geachtete und beliebte Hausbesitzer und Weber Franz G r e i n e r aus Steyr abgängig. Er verreiste am obigen Tage und von diesem Zeitpunkte an hat man nichts mehr von ihm gehört. Greiner war ein eifriges Mitglied der Section Steyr des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und langjähriger Cassier dieser Section. Der aus Mauerwerk und Holz erbaute Stadel der Dürnbergersölde Nr. 55 in Stein, Eigenthum des Anton Straß er, wurde am 10. Juli ein Raub der Flammen. Hiebei verbrannten auch große Futtervorräthe und Fährnisse. Das mit Ziegeln gedeckte Wohugebäude wurde durch die rasche Hilfe der jungen, aber schon stramm organisirten Ortsfeuerwehr, die schnell am Brandplatze erschienen war, und durch die Nachbarsleute gerettet. Am 10. Juli starb in Kirchdorf der Lehrer Andreas Stropeck nach kurzem Krankenlager. Er war ein tüchtiger Schulmann und seit dem Jahre 1855 ununterbrochen an der dortigen Volksschule thätig. Am 11. Juli Nachts schlug der Blitz in das Oekonomiegebäude des Schwabachkogler- gutes in Edlbach bei Windischgarsten und zündete. Das Feuer ergriff auch das Wohnhaus, welches total ausbrannte. Die Freiwillige Feuerwehr von Windischgarsten, welche mit größtmöglicher Schnelligkeit am Brandplatze erschienen war, konnte nichts mehr retten. In Trattenbach starb am 12. Juli der 73 Jahre alte Veteran Sebastian Ebmer. Dem ausgedienten Krieger gab der Veteranen- Verein unter Trauermusik das Geleite zum Grabe und löste drei Salven. Bei schönstem Wetter beging am 12. Juli die Liedertafel Weyer die Weihe der ihr von den Frauen des Ortes gespendeten neuen Fahne in festlichster Weise. Zahlreiche Gesangsvereine von auswärts hatten sich hiezu eingefunden. Als Fahnenmutter fungirte Frau Mathilde Schneider. Nach der feierlichen Uebergabe der Fahne folgte ein Festzug und diesem ein Fest-Concert, das sehr gelungen verlief. Ein animirter Eommers» war der Schlußstein des Festes. Die Radfahrer von Windischgarsteu veranstalteten am 12. Juli einen Blumen-Corso durch den reichbeflaggten Markt. 61 Radfahrer von Windischgarsten und auswärts betheiligten lich au diesem Eorso, der ein prächtiges Bild bot. . 13* 3"li wurde in Frauenstein der iu weiten Kreisen bekannte und geachtete Gasthaus- und Realitätenbesitzer in Ramsau Auton Moser zu Grabe getragen. Derselbe war wiederholt Mitglied des Gemeinde-Ausschusses von Molln und bis zu seinem Lebensende Ortsschulrath in Frauenstein. Am 13. Juli fiel der bekannte „Linzerbote" I. Mai er von Leonstein auf der Fahrt von dort nach Linz , in der Nähe der Ortschaft Waidern von seinem Lastwagen herab, wobei die Räder über ihn gingen. Er wurde hiedurch so stark verletzt, dass er am 19. Juli storb. Am 14. Juli starb zu Steyr der 67 Jahre alte Bauzeichner Josef Wellner, bedienstet beim Baumeister Anton Plochberger. Er war ein Mann von aufrichtigem und ehrlichem Wesen und ein pflichteifriger Beamter, der sich stets der vollen Zufriedenheit seines Herrn erfreute. In Leonstein verschied am 14. Juli nach langem Leiden Frau Fanny S t i e b e l l e ch n e r, Gattin des k. k. Finanzwach-Abtheilungsleiters Ernst Stiebellechner, im 29. Lebensjahre. Unter Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit und sein vorgeschrittenes Alter suchte der Director der österreichischen Waffenfabrik in Steyr Anton S p i t a l s k y beim Verwaltungsrathe der Fabrik um Enthebung von seinem Posten an. Der Verwaltungstatb genehmigte unter Würdigung der angeführten Gründe in einem schmeichelhaften Anerkennungsschreiben dieses Gesuch und enthob den Director am 15.Juli seines Dienstes. Mit Director Spitalsky scheidet einer der hervorragendsten Waffentechniker vom Schauplatze einer langjährigen und erfolgreichen Thätigkeit. Ursprünglich in der k. k. Zeugsartillerie bei der Gewehrerzeugung thätig, trat er im Jahre 1866, als die Neubewaffnung der österreichischen Armee mit einem modernen Hinterladergewehre nothwendig wurde, in die österreichische Waffenfabrik ein, und seine reiche Erfahrung, sein enormer Fleiß und seine peinliche Gewissenhaftigkeit einerseits, wie sein hervorragendes Talent für die Gewehrerzeugung anderseits stellten ihn bald an die verantwortlichsten Posten, zunächst als Werkmeister, nach dem Abgänge des Directors Holub als Jnspector und nach dem Tode des General- directors Werndl als Director der Waffenfabrik. In allen diesen Stellungen war er rastlos thätig, die Erzeugnisse der österreichischen Waffenfabrik den gesteigerten Anforderungen der Regierungen gemäß zu vervollkommnen, und wenn heute die der Sichrer Fabrik entstammenden Gewehre an Güte, Solidität und Schönheit jede Concurrenz bestehen, so muß der Hauptantheil au diesen schönen Erfolgen dem Director Spitalsky, der gegenwärtig im 65. Lebensjahre steht, zuerkannt werden. Nebst seiner außergewöhnlichen Fachkenntnis zeichnete den Director ein überaus conciliantes, freundliches Entgegenkommen gegen seine Untergebenen, administrative und technische Beamte und Arbeiter, aus, uud diese alle haben ihren hochverehrten Director, so sehr sie ihm auch die

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