114 Am 2. December um 4 Uhr Früh verschied in Steyr nach längerem schmerzlichen Krankenlager Hochwürdcu Johann Ev. Aichinger, Stadtpfarrer, Consistorialrath, Ritter des Franz- Jostf-Ordens, Mitglied des k. k. Stadtschul- rathes, Correspondeut der t k. Central-Com- mission für Kunst- und historische Denkmale 2c. Die Trauernachricht machte einen tiefergreifendeu Eindruck und erweckte die aufrichtigste Theilnahme in allen Kreisen der Stadt. Johann Ev. Aichinger wurde am 8. December 1832 als Kiud angesehener Bauerseheleute in Unterdrück, Pfarre Prambachkirchen (bei Warzen- | kirchen), geboren und stand daher im 63. Lebensjahre. Seine hervorragende geistige Begabung bestimmte seine Eltern, ihn die höheren Studien machen zu lassen. Er widmete sich dem Priesterstande und erhielt am 27. Juli 1856 die Priesterweihe. Nach Vollendung der theologischen Studien wurde er im Jahre 1857 Cooperator in Steinbach a. d. Stehr und am 3. August 1859 an Stelle des zum Pfarrer in Garsten beförderten M. Verwagner Coope- rator an der Stadt- pfarre in Steyr. Seither wirkte er ununterbrochen, also mehr als 36 Jahre, in diesem Seelsorgeposten, u. zw. als Cooperator an Seite des Stadtpfar- rers und Ehrendom- herru Alois Zweithurn von 1857 bis 1868, nach dem Tode desselben als Pfarr- Provisor, dann wieder als Cooperator an Seite des Stadtpsarrers und Ehrendomherrn Georg Johann Ev. Aichinger f Consistorialrath und Stadtpfarrer in Steyr. Arminger bis zur Ernennung desselben zum Domherrn in Linz, 1868 bis April 1883, dann wieder als Pfarrprovisor. Am 26. Sept. 1883 wurde er als Stadtpsarrer in Stehr vom Bischöfe Rudigier investirt und am 14. October instal- lirt. Am 4. Juli 1887 wurde er zum geistlichen Rathe, am 18. Juli 1888 zum Consistorial- rathe ernannt, mit allerhöchster Entschließung vom 17. Dccember 1889 von Sr. Majestät dem Kaiser mit dem Ritterkreuz des Franz- Josef-Ordens ausgezeichuet und am 14. Jänner 1890 in feierlicher Weise mit demselben decorirt. — Der Verblichene versah sein erhabenes Amt mit aufopfernder Pflichttreue, ein großer Theil der gegenwärtig lebenden einheimischen Bevölkerung wurde vou ihm getauft, als Katechet in der Religion unterrichtet, getraut, und stets war er bereit, Trost und Hilfe Suchenden mit seinem Rathe beizustehen, ebenso wie an ihm die Armen einen immer opferwilligen Wohlthäter verloren haben. Er war Mitglied der religiösen, humanitären und anderen Vereine Steyr's, darunter auch des Verschönerungsvereines und der landwirtschaftlichen Vereine. Er war seit Gründung des katholisch, politischen Caünos für Steyr und Umgebung Schriftführer und Cassier, seit 1883 ununterbrochen Obmann desselben, ebenso wurde er im Jahre 1883 zum Vorstände des katholischen Preß-Ver- eines gewählt, welche Stelle er bis zu seinen! Tode bekleidete. Auch Redacteur der „Sichrer Zeitung" war er zweimal von 1880 bis 1883 und von Auaust bis December 1887. Ganz besondere Verdienste erwarb sich der Verblichene als Obmann des Sanct Coloman- Thurmbauvereines um den Ausbau des 1876 abgebrannten Stadt- pfarrthurmes, welcher sich nun in seiner vorn Dombaumei'terSchmid entworfenen gothischen Form als die schönste Zierde Stcyr's erhebt. Nach Vollendung dieses Werkes wurde unter Aichinger's Leitung zur weiteren Verschönerung unserer prächtigen Stadtpsarrkirche geschritten. Seiner regen Förderung verdanken wir unter Mithilfe der Bevölkerung die Neugestaltung der Orgel, die farbenprächtigen Fenster, die stilgemäße Ausgestaltung der Taufcapelle, die Neupflasterung des Chores der Kirche 2c. So war sein Wirken ein derartiges, dass sein Andenken in Steyr für alle Zeiten ein ehrendes bleiben wird. Die allgemeine Verehrung, welche der Verewigte in Steyr und weit darüber hinaus geucß, zeigte sich am glänzeudsten bei dem am 4. December Vormittags stattgehabten Leichenbegängnisse desselben, dessen Conduct der hochwürdigste Bischof Doppelbauer führte, uud an dem sich alle geistlichen und weltlichen k. k. und andere Behörden, Aemtcr, Corporationeu, Vereine, Schulen und ein langer Zug Leidtragender betheiligten. Viele Augen wurden feucht, als man die Leiche des beliebten Seelmhirten der geweihten Erde, im alten Friedhof an der Ostseite der dort befindlichen Capelle, übergab. Wegen mißlicher Vermögensverhältnisse erhängte sich am 5. December in Gries bei Neuhofen Josef Geistberger. In Folge Herzschlages starb plötzlich am 7. Decembcr zu Steyr der k. u. k. Oberstlieutenant und Bataillons-Commandant des k. u. k. Feldjäger-Bataillons Nr. 10 Rudolf Ullrich, Edler von Helmschild, bei seiner Anwesenheit im Ojficiers-Pavillon der Jäger- caserne. Die traurige Kunde, welche sich mit Blitzesschnelle in der Stadt verbreitete, rief überall das tiefste Bedauern hervor, denn der Heimgegangene erfreute sich wegen seiner außerordentlichen Liebenswürdigkeit und seiner Leutseligkeit, wie nicht minder wegen seiner sorgsamen Pflege eines guten Einvernehmens zwischen der Garnison und der Stadtbevölkerung allerseits der aufrichtigsten Hochachtung uud Werthschätzuug. Die allgemeine Trauer über den herben Verlust manifestirte sich denn auch bei dem Leichenbegängnisse des Verblichenen, das am 10. December Nachmittags um halb drei Uhr unter ungemein zahlreicher Betheiligung stattfand. Da die Leiche zur Beerdigung nach Wien überführt wurde, fand das Leichenbegängniß zum Bahnhöfe statt. Den Conduct führte an der Spitze des gesammten Bataillons mit der Musikcaptlle des Tiroler- Jäger Regimentes, welche eigens aus Linz berufen worden war, k. u. k. Hauptmann Friedrich Packeny Freiherr vonKielstätten, worauf das Bürgercorps mit Musik und Fahne unter dem Commando des Hauptmannes Pilat, die stäuische Freiwillige Feuerwehr unter Führung des Obercommandanten Franz Lang, eine Abtheilung der Freiwilligen Waffenfabriks-Feuer- wthr mit H. Wiener an der Spitze und der Velerankn-Verein folgten. Nach der hochwürdigen Geistlichkeir mit dem Dechanten Johann Nrp. Dürrnberger, welcher die Einsegnung vornahm, fuhr der mit Kränzen über und über bedeckte Leichenwagen mit dem Sarge. Nach dem Sarge schritten die zwei Anverwandten des Verstorbenen: Josef Lang, Schulrath i. P., dessen Sohn, k. u. k. Linienschiffsfähnrich Rudolf Lang, sowie Feldmarschall - Lieutenant a. D. Ferdinand v. Meyszner und das Officierscorps des Jäger-Bataillons. An dieses schlössen sich fremde Officiere und militärische Abordnungen an. Auch die civilen Kreise der Stadt waren iu höchst ehrender Weise vertreten. Der Bürgermeister Redl, Vice-Bürgermeister Stigler und die Gemeinderäthe, die Spitzen sämmtlicher Behörden, Aemter und Unterrichtsanstalten und eine große Zahl Leidtragender aus der Bürgerschaft befanden sich im Zuge, den zwei Com- vaguien des trauernden Bataillons schlössen. Leiche wurde beim Ausgange des Bahnhofes nochmals eingeseguet und in den Waggon gehoben, worauf das Bataillon die vorge115 schriebene General-Decharge abgab und sodann vor dem Divisionär und dessen Suite defilirte. Die imposante militärische Leichenfeier, die ein feit Menschengedenken in Steyr nicht gesehenes Schauspiel bot, hatte eine ungeheure Menschenmenge angelockt, die zu beiden Seiten des schier endlosen Zuges Svalier bildete. Am nächsten Tage Vormittags wohnte das Bataillon mit seinem Officier-Corps sowie Brigadier GM. v. P i n t e r einem Trauergottesdienste in der Vorstadt-Pfarrkirche bei. — Als Garnisons-Commandant kam an die Stelle des Verstorbenen Major Otto v. Bonelli, der Mitte Jänner in Steyr eintra^. In derSitzung des Gemeinderathes Weyer am 7. December wurde über Antrag des Ge- meindcausschusses Falkner dem dortigen Arzte Felician M a l l y in Anbetracht seines fünfzigjährigen, verdienstvollen Wirkens in der Gemeinde Weyer das Ehrenbürgerrecht verliehen. Im Bauernhause der Frau Johanna N i n d l zu Niederlindach, Ortschaft Uuterwolfern, brach am 8. December Mittags Feuer aus, das sich in Folge starken Windes schnell über dieses Gut und ein benachbartes Häuschen verbreitete. Die junge Feuerwehr von Wolfern, sowie die Gemeindespritze von Gleink, welche sich beim Wimmer zu Pfasfing befindet, waren mit an- erkennenswerther Schnelligkeit am Brandplatze erschienen und leisteteten ausgiebige Hilfe. Es gelang, die argbedrohten Nachbarhäuser, viel Vieh und Fährnisse zu retten. 11 Schweine, manche Ackergeräthe und die Futtervorräthe wurden nebst dem Hause ein Raub der Flammen. Der Schadenssumme von 8500 fl. stand eine Versicherungssumme von 5200 fl. gegenüber. Der Brand wurde durch einen kleinen Knaben gelegt. Am 13. December Morgens brannte in Hilbern das alleinstehende Bauernhaus nieder. Der Pächter dieses Hauses Jgnaz Hable mit seiner Familie gerieth Hiebei, da ihm durch das Feuer die Flucht abgeschnitten war, in arge Lebensgefahr, doch wurden er und seine Angehörigen noch rechtzeitig gerettet. Außer Fährnissen und Futtervorräthen verbrannten drei Schweine und sechzehn Hühner. Der Pächter erlitt einen Schaden von 2000 fl., die Spar- casse Mauthausen, die Besitzerin dieses Gutes, eiuen solchen von 5000 fl., doch standen den Schadenssummen entsprechende Versicherungssummen gegenüber. Am 15. December fand in Steyr, nach seitens des k. k. Oberkirchenrathes in Wien er- folgter Bestätigung der Wahl des Psarrvicars von Eger Erich Stöckl zum Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Steyr, die feierliche Einführung desselben in sein Amt statt. Die Installation nahm Seninor Schwarz aus Gallneukirchen vor. Der kirchlichen Feier folgte ein Festmahl im Hotel Eiselmeyr. Der Werkmeister der 5. k. Versuchsanstalt in Steyr Jgnaz Tomandl wurde Mitte December in gleicher Eigenschaft an die neu- 8*
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