112 In der Sitzung am 11. November ernannte der Gemeindeausschuß von Adlwang den k. k. Bezirkshauptmann von Kirchdorf,'Hugo Freiherrn von Conrad - Ey besfeld, in Anerkennung seiner Verdienste um die Errichtung der Gemeinde und Beihilfe während dieser bereits dreijährigen Periode einstimmig zum Ehrenbürger. Am 15. November Nachts entsprangen aus der Strafanstalt Garsten die drei Sträflinge Carl Juratzko, Vincenz Schneck und Franz Geretsberger. Sie flüchteten sich durch die Bodenräume der Anstalt und ließen sich von dort aus mittelst eines Seiles zur Erde herab. Längs der Eisenbahn wanderten sie in die Ibbser Gegend in Niederösterreich, woselbst sie am folgenden Tage wieder eingefangen und in die Strafanstalt zurückbefördert wurden. Das der Frau Josefa Klinglmayr gehörige ehemalige Schiffmeister-Mayr-Anwesen rn der Schönau zu Steyr ging Mitte November durch Kauf an deren Sohn Spediteur Leopold Klinglmayr über. Der Justizmnister versetzte Mitte November den k. k. Notar in Grünburg, Hermann N. v. Wurzian, nach Mautern. Auf dem Wege von Sierning zum Bahnhöfe. in Neuzeug fiel am 17. November der Bauer Scherlettner aus Steinbach unweit des Obermann'schen Anwesens über einen Abhang auf die Straße und brach sich hiedurch ein Bein. In seiner Wohnung, Fischergasse Nr. 6 zu Steyr, erschoß sich am 17. November in einem Anfälle von Verfolgungswahnsinn der Angestellte der Firma I. & C. Neder Ferdinand Meidinger. Derselbe war ein pflichttreuer Diener seines Herrn, ein zärtlicher Familienvater und rettete wiederholt Menschen vom Tode des Ertrinkens. Se. Majestät der Kaiser hat mit Allerhöchster Entschließung vom 18. November dem Gemeindevorsteher Alois Au er in Ternberg in Anerkennung seines vieljährigen gemeinnützigen Wirkens, insbesondere bei der Erbauung der Franz-Josefs-Brücke, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone aller- gnädigst verliehen. Die Ueberreichung der Deco- raiion wurde am 16. December mit besonderer Festlichkeit begangen und bildete einen Freuden- tag für die ganze Gemeinde. Schon am Vorabende wurde ein Fackelzug verunstaltet und das Dorf illuminirt, während am Decorirungs- lage ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche den Großtheil der Bevölkerung, die gesammte Gemeinde-Vertretung, den Ortsschulrath, Vertreter der Messerrrgenossenschaft Trattenbachs, die Gemeindevorsteher der Nachbargemeinden, sämmtliche Vereine und die Schuljugend Ternbergs und Trattenbachs vereinigte, die unter dem klingenden Spiel einer Musikkapelle in festlichem Zuge sich dahin begeben hatten, hiebet schritt Bürgermeister Auer an der Seite des k. k. Statthaltereirathes und Bezirkshauptmannes Hngo N. v. Heben streit. Nach beendigtem Gottesdienste begaben sich die Festgäste in Derflers Gasthaus, woselbst der k. k. Statthaltereirath nach einer die Verdienste Auers um die Gemeinde Ternberg würdigenden Rede die Dekoration an die Brust Auers heftete. Dieser dankte gerührt, bat, seinen unterthänigsten Dank an die Stufen des Thrones gelangen zu lassen, und brächte schließlich auf den Kaiser ein Hoch aus, in welches die Versammelten begeistert einstimmten. Bei dem nun folgendem Festmahle in Derflers schön decorirtem Saale wurden mehrere Toaste ausgebracht und dem Bürgermeister von Seite der Gemeinderäthe ein Ehrenpräsent, bestehend in einer goldenen Uhr samust Kette, und von Seite der Kinder und Enkel ein goldener Ring überreicht. Dem Gemeinderathe Leopold Molterer, welcher durch 25 Jahre dem Gemeindevorsteher als erster Gemeinderath thatkräftig zur Seite gestanden ist, wurde in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste eine hübsche Pendeluhr übergeben. Albert Pfändners Musikkapelle trug durch ihr gutes Vpiel zur Verschönerung dieses Festes wesentlich bei. Im Bodenräume der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt zu Steyr entstand am 18. November Mittags ein Brand, der jedoch, rechtzeitig entdeckt, unterdrückt wurde, bevor er größeren Schaden anrichten konnte. Die alar- mirte Freiwillige Feuerwehr, welche schnell am Brandplatze erschienen war, trat deßhalb nicht mehr in Thätigkeit. Am 18. November fand in der Pfarrkirche zu Sierning die Vermählung des Gasthaus- besitzers August Sturm mit Fräulein Cäcilie Holzinger statt. Am 19. November fand die Einweihung und Eröffnung des von den beiden Gemeinden Lausa und Großraming auf dem Grunde des Stoffergutes in nächster Nähe des Zusammenflusses des Pechgraben- und Grünauerbaches unweit des Buchdenkmales erbauten Schul- h auses statt, welcher der k. k. Bezirks-Schul- inspector und Professor Rolleder, die Geistlichkeit und sämmtliche Lehrkräfte von Groß- raming und Lausa, die beiden Bürgermeister, Gemeinderäthe, die k. k. Gendarmerie, der neue Ortsschulrath der Pechgraben-Schule, Oberförster Praschil, der den Bau geleitet hat, sammt Familie, Maurermeister Klein von Weher, eine ziemlich große Menge von Leuten aus den Pfarren Großraming und Lausa und die eingeschulten Kinder <89) theilnahmen. Nachdem der hochwürdige Pfarrer von Großraming die kirchliche Einweihung des im Festes- 'chmuck prangenden Schulgebäudes vorgenommen hatte, hielt derselbe eine Ansprache, in welcher er die Wichtigkeit der Schule betonte. Sodann ergriff der k. k. Bezirks-Schulinspector Rolleder das Wort, wies auf die Gründe hin, welche zu einem SchulhauSbau in Pechgraben nöthigten, dankte allen Förderern des Baues, ermähnte die Kinder und ihre Eltern, den gebotenen Ban durch fleißigen Schulbesuch der Kiuder auszunützen, übergab sodann die Schule dem neuen Lehrer Deschk a und schloß nach einem Rückblick auf den Segen der Schule mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches die Versammelten aus vollem Herzen einstimmten, die begeisternde, tiefdurchdachte Rede. Nach dem Absingen der Volkshymne dankten die beiden Bürgermeister von Großraming und Lausa den Behörden und allen übrigen Förderern des Baues. Eine Bewirthuug der 89 Schulkinder schloß 'diese schöne Feier. Am 21. November wurde das Gasthaus „Grammel" in Außerbreitenau Nr. 82 bei Molln sammt Oekonomie- und Nebengebäuden ein Raub der Flammen. Das Feuer brach in dem zu diesem Gute gehörigen Häusel Nr. 83 aus und verbreitete sich von dort über das Hauptgebäude. S t e i n e r, der Besitzer des Gasthauses, erlitt einen Schaden von circa 8000 fl., der durch Versicherung teilweise gedeckt war. Die Feuerwehr aus Molln sowie die Spritzen des Sensengewerkes Agonitz und die Gemeindespritze von Leonstein waren mit Bedienungsmannschaft am Brandplatze erschienen und leisteten thatkräftig Hilfe. Die Kaufmanns- und Hausbesitzerswitwe Frau Marie Eßletzbichler, geb. Gottwald, in Steyr wurde am Morgen des 22. Novembers von den im Hause Bediensteten im Bette todt aufgefunden; eine Herzlähmung hatte ihrem Leben plötzlich ein Ziel gesetzt. Das Begrabniß der Verstorbenen, an welchem sich Leidtragende aus allen Schichten der Bevölkerung zahlreich betheiligten, gab ein beredtes Zeugnis für die Hochachtung, welche der Heimgegangenen von allen Seiten entgegengebracht wurde, und die rege Theilnahme, welche man an den schweren Schicksalschlägen nahm, welche dre Familien Gottwald und Eßletzbichler in so kurzer Zeit nacheinander trafen. In Wolfgangstein bei Kremömnnster orannte am 24. November das dem Besitzer des Hmkermaisgutes in Schachermairdorf, Stephan T tr a u ß, gehörige W u rz in g e r g ü t e l nieder. Da dieses Anwesen größtentheils aus Holz erbaut war, so blieben von selbem nur wenige Mauerreste übrig. Schwer geschädigt wurde auch der Pächter dieses Gutes, dem außer der Fechsung und den Wirthschastsgeräthen viel ^.^brannte. Die Freiwillige Feuerwehr owledie Spritze aus dem Stifte waren auf dem Brandplatze erschienen und leisteten kräftige Hilfe. 24. November wurde in Lausa Hochwurden Pfarrer Franz Lain er durch den hoch- würd,°euDechant Falkner aus Weyer in feierlicher Weise ittstallirt. Die Gemeinde-Vertretung, der Ortsschulrath, die Lehrer mit der Schul- lugend und viele Pfarrholden betheiligten sich mal bildet^^NbN ^'m' deren Schluß ein Fest- In Steyr starb am 25. November der 113 Privatier Franz Spiegelgraber in seinem 85. Lebensjahre. Derselbe war längere Zeit Verwaltungsrath der Pfandleihanstalt in Steyr und vorher Kaufmann in Steinbach gewesen, woselbst er zn den angesehensten Bürgern des Ortes zählte. Die am Thomayergut in Eiusiedel, Gemeinde Lorch, bedienstet gewesene Magd Maria Schober, 21 Jahre alt, hatte am 4. September ihr vier Monate altes Kind Marie nahe am Wasser eines Donauarmes und unweit Enghagen weggel-gt, woselbst das Kind am 11. September von Fischcrsleuten todt anf- gefunden worden war. Marie Schoder wurde deshalb bei der Schwurgerichtsverhandlung in Steyr am 25. November des Verbrechens der ^Nndeswealegung schuldig erkannt und zu einer schweren Kerkerstrafe in der Dauer von sechs Jahren verurtheilt. In Griinburg fand am 26. November die Vermälung des k. k. Steueramts-Controlors Max Bernard mit der Steuereinnehmerstochter Fräulein Irene Wendling statt. Am 27. November traten in der Pfarr- kirche zu Kirchdorf Fräulein Anna Reitter aiis Micheldorf und Johann Schwarzer, Glasermeister in Kirchdorf, zum Traualtar. Die 29 Jahre alte Hochstaplerin Marie Niederer wurde in der Schwurgerichtsverhandlung am 27. November wegen Verbrechens des Gewohnheitsdiebstahls und des Betruges zu fünf Jahren schweren Kerkers verurtheilt. Sie hatte nebst mehreren anderen Diebstahlen und B-Irügereien zuletzt in Bad Hall betrügerische Schulden gemacht. Der Besitzer des Koglergutes in Außer- breiteiiau bei Molln wurde am 28. November Abends todt vor seinem Anwesen aufgefunden. Ein Schlaganfall hatte den 60 Jahre alten Mann getödtet. Der Sägeknecht Franz Link in Ober- grunvurg hatte am 14. October mit eigener Lebensgefahr den Leopold Löschenkohl vom ^ode des Ertrinkens im Steyrflusse gerettet, wofür ihm nun die k. k. Statthalterei die Lebensrettungs-Taglia zuerkannte. Die Waffenfabrik in Steyr schloß nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Regierung des Königreiches Norwegen Ende November einen Vertrag ab über eine Lieferung von 20.000 Krag-Jörgensen-Gewehren. Ende November legte der Reichsraths- abgeorduete des Steyrer Bezirkes k. k. Landes- gerichtsrath August Edlbacher in Folge seines erschütterten Gesundheits-Zustandes sein Reichsrathsmandat nieder. Im Pölz'schen Gasthause zu Steyrling wurde Anfangs December ein Arbeiterfest abgehalten. Dasselbe fand zu Ehren der zwei Sensenarbeiter Franz Bruder Hof er und Franz Weichselbaum er und des Werks- zimmermanues Johann Hörzen berge r, welche 25 Jahre im Sensenwerke des Michael Pießlinger dienten, statt. 8
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