108 109 lammte Gemeindevertretung und viele Amts- Collegen des Jubilars aus den benachbarten Orten. Im Verlaufe desselben wurde dem jubilirenden Postmeister ein von Postmeistern gespendetes prachtvolles Bierservice und durch Bürgermeister Johann Kämpen hu der von Losensteinleithen das Ehreubürgerdiplom dieser Gemeinde überreicht. An dieser Feier participirte auch der Briefträger Jgnaz Ob er eign er, der ebensolange diese Stelle versieht. Ihm wurde durch seinen Bruder eine goldene Uhr gespendet. Musikalische und heitere Vorträge trugen wesentlich Zur Unterhaltung bei. Am 1. October beging einer der populärsten - Bürger der Stadt Steyr, Franz Tomitz, sein 60. Geburtsfest. Derselbe gehört zu jenen verdienstvollen Männern, die für das Wohl der Stadt Steyr, sei es im Gemeinde- rathe, sei es in Vereinen oder anderen Corpora- tionen hervorragend wirken. — Es gibt kaum einen industriellen, humanitären oder geselligen Verein von Bedeutung, in dem Tomitz nicht thätig wäre, kein Unternehmen, wo er nicht fördernd mitwirkte. Ueberall, auf jedem Gebiete war er eifrig bemüht, Nützliches -zu schaffen. Ein solches verdienstvolles Schaffen und Wirken konnte auch nicht unbelohnt bleiben, und so erhielt Franz Tomitz im Jahre 1881 von Seiner Majestät das goldene Verdienstkreuz und im Jahre 1884 das Nitterkreuz des Franz- Josef-Ordens. Auch der Gemeinderath der Stadt Steyr hat ihn dadurch geehrt, dass er ihn im Jahre 1880 zum Ehrenbürger ernannte. — Franz Tomitz ist am 1. October 1835 im Moser'schen Hause, Enge Nr. 4, geboren. Sein Vater, Carl Tomitz, war Schneidermeister und befaßte sich auch mit dem Verkauf von Möbeln. Nach Absolvirung der Kreishauptschule in Steyr erlernte Franz Tomitz bei Georg Wirl in Linz das Schneiderhandwerk und war später in Gmunden, Jschl, Graz rc. in seinem Handwerke thätig. Im Jahre 1855 kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wo er sich im Jahre 1859 verehelichte. Sein reger Sinn für alles Schöne und Gute und seine Liebe zur Vaterstadt drangen in ihn, sich im öffentlichen Leben nützlich zu machen. Im Jahre 1859 gründete er die Grünober-Gesellschaft, welche 26 Jahre bestand, einen Mittelpunkt für die Geselligkeit der Steyrer Bürgerschaft bildete und während dieser Zeit nicht weniger als 4000 fl. für Humanitäts-Anstalten spendete. 1860 wurde er Vorstand des Männergesangs-Vereines „Kränzchen". Im Jahre 1861 betheiligte er sich in hervorragender Weise an der Reorganisirung des Bürgercorps, wurde 1873 dessen Musik> inspector und 1875 dessen Hauptmann. Nach dem Ableben seines Vaters im Jahre 1862 widmete er sich hauptsächlich dem Möbelgeschäfte, welches er bedeutend erweiterte. Als 1866 der Krieg ausbrach, war Tomitz wieder einer der Eifrigsten, die für die Nothleidenden sammelten, und bekundete damit auch seine wahre Vaterlandsliebe. 1875 wurde er zum I erstenmale in den Gemeinderath der Stadt Steyr gewählt, dem er mit kurzer Unterbrechung bis zum heutigen Tage als pflichteifriges Mitglied angehört. In diesem Jahre wurde er auch Ausschuß-Mitglied des Vereines der Schulfreunde und war Mitgründer der Pfand- leih-Anstalt. 1876 arrang'irte er die erste in Steyr stattgehabte Gewerbe-Ausstellung und regte die Errichtung einer k. k. Fachschule, sowie die Gründung einer Permanenten Gewerbe-Ausstellung an. 1878 wurde er zum Obmanne des Vorbereitungs-Comitas für die Feier des 500jährigen Bestandes des Bürgercorps gewählt. 1879 übernahm er die durch den Tod des Bürgermeisters Crammer erledigte Vorstandstelle im Vereine der Schulfreunde und gab die Anregung zur Gründung eines Gewerbe-Vereines. Als im Jahre 1880 die Stadt Steyr das Fest ihres 900jährigen Bestandes, verbunden mit dem 500jährigen Jubiläum des Bürgercorps feierte, war es wieder Franz Tomitz, welcher mit Umsicht und Geschick den historischen Festzug inscenirte und die Industrie-Ausstellung leitete. Es wurde ihm damals die Ehre zu Theil, den Führer Sr. Majestät in der Ausstellung machen zu dürfen. Besonderes Verdienst erwarb sich Franz Tomitz bei der großen Ausstellung im Jahre 1884 um die culturhistorifche und industrielle Ausstellung, wobei insbesondere erstere allgemein bewundert wurde und auch von großem pecu- niären Erfolg war. In diesem Jahre führte er auch den Handfertigkeits-Unterricht im Verein der Schulfreunde ein und stellte im Gemeinderathe den Antrag auf Gründung eines Comites zur Hebung des Fremdenverkehres in Steyr, auf Negulirung des Stadtplatzes und den Bau einer Jndustriehalle. 1888 beschloß über seine Anregung der Verein der Schulfreunde die Errichtung eines Knabenhortes, welchem später die Allerhöchste Auszeichnung zu Theil wurde, den Namen „Kaiser-Franz-Josef-Knabenhort" führen zu dürfen. 1889 stellte er im Gemeinderathe den Antrag auf Errichtung eines Monumentes für den verstorbenen General-Director Josef Werndl. Der Gewerbeverein und das Bürgercorps ernannten in diesem Jahre Franz Tomitz zum Ehrenmitgliede. 1890 gab er den Impuls zur Herstellung eiueö Votivfensters in der Stadtpfarrkirche. In jüngster Zeit hat Tomitz im Gewerbeverein, dessen Obmann er ist, die Errichtung' eines Lehrlingsheims an- geregt, welches auch bereits ins Leben getreten ist. Außerdem ist Tomitz seit vielen Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, der Gesellschaft der Musikfreunde, der Gesangs- vereine „Kränzchen" und „Steyrer Liedertafel", der Section Steyr des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines und des Verschöne- rungsvereines, welchen Körperschaften er gleichfalls reges Interesse zuwendet und sie bei ihren Veranstaltungen werkthätig unterstützt. — Franz Tomitz kann auf sein mehr als 30jähriges öffentliches Wirken gewiß mit voller Zufriedenheit zurückblicken und darf versichert sein, daß die Bürgerschaft Steyrs die Ersprieß-. lichkeit seines Wirkens gerne anerkenut. Dies zeigte auch die Feier seines 60. Geburtstages. Entsprechend seinem geäußerten Wunsche, unterblieb zwar die geplante öffentliche Fner dieses Gedenktages, nichtsdestoweniger aber ließen es sich die vielen Vereine, denen Tomitz theils als Mitglied, theils als Vorstand angehört, nicht nehmen, demselben aus diesem Anlässe in feierlicher Weise ihre Glückwünsche darzu- brmgen. So erschien eine Deputation des Gewerbevereines, der in ihm seinen Vorstand und sein Ehrenmitglied schätzt, und überreichte eine prachtvolle Glückwunsch-Adresse. Diese wurde in der Lithographie von Emil Haas & Cie. geschmackvoll entworfen und ausgeführt uud ruht in einer hübschen Enveloppe aus der Buchbinderei Stiasny. Die Adresse ist von sämmtlichen Mitgliedern des Gewerbevereines unterfertigt. Auch der V er ei n der Schulfreunde, dessen Vorstand Tomitz ist, sandte seinen Ausschuß unter Führung des Be- zixksschulinspectors R o l- l e d e r, der in warmen, anerkennenden Worten die Verdienste des Vor- standes um den Verein hervorhob und im Namen des Ausschusses seine Glückwünsche darbrachte. Die Erzieher des Knabenhortes veranstal- teten Abends imVereins- locale eine eigene Feier, bei welcher die Zöglinge Lieder zum Vorträge brachten und ihrem geliebten Vorstände ihre aufrichtigen Gratulationen aussprachen. Auch Franz Tomitz Ehrenbürger und Gemeinderath von Steyr. wurde Franz Tomitz eine Photographie der gesammten Zöglinge überreicht. Im Namen der Stadt gratulirte Bürgermeister Redl in elnem überaus herzlichen Schreiben unter Anerkennung der großen Verdienste des Gefeierten ™ städtische Gemeinwesen. Kaiserlicher Math Po in tn er überbrachte als Vorstand des Verschönerungs-Vereines und als ältestes Mitglied des Fremd enverkehrs- Comites die Wünsche dieser Vereine uud übergab Tomitz 50 fl. zur beliebigen Verwendung für die durch letzteren geleiteten Vereine. Dieser widmete je eine Hälfte dieser Spende dem Vereine der Schulfreunde und dem Lehrlingsheim. Das Tomitz'sche Arbeits- persouale überreichte seinem verehrten Chef ebenfalls eine hübsche Adresse. Ueberdies trafen von allen Seiten, von Vereinen und Privaten, sowohl aus unserer Stadt, wie aus der Ferne außerordentlich viele Glückwunschschreiben und -Telegramme ein. Wir bringen nebenstehend das Bild des verdienstvollen Bürgers. In der Pfarrkirche zu Kirchdorf fand am 2. October die Vermälung des Fräuleins Betty Holderer mit dem Kaufmann Alexander Lach ein er statt. Die neuerbaute, eiserne Erzherzog-Frauz- Salvator-Brücke in Großraming wurde am 3. October in feierlicher Weise eingeweiht. Nach dem FestgotteLdienste begaben sich die Gemeindevertretung, der Ortsschulrath, die Lehrerschaft und sonstige Honoratioren des Ortes zum Bahnhöfe, um die ankommenden Festgäste, darunter den k. k. Bezirkshauptmann Hugo Ritter v. Hebenstreit, zu empfangen. Von dort aus bewegte sich der festliche Zug zur geschmackvoll deconrten. Brücke, woselbst sich bereits die Geistlichkeit und ein zahlreiches Publicum eingefunden hatten.Hoch- würden Pfarrer G r u b e r nahm nun die Weihe der Brücke vor und hielt sodann eine längere Ansprache an die Versammelten, welche mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. K. k. Bezirkshauptmann v. Hebenstreit bezeichnete in seiner Rede die Brücke als ein Zeugniß für Fortschritt, Sparsamkeit und Vaterlandsliebe. Redner sprach dann allen am Brückenbau Bethelligten, iusbesondere dem Gemeindevorsteher Moisl, . den Dank aus. Die schöne Feier wurde durch Regenwetter leider etwas in ihrem Verlaufe beeinträchtigt; ein kleines Festmahl bildete das Ende desselben. Während der Arbeit in einer Sandgrube zu Hinter bürg bei Micheldorf wurde am 4. October die verheiratete Taglöhnerin Maria Rauscher durch einen herabfallenden Stein schwer beschädigt. Wegen mißlicher Vermögensverhältnisse erschoß sich zu Weyer in der Nacht zum 5. October der Brauer Wagner. In Kremsmünster wurde am 5. October die weitbekannte Frau Theresia Tönik, Besitzerin des Gasthofes „Zum Kaiser Max", im Bette todt aufgefuudeu. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein jähes Ende gemacht.
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