70 Auerspe r g gestandene Bürgernunisterium Giskra-Herbst alsLandesvertheidigungs-Minister. Nach dem Rücktritte des Fürsten Carlos Auersperg übernahm er interimistisch die Minister- präsidentschaft, um im April 1867 zum definitiven Ministerpräsidenten ernannt zu werden. Nach dem Zerfalle des Bürgerministeriums re- signirte auch Graf Taaffe, um jedoch noch im selben Jahre wieder ins Cabinet Potocki berufen zu werden. Das Cabinet Hohenwart-Schaesfle ließ ihn wieder zurücktreten, um später den Statt- halterpoften in Tirol zu übernehmen. Nach dem Tode Lasser's übernahm Graf Taaffe am 15. Februar 1879 wieder das-Portefeuille des Innern und wurde am 12. August 1879 mit der Bildung einer neuen Regierung betraut. Sein System war in den Worten zusammen- zufassen, daß auf dem Rechtsboden der bestehenden Verfassung und innerhalb ihres Rahmens eine friedliche Lösung der Nationatttätenfrage zu suchen und zu finden sei. Graf Taaffe war bereits nahe daran, den Triumph zu feiern, Oesterreich von seinen nationalen Wirren zu befreien, als das deusch- böhmischeAusgleichsprotokoll unterzeichnet wurde. Damals rief er tiefbewegt aus: „Ich bin überaus glücklich!" Welcher Freund, des Vaterlandes hätte ihm nicht dieses wahrhaft sittliche Glücksgefühl ganz und voll gegönnt! Wenn auch zwei der Compaciscenten sich ihre eigenthümliche politische Moral von der Unverbindlichkeit ihrer Unterschriften unter geänderten Verhältnissen construirten — Graf-Taaffe wollte dem Grundsätze der politischen Ehrlichkeit auch hier zum Siege verhelfen. Er wollte jenen politischen Rechtszustand herbeiführen, auf dem alle Nationalitäten des Reiches sich unbeschwert fühlen und die Bedingungen ihrer ungestörten und unverkümmerten Entwicklung gewährleistet finden sollten. Am 14. Februar 1896 ist Prinz Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der erste Oberst-Hofmeister des Kaisers, in seinem Palais im Augarten im 68. Lebensjahre verschieden. Prinz Hohenlohe, ein Bruder des deutschen Kanzlers, war General der Cavallerie und stand bei seinem kaiserlichen Herrn in hoher Gunst. In: Obersthofmeisteramte galt der. Fürst als wohlwollender Vorgesetzter, der den Interessen der Hoftheater stets förderlich zur Seite stand und in allen Kunstangelegenheiten auf Seite der Künstler zu finden war. Als Chef der Hofgärten wandte Prinz Hohenlohe seine besondere Aufmerksamkeit dem Prater zu, und seiner Initiative ist die Schaffung der Reitallee, die Frei- gebung eines Theiles für die Radfahrer rc. zu verdanken. Der Verstorbene war auch Ehren- mitglied des Kunstgewerbevereines und Ehren- curator des österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Ein tückisches Schicksal entriß den berühmten Bildhauer Victor Tilgner den Seinen am Vorabend der Enthüllung des Mozart-Denkmals. Das Werk stand fertig da und die kunstreiche Hand, die es-geschaffen, war kalt. Tilgner überlebte den größten Triumph seines Lebens nicht mehr. Professor Victor Tilgner stand im 52. Lebensjahre. Er war ein gebürtiger Preßburgerund bildete sich auf der Akademie zu Wien und bei den Professoren Bauer, Gasser lind Schönthaler und erhielt noch während seiner Studienzeit den Auftrag, die Büste des Componisten Bellini für das Wiener Opernhaus und die Statue des Herzogs Leopold VI. für das Arsenal auszuführen. Seine ersten hervorragenden Schöpfungen waren Porträtbüsten,' unter denen die von Charlotte Walter seinen Namen zuerst bekannt machte. Nachdem er 1874 eine Reise nach Italien unternommen, entfaltete er in Wien eine umfangreiche Thätigkeit auf dem Gebiete der Porträt- und decorativen Plastik. Von seinen Porträtstatuen und Büsten sind die hervorragendsten: Kaiser- Franz Josef, Kronprinz Rudolf, die Maler Führich, Schönn und Leopold Müller, H. Laube, Bauernfeld, Rubens (für das Künstlerhaus in Wien); von seinen decorativen Arbeiten: die Figuren der Phädra und des Falstaff für das neue Wiener Opernhaus, Triton und Najade (Brunnengruppe in Erz im Volksgarten zu Wien), Brunnen- und Bassingruppen für die kaiserlichen Villen in Jschl und im Lainzer Thiergarten bei Wien, für den Hochstrahlbrunnen beim Palais Schwarzenberg in Wien (1887) und für Preßburg (1888). Für Preßburg hat Tilgner auch ein Denkmal des Componisten Hummel geschaffen. Der Verstorbene war Professor an der Wiener Kunstakademie, in. welcher Stellung er zahlreiche Schüler gebildet hat, Mitglied der Berliner- Kunstakademie und besaß d.ie große goldene Medaille der Berliner Kunstausstellung. Tilgner litt schon seit längerer Zeit an einemHerzleiden, gegen das er vergebens Heilung suchte. In letzter Zeit brächte er einige Wochen auf dem Semmering zu, doch hatte der dortige Aufenthalt nicht den gewünschten Einfluß auf seinen Zustand ausgeübt. Die Ursache seines Herzleidens bringt man damit in Zusammenhang, daß er gegen die bei ihm beginnende Corpulenz übermäßige Turnübungen trieb. Den Tag vor seinem Tode hatte Tilgner an einem Modell 311 einem Grabdenkmal in seinem Atelier, Heugasse 1, im Seitengebäude des Schwarzenberg- Palais, gearbeitet und schien frisch und wohlauf Victor ^tsstner. zu sein. Am Abend sah er eine kleine Gesellschaft von Freunden in seiner Wohnung, mit denen er soupirte und sich dann zu einem Spiele zu- sammensetzte. Dasselbe dauerte jedoch nicht lange. Gegen 10 Uhr hatten die Gäste das Haus bereits verlassen. Tilgner begab sich zur Ruhe, doch wurde seine Frau und seine Schwester gegen Mitternacht durch einen Herzkrampf, der Tilgner heftig packte, in große Aufregung versetzt. Man rief sofort den Hausarzt, der alle Mittel an- wendete, um das so rapid auftretende Herzleiden zu lindern und die drohende Lebensgefahr ab- zuwenden. Dies gelang auch vorläufig. Tilgner's Befinden besserte sich im Laufe der Nacht. In der Frühe blieb Tilgner 511 Bette, da er sich 71 immerhin noch angegriffen und schwach fühlte Gegen 10 Uhr Vormittags wurde der Pfarrer von St. Karl Borromäus gerufen, um den Leidenden mit den Tröstungen der Kirche zu versehen. Als der Pfarrer in der Wohnung Tilgner's erschien, es war 10 Uhr, hatte diesen bereits der Tod dahingerafft. Mit allein Pomp wurde die Leichenfeier veranstaltet und als Nachfeier zu derselben fand die feierliche Enthüllung seines letzten Werkes, des Mozart-Denkmals, statt, dessen Ruhm seinen Namen überleben wird. Einen weiteren Verlust erlitt die Kunst durch den Tod Ludwig Gabillon's eines der ältesten Mitglieder des Burgtheaters, /der am 13. Februar 1896 nach längerer Krankheit entschlief. Eine Rückenmarksleiden hatte Gabillon erfaßt und zehrte seine Kräfte auf. Gabillon war eine Zierde des Burgtheaters, ein großer Künstler, dem nebst seinen Collegen so mancher Verehrer eine Thräne ins Grab nachweinte. * In künstlerischer Beziehung scheint uns die Freilegung des Stefansdomes, die durch eine Anzahl kunstsinniger Bürger projectirt wurde, in erster Linie der Rede werth. Man will den Stefansthurm, der leider so verbaut ist, daß man den Riesen nur von dem verhältnißmäßig
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