Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

58 59 verdottert und aufgeregt als bisher, so daß die aufmerksam beobachtende Forstmeisterin argwöhnte, ihr Gemahl habe die Geschichte mehr verbösert als verbessert. Dann endlich war das ersehnte Telegramm da mit dem sonderbare.! Text: „Es prüfe, wer sich ewig bindet!" Eine Unterschrift hatte die Depesche nicht, wahrscheinlich war dem Vater Allmeyer das eine Wort zu theuer. Ein ausgesprochenes „Ja" wäre dem Forstgehilfen das liebste gewesen, aber der Vater kennt ja 's Engerl nicht, darum begreift er auch nicht die Sehnsucht des Sohnes. Immerhin steht kein starres „Nein" im Telegramm und deßwegen kann der Versuch riskirt werden, um das himmlische Engerl anzuhalten. Allmeyer erbat sich daher einen halben Tag Urlaub, der anstandslos, wenn auch mit einem gewissen Augenzwinkern des Vorstandes, genehmigt wurde. Kurz darauf verließ der Forstgehilfe in voller Uniform, wie sie nur angelegt wird, wenn der Allerhöchste Jagdherr iu's Revier kommt und das Forstpersonal zur Vorstellung befohlen ist, das Forsthaus und wanderte hinüber iu's Thal von Taubensee. * * Wieder steht der Forstgehilfe vor der Wartei wie vor vielen Wochen, diesmal am lichten Morgen, und mit lautem Appell begrüßen die munteren Dackel den Waidmann. Verwundert empfang! die Försterin den ungewöhnlichen Besucher, erräth aber augenblicklich an der Galauniform den Zweck des Kommens. Ob der Herr Förster zu Hause wäre? Leider nein, aber er sei auf Mittag fällig, da er das Mittagessen zur gewöhnlichen Zeit bestellte. Ob der Herr Forstgehilfe nicht vielleicht warten wolle? Ihm bleibt wohl nichts anderes übrig, denn so geschwind wird er nicht wieder Urlaub erhalten. Und dann kann er ja der Försterin gleich sein Anliegen vortragen. Sagt sie nein, dann wird die weitere Anfrage beim Engerlvater ohnehin überflüssig. Eben will Allmeyer seine Bitte vorbringen, da stürmt 's Engerl ahnungslos in die Stube, huscht aber erröthend wieder zurück, wie es den Besucher im Festkleide erblickt. Die Försterin ermähnt Allmeyer, frisch von der Leber zu reden und so schießt er denn los und sagt, wie das Mädchen auf ihn einen unauslöschlichen tiefen Eindruck gemacht habe, wie er es lieben lernte, ohne auch nur ein Wort zu sagen; daß er bei seinen Eltern augefragt und kein Nein erhalten habe und daß seine jetzige Anfangsstellung kein Hinderniß bilde, da er aus verniöglicher Familie stamme und den nöthigen Zuschuß unzweifelhaft erhalte, bis sich der Gehalt erhöhen werde. Du lieber Himmel! Was soll die Försterin sägen? Jetzt steht der Freier da und die Trcnnungsstunde ist in bestimmbare Nähe gerückt. Ein schmucker Mann, dem die Ehrlichkeit vom Gesicht abzulesen ist! Ein Forstmann, noch dazu vermöglich! Es kommt also nur darauf an, was Engerl und dann der Vater- sagen wird. „Engerl, komm' herein!" Und Waldvögelein flattert scheu iu die Stube und knickert vor dem Besucher. Jähe Röthe haben die jungen Leutchen beide auf den Wangen und keines weiß das rechte Wort zu finden. Da muß schon Mütterchen eingreifen: „Der Herr Forstgchilfe hat um Dich angehalten, Engerl, er will Dich zum Weibe!" Und 's Engerl? Das holde Mädchen fliegt auf Mütterchen zu und schlingt iu entzückender Verlegenheit die Arme um die Beschützerin. „Will mein Herzenskind dem Freier nicht Antwort geben?" In holder Schani erglühend, neigt Engerl das Köpfchen. „Sprich, mein Kind, er ist ein ehrlicher Mann, Du hast zu entscheiden, willst Dn?" „Was Ihr wollt, ich will gehorchen!" lispelt 's Engerl. „Nicht, was die Eltern wollen, Herz, um Dich handelt es sich! Willst Du deu Mann vor Dir zum Gatten?" Ein leise geflüstertes „Ja!" kommt von den Rosenlippen. „Dann gieb dem Herrn die Hand, Engerl, die Entscheidung aber soll end- giltig der Vater treffen." Befangen und doch das Herz hinaus in die Küche. Die Dackel umspringen freudig hatzgebend ihren Gebieter und laufen sofort zur Thüre der Wohnstube, als wollten sie den Besuch eines Fremden anmelden. Ah, Besuch und der Herr Forstgehilfe in Uniform? Was ist denn los!" „Darf ich den Herrn Förster um eine Unterredung in der Kanzlei bitten?" „Gewiß! Aber wozu so förmlich? Geheimnisse werden Sie mir wohl kaum zu melden haben, also können wir uns auch iu der Wohnstube besprechen!" sagte der Förster. „Ich habe in der Küche zu thun, entschuldigen Sie mich, Herr Allmeyer!" wirst die Försterin dazwischen ein und entfernt sich eiligst. Dem Förster geht augenblicklich ein Licht auf. Seine Vermuthung ist denn auch völlig richtig. voll überquellender Glückseligkeit reichen! sich die jungen Leute die Hände, dann setzt man sich; erst, stammelnd vor Aufregung, aber allmälig immer sicherer erzählt Allmeyer von seinen Verhältnissen und seiner Familie, läßt sich selber aber und sein Liebessehnen taktvoll unerwähnt. Engerl horcht zu an der Mutter Brust. Schwere Tritte werden laut: „Der Vater kommt!" ruft Engerl und flüchtet s

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