Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

Anstand vor sich. Auch mit Georg von Stein wurde am 25. April 1464 ein Vergleich abgeschlossen, wonach ihm der Kaiser 6000 Ducaten baar zurückzahlen, Stein hingegen zu Pfingsten 1465 Stadt und Burg übergeben sollte, bis dahin jedoch noch deren Einkünfte genießen konnte. Sei es nun, daß der Kaiser, der auch selten Geld hatte, die Vergleichs¬ summe nicht bezahlte, sei es, daß der räuberische Ritter den Vergleich nicht einhielt, kurz, Letzterer behielt Steyr auch noch im Jahre 1466, verband sich mit anderen widerspenstigen Adeligen, be¬ onders mit Wilhelm von Puchheim, Heinrich Geumann von Schiffereck und böhmischen Söldnern, und begann offene Rebellion. Die Stadt Steyr kam nun in große Bedrängniß. Um sich zu schützen, mußten die Bürger selbst bewaffnet ausziehen. Sie rückten zuerst gegen Heinrich Geumann, belagerten und eroberten dessen Burg Schiffereck bei Kronstorf und zerstörten sie von Grund aus. Dann zogen sie gegen Thomas Pürchinger, der von einem Schlosse Ziehberg aus die Bauern höfe plünderte, und zwangen ihn zum Frieden. Um diese Zeit war Georg von Stein im Schlosse zu Aschbach, also von Steyr abwesend, und Kaiser Fried¬ rich, der in Linz war, wollte diese Ge¬ legenheit benützen und schickte Georg von Volkerstorf mit 400 Reitern nach Steyr, um die Besatzung Steins zu überrumpeln. Der Ueberfall gelang aber nicht ganz. Zwar öffneten die Bürger schnell die Thore der Stadt und huldigten dem mitgekommenen Herzoge von Sachsen an Kaisers Statt, aber die Burg ergab sich nicht, und Stein, der schnell benach¬ richtigt worden war, zog mit seinen Söldnern sofort zum Ersatz heran. Er überfiel zuerst die Vorstadt Ennsdorf, setzte dann weiter unten über die Enns und rückte gegen die Vorstadt Steyrdorf. Volkerstorf hatte sich mit seinem Anhange 1 bei der Pfarrlirche und beim Gilgen¬ thore verschanzt. Steyrdorf war damals mit Pallissaden und Mauern wohl be¬ festigt, und die Söldner Steins stürmten 101 siebenmal vergebens an. Erst beim achten Sturme gelang es ihnen durch den Ver¬ rath eines Messerergesellen in die Vorstadt einzudringen und von da aus auch das Schloß zu erreichen. Georg von Stein brannte vor Wuth gegen die Bürger und rief ihnen von den Schloßzinnen aus die mannigfaltigsten Schimpfworte zu. Die Bürger ihrerseits gaben ihm auch nicht gerade die schönsten Titel. Doch die Stadt kam bald wieder in seine Gewalt, da Volkerstorfs Truppe weitaus zu schwach war, sie zu halten, und Stein plünderte und brandschatzte darauf nach Willkür im Lande. St. Florian, Garsten, Weyer, ja selbst Gmunden empfanden Wall¬ seine räuberische Hand. Wolf von ee wollte aus seiner festen BurgPern¬ thun, stein den Plünderungen Einhalt von wurde aber im Markte KirchdorfK Stein eingeschlossen und 200 seiner Leute erschlagen. Auf der anderen Seite führte Wilhelm von Puchheim einen förmlichen Ver¬ nichtungskrieg im Machlande, plünderte Baumgartenberg und trieb sein Räuber¬ unwesen bis nach Melk. Unterdessen war es sowohl am 28. Fe¬ bruar 1467 in Linz als auch am 24. Mai in Korneuburg zu neuen Vergleichen ge¬ kommen, und die Stände drangen mit Ernst in den Kaiser, die Sache mit Georg von Stein in Ordnung zu bringen. Auch der König von Böhmen mischte sich darein. Da schickte Friedrich seinen Feldherrn Ulrich von Gravenegg nach Steyr, welcher die Burg mehrere Wochen regelrecht be¬ lagerte und Ende Jänner 1468 eroberte. Steyr halte aber dabei nicht viel gewonnen, denn der Gravenegger wirthschaftete bald noch ärger, als früher der von Stein. So stand es damals noch um das Faustrecht, und die Macht des Landes¬ fürsten reichte kaum hin, einige störrische Ritter zur Ruhe zu bringen. Es ist sehr begreiflich, daß bei diesen fürchterlichen Verheerungen und Greuelthaten, wie in den Zeiten der tiefsten Barbarei, ein allgemeiner Schrecken unter den Unter¬ thanen herrschte, aber Kaiser Friedrich war für schnelle, kräftige Maßregeln nicht

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