Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

74 Unsere wohlgetroffene Illustration gibt ein getreues Bild des Werkes. Es ist ein Wand¬ denkmal, das sich bei einer Breite von 5 Meter bis zur Höhe von 15 Meter erhebt. In ernstem Barockstyle gehalten, stellt es eine Art Triumph¬ bogen dar, der in Sockel, Mittelbau und Aufbau gegliedert ist. Der Sockel wird an beiden Seiten von Postamenten gefaßt: links das Standbild des Bischof Kollonitsch, rechts das des heldenmüthigen Bürgermeisters Liebenberg, dessen Andenken das dankbare Wien bekanntlich auch ein Stand¬ Baron eine bild gewidmet hat. Der Mittelgrund trägt von zwei geflügelten Genien gehaltene In¬ schriftentafel mit der Namensliste der Helden des Jahres 1683. Der Mittelbau enthält die Hauptgruppe des Denkmales. Die Gruppe steht, von zwei Säulen flankirt, auf reichgeschmücktem Postamente welches die Wappen Starhemberg's und der Stadt Wien zeigt. Sie stellt Bürger, Soldaten Studenten und nachdrängendes Volk dar, welches in gehobener Stimmung zum ersten Male nach der Befreiung durch die geöffneten Stadt¬ thore über die Schanzen ins Freie drängt. In ihrer Mitte, hoch zu Roß, Graf Rüdiger Starhemberg. Zu seinem Haupte schwingt sich aus dem Thore ein Siegesengel mit Palmen und Lorbeeren. Die Attica des Mittelbaues trägt zwei Gruppen, welche die Führer des Entsetzungsheeres darstellen: links Karl von Lothringen und Johann Georg von Sachsen rechts Johann Sobieski und Max Emanuel von Bayern. Im Mittelfeld des Oberbaues sehen wir das Reichswappen und die Throninsignien und das Ganze klingt in eine Allegorie aus, welche Innocenz den XI. und Leopold I. in Anbetung vor dem Bilde der Madonna zeigt, die in Mundy goldenem Strahlenkranze mit dem Jesuskind im Arme herniederschwebt. In seinen architektonischen Theilen ist das Denkmal in rothem Salzburger Marmor aus¬ geführt; das Figurale besteht aus kararischem Marmor und Bronze. Ebenfalls im September tagte in Wien der Congreß deutscher Naturforscher und Aerzte. Unterdessen war die politische Sommerstille vorübergegangen. Der Zusammentritt der Dele¬ gationen, welche 1894 in Budapest tagten, gab den maßgebenden Factoren Anlaß, neuerdings die Sicherheit des europäischen Friedens zu be¬ tonen. Der October brachte ein blutiges Prälu¬

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