Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

zugleich. Sehr bemerkenswerth sind die gleich rechts vom Eingange untergebrachten Menschen¬ affen, vor deren Käfig sich immer eine große Menge Neugieriger ansammelt. In den Raub¬ thierkäfigen sind prachtvolle Exemplare der ver¬ schiedensten Raubthiergattungen untergebracht Die Anordnung des räumlich sehr ausgedehnten Thiergartens ist eine sehr praktische und hübsche. Das Ganze macht den Wiener Thiergarten zu einem beliebten Aufenthaltsorte der Wiener. Noch ein Todesfall hat im Hochsommer weit über die Grenze Wiens hinaus die auf¬ Nuntius Agliardi. richtigste Theilnahme, gepaart mit schreckensvoller Bestürzung, hervorgerufen. Am 30. August be¬ ging der Schöpfer der Freiwilligen Rettungs¬ gesellschaft, Baron Mundy, einen Selbstmord, dessen Motive unaufgeklärt blieben. Ehrenvolle Erinnerung ist dem Andenken dieses wahren Menschenfreundes gewiß. Die Cholerabefürchtungen, die man im August für Wien hegte, blieben glücklicherweise grundlos. Alle verdächtigen Erkrankungen stellten ich als harmloser Natur heraus. Der September brachte dem Kronlande Galizien stolze Tage. Der Kaiser besichtigte die Landesausstellung in Lemberg und hatte 73 Worte der rückhaltlosesten Anerkennung für das chöne culturelle Streben, das daselbst zu Tage trat. Am 13. September wurde im Stefansdome in Anwesenheit des Kaisers das großartige Türkenbefreiungsdenkmal enthüllt, auf dem Professor Edmund Hellmer in meisterhafter Weise jenes denkwürdige historische Ereigniß verewigt hat, das für Wien und die Wiener von so besonderer Bedeutung ist. Lange hat es gedauert, bis das schöne Werk seiner Vollendung zugeführt wurde, nun aber wird es als mahnendes Wahrzeichen die Wiener Hofrath Rothnagel. erinnern an die Befreiung ihrer Vaterstadt aus drängender Türkennoth. Als das Jahr 1883 den Wienern die Er¬ innerung an die zweite Türkenbelagerung brachte, da reifte auch der Gedanke den Kämpfern ür Kaiser und Reich, für Kirche und Vater¬ land in der Thurmhalle des St. Stefansdomes ein würdig Denkmal zu bereiten. Cardinal Ganglbauer gab die Anregung. Er wurde auch Protector des schönen Werkes, nach ihm sein Amtsnachfolger Cardinal Gruscha. Unser Kaiser ist auch hier mit leuchtendem Beispiel voran¬ gegangen. Sein erlauchter Name stand als der erste auf der Liste der Spender.

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