Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

Dort hat die Kirchenpolitik der Regierung zu einem Conflict mit der Curie und ihrem Ver¬ zu treter, dem Nuntius Agliardi, geführt, einem Conflict, der schließlich die Demission des gemeinsamen Ministers des Aeußern, des Grafen Kalnoky, und dessen Ersetzung durch den Grafen Agenor Goluchowski zur Folge hatte. * * * Im Wetterwinkel Europas herrscht verhält¬ nißmäßige Ruhe; erfreuliche culturelle und poli¬ tische Fortentwicklung läßt sich bei den meisten Balkanstaaten constatiren. In der Türkei hat 2 Edler Ferd. ge¬ der letzte Monat einen Großvezierwechsel in bracht, von dem man größere Gefügigkeit der armenischen Frage, jedenfalls Förderung der europäischen Reformbestrebungen erwartet Wir wollen nun im Nachstehenden die Ein¬ zelereignisse des in Rede stehenden Zeitraumes einer cursorischen Betrachtung unterziehen. Oesterreich-Angarn. Unverändert und ungeschmälert ist die euro¬ päische Stellung der Monarchie, unser Vaterland behauptet sich siegreich und lebenskräftig. Der Patriotismus, die Opferwilligkeit der Bevölkerung nimmt willig jene schweren Lasten auf sich, die 2 71 uns die Großmachtstellung des Reiches auf¬ rlegt. An der Schwelle jenes Zeitraumes, dem unsere Besprechung gilt, stehen jene Studenten¬ Demonstrationen, die aus politischen Gründen gegen Hofrath Nothnagel veranstaltet wurden. Es gelang, die hochgehenden Wogen zu be¬ sänftigen, ohne daß ernstere Maßregeln noth¬ wendig wurden, ohne daß man, wie anfänglich befürchtet wurde, zur Schließung der Universität chreiten mußte. In die Julitage des Jahres 1894 fällt der 2 9 2 E 1 W Dr. Heinr. Ritter v. Wittes. Tod einer der sympathischesten Frauengestalten unserer Literatur: am 5. Juli starb Betti Paoli, die feinsinnige Dichterin und Freundin Grillparzer's, Lenau's und Bauernfeld's. Ein erfreuliches Zeugniß der hohen Stufe, auf welcher unser heimisches Postwesen steht, bedeutet das österreichische Postmuseum, dessen Eröffnung am 7. Juli stattfand. Staunenswerth ist die Entwicklung, welche dieser Zweig mensch¬ licher Schaffenskraft erfahren hat. Längst hat man das Staunen verlernt, wenn aus weiter Ferne ichere Kunde mit pünktlicher Genauigkeit ins Haus gestellt wird. Eine unerfreuliche Neuigkeit brachte die Post in den Julitagen des vergan¬

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