bei der Wiese, um Klee mähen zu lassen. Sonst that mich das Blitzen vom Thau auf Gras und Kräutern im Frühsonnen¬ chein immer erfreu'n. Heut' war ich mürrisch — ich dacht' noch an gestern und daß der Bub' bei der Arbeit fehlte. Als ich so durch den Wiesenrain dahin¬ schritt, sah ich, daß ein Nachbar vom Linden¬ höfl sehr erregt auf mich zukam. Es war nein liebster Schulfreund. Wie blaß der Peter aber ausschaute, die Knie schlotterten und er konnt' mich kaum anblicken. ihm, Ich legt' die Sense hin und ging ihm entgegen. „Was is Dir? Was hast denn, Peter Hollbein? So fragt' ich und wollt' ihm die Flaschen mit einem guten Morgentrunk geben. Aber er wehrte sie ab. Mir is nix — 's is nur — wegen 7 —und Dir Es verschlug ihm die Red' und helle Schweißtropfen perlten ihm an der Stirn Mir begann das Herz zu schlagen. Das Gewissen regte sich jäh! Es war mir so bang zu Muth — wie ein Mühlstein lag's centnerschwer auf mir. Ich zitterte — was Entsetzliches, was Schreckliches zu hören. „Ich bin heunt zeitli durch'n Erlen¬ gangen,“ begann Peter Hollbein, 4 grund „und an die Stell' streten am gähen Ab¬ wo schon so viel Unglück g'scheh'n grund, — aber is dort hab' ich ihn g’sehen — Du mußt net erschrecken, Kormann.“ Ein lauter Aufschrei war meine Ant¬ wort. O, ich wußt' genug — und braucht um keinen Namen zu fragen. „Kommt mit — ich will ihn suchen mich hin!“ führt Meine Glieder waren gelähmt. Nach mühseligem Wandern durch Dorngestrüpp und Felszacken kamen wir in den engsten, chluchtähnlichen Theil, wo der Erlenbach — den „Erlengrund“ nennt hervorspringt man's im ganzen Gebirg'. Plötzlich blieb Peter Hollbein mit schreckentstellten Zügen steh'n. Er streckte die Hand aus und deutete auf einen großen moosbewachsenen Felsblock, dicht unter dem jäh aufsteigenden Gaustein. 37 Schau dorthin, Andreas,“ sagte Peter zitternd. Maria und Josef! Welch ein Anblick bot sich da! Da lag mein Einz'ger, mein chmucker Hansl, aber kalt und stumm, Zorn und Schmerz im wächsernen Antlitz, und mit zerschmetterten Gliedern. Zu seinen Füßen lag der Leichnam des Gretle, der die aufgegangene Haarfluth das liebliche G'sichtel verdeckte. Ich stürzte an dem zerschmetterten Leichnam meines Bub'n nieder und begann laut zu weinen Aber, Andre! Andre, was träumst denn? Was fehlt Dir nur? Es war die liebevolle Stimme meiner Anne=Marie, meiner Lebensgefährtin, die mich weckte. Ich erwachte und sah mich um. Wo — die entsetzlichen Leichen? waren sie Geträumt? — Nur geträumt? Ich wär' net im Erlengrund g’wesen? Plötzlich durchfuhr mich mitten im Glücksgefühl ein furchtbarer Gedanke. Anne=Marie!“ rief ich. „Wo is der Hansl?“ Sie sah mich trauri und vorwurfs¬ oll an: „Der arme Hansl! Er is die ganze Nacht net heim 'kommen. Weiß 's der gute Herrgott alleini, wo er umherirrt!“ Mit gleichen Füßen sprang ich aus'n Bett. In drei Minuten war ich in den Kleidern. Ohne ein' Bissen zu essen, lief ich davon. „Fort — auf'n Gaustein!“ schrie es in mir. An den erstaunten Nachbarn und Hel¬ ersleut', die in der Gottesfrüh' vor den Häusern standen, vorüber, rast ich durch's Dorf. Die Füße wund, den Körper in Schweiß gebadet, so kam ich am Erlen¬ grund an. Jetzt erblickt' ich auch droben den Rand des Gausteins. Da droben standen zwei Menschen — Brust an Brust — und die Arme um einander geschlungen. Als ich ein gut Theil des Abhangs erklettert, konnt' ich auch
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